Die in den letzten Jahren über Haiti, Indonesien und Japan
hereinbrechenden Erdbeben und Tsunamis haben über eine halbe Million
Menschen getötet. Hier ergibt sich die klare Notwendigkeit einer
besseren Erdbebengefährdungserkennung. Insbesondere bedrohen mögliche
Erdbeben rund um das Marmarameer die soziale und wirtschaftliche
Entwicklung in einer der am dichtesten besiedelten Regionen Europas.
Deshalb ist dieses Gebiet der Schwerpunkt des Projekts
MARSITE.
Sein Ziel ist es, Landesteile auf europäischer Ebene auf geologische
Katastrophen vorzubereiten, indem die Forschung von Seismologen,
Ingenieuren und Gas-Geochemikern koordiniert wird.
Bisher konnten die Wissenschaftler durch eine Kartierung aktiver
Verwerfungen sowie Analyse historischer Erdbebendaten ein genaueres Bild
des Erdbebenrisikos der Gegend erstellen. Das Team baute
Langzeit-Katastrophenmanagementsysteme zur kontinuierlichen Überwachung
potenzieller Erdbeben, Tsunamis, Erdrutsche und chemisch-radioaktiver
Emissionen durch harmonisierte land-, meeres- und weltraumgestützte
Beobachtungsstationen auf.
MARSITE erstellte eine Szenario-Datenbank für durch Erdbeben
ausgelöste Tsunamis, um mit Frühwarn- und schnellen Reaktionssystemen
für die Marmara-Region und die Stadt Istanbul voranzukommen. Die
Forscher berechneten Risikowahrscheinlichkeiten für die nächsten 5-, 10-
und 50-Jahreszeiträume und entwickelten ein dreidimensionales Modell,
um Bodenbewegungen entsprechend möglicher Erdbebenszenarien zu
simulieren.
Dieses laufende Forschungsvorhaben wird den Entscheidungsträgern
dabei helfen, Katastrophenvorsorgestrategien für das
Marmara-Hochrisikogebiet zu entwickeln, und zur Verbesserung der
Reaktion der Bürger auf Notfälle über das öffentliche Bewusstsein
beitragen. Da diese Erkenntnisse auch auf andere erdbebengefährdete
Gebiete anwendbar sind, bedeuten sie gleichermaßen Fortschritte für
globale Frühwarnmeldesysteme.