Veränderungen in den Familien und damit verbundene gesellschaftliche Herausforderungen

Ein durch die EU finanziertes Projekt untersucht die Vielfalt der Familienformen und neue Familienkonfigurationen, bewertet die Vereinbarkeit der vorhandenen Politiken mit diesen Veränderungen und identifiziert zukünftige politische Erfordernisse. Die Initiative erschafft eine breitere, forschungsbasierte Grundlage zur Politikgestaltung auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene, die in einem multidisziplinären Ansatz wurzelt.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es in Europa wesentliche Veränderungen in den Familienstrukturen, woraus eine große Vielfalt an Familienformen und -beziehungen resultierte. Die Heiratshäufigkeit ist zurückgegangen, und sowohl Ehe als auch Elternschaft treten, wenn überhaupt, verzögert ein. Die Geburtenraten sind deutlich unter die Niveaus gesunken, die für eine natürliche Erneuerung der Bevölkerung notwendig sind.

Man geht immer häufiger nichteheliche Lebensgemeinschaften ein, und auch bei Paaren mit Kindern sind Scheidungs- und Trennungsraten erheblich im Steigen begriffen. Diese Veränderungen haben überdies auch Einfluss auf den Lebensverlauf der Familien, d. h. die Reihenfolge und Geschwindigkeit, mit der bestimmte Ereignisse wie beispielsweise Heirat, Geburt, usw. im Leben des Einzelnen eintreten. Das Leben des Individuums wird von anderen Familienmitgliedern, Verwandten und weiter geknüpften sozialen Netzwerken beeinflusst. Die Bindungen innerhalb der und zwischen den Familien und Generationen, und die Entscheidungen, welche die Individuen innerhalb dieser Netzwerke treffen, prägen die Lebensverläufe und deren Ergebnisse.

Auch der gesellschaftliche Kontext wirkt sich durch Richtlinien und Normen auf den Gang des Familienlebens aus, wodurch bestimmte Arten von Familien Priorität erlangen und die sozialen Risiken mehr oder weniger gleichmäßig über Familien und Generationen verteilt werden können. Die wichtigsten Prozesse, die den Lebensverlauf einer Familie formen, stehen mit vier Dimensionen in Wechselwirkung: Geschlecht, Kultur, sozioökonomische Ressourcen und Lebensphasen.

Auf Grundlage dieses Zusammenhangs verfolgt das EU-finanzierte Projekt FAMILIESANDSOCIETIES das Ziel, das Verständnis der Entwicklung von Familien in Europa sowie für die aus diesen Entwicklungen resultierenden Herausforderungen zu fördern. Das Projekt will Forschungslücken in Bezug auf den familiären Wandel in Europa füllen, um die Vereinbarkeit der existierenden Politiken mit diesen Veränderungen zu bewerten und eine breiter angelegte, forschungsbasierte Grundlage für die Politikgestaltung zu erschaffen. Innerhalb von FAMILIESANDSOCIETIES arbeiten fünfundzwanzig Forschungspartner aus fünfzehn europäischen Ländern und drei transnationale Akteure der Zivilgesellschaft zusammen. Das Projekt vereint ebenfalls eine große Zahl verschiedener Interessengruppen und politischer Entscheidungsträger.

Um an zuverlässige Einsichten in Ursachen und Folgen von Veränderungen in den Familien zu gelangen, stützt sich das Projekt auf vergleichende Analysen unter Einsatz moderner quantitativer Methoden bis hin zu qualitativ hochwertigen Register- und Erhebungsdaten und führt außerdem qualitative Studien durch.

FAMILIESANDSOCIETIES setzt methodische Strategien ein, welche die Qualität der wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Bewertung von Auswirkungen politischer und gesellschaftlicher Veränderungen auf den Ablauf des Familienlebens erheblich verbessern. Das Projekt analysiert die Auswirkungen einer Vielzahl von familienpolitischen Maßnahmen auf die Familien, auf die Beziehungen zwischen den Geschlechtern und die Generationendynamik. Das Projekt verschafft detaillierte Einblicke, wie soziale und ökonomische Kontexte sowie spezielle Ereignisse im Verlauf des Familienlebens das Wohlbefinden von Kindern, Frauen und Männern, Müttern und Vätern prägen, und trägt daher zur Optimierung der Wissensbasis für politische Empfehlungen bei.

veröffentlicht: 2015-09-03
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