Vorbereitung Europas auf Naturkatastrophen

EU-finanzierte Forscher entwickelten ein Tool, mit dem die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Verkehrsinfrastruktur beurteilt werden können, um Menschenleben zu retten und Geld zu sparen.

Das Tool wurde im Rahmen der EU-finanzierten Initiative INFRARISK entwickelt und Ende September 2016 auf deren Abschlusskonferenz vorgestellt. Diese Innovation soll politische Entscheidungsträger und Experten des Baugewerbes dabei unterstützen, die Widerstandsfähigkeit von Brücken, Straßen und Schienennetzen gegenüber Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hochwässern und Erdrutschen zu steigern.

In den letzten zehn Jahren starben in Europa etwa 80 000 Menschen durch Naturkatastrophen, durchdachte Präventions- und Eindämmungsmaßnahmen könnten also Leben retten.

Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt das INFRARISK Decision Support Tool (IDST) entwickelt. Dieses Computerprogramm soll fundierte Entscheidungen ermöglichen und beruht auf Daten, die in Fallstudien zu Straßen- und Schienennetzen in ganz Europa gewonnen wurden. In diesen Fallstudien wurde ermittelt, wo Verkehrsinfrastrukturen beschädigt wurden, und die Verkehrsbedingungen wurden insgesamt beurteilt.

Anhand der Ergebnisse erstellten die Forscher eine Reihe von Modulen, die Informationen zu bedrohlichen Naturphänomenen und der Art und Weise enthalten, auf die sich diese sich auf Infrastrukturen auswirken. Bei diesen Modulen wird zudem der „Kaskadeneffekt“ von Katastrophen berücksichtigt, so werden beispielsweise durch einen Erdrutsch nicht nur Straßen- und Schienennetze blockiert, sondern ganze Bevölkerungen isoliert. Rettungsdienste und Krisenreaktionsteams müssen sich an diese Umstände anpassen, und auch wirtschaftliche Schäden sind die Folge.

Bei der Entwicklung von IDST trugen die Projektmitglieder der Tatsache Rechnung, dass bei einer sinnvollen Krisenreaktionsplanung auch die indirekten Konsequenzen zu berücksichtigen sind, die mit unvorhergesehenen Naturkatastrophen einhergehen. Dies ist sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus humanitärer Sicht von zentraler Bedeutung. Naturkatastrophen sind in Europa zwar relativ selten, doch wenn sie sich ereignen, können ihre Auswirkungen auf Infrastrukturen verheerend sein. Die wirtschaftlichen Schäden, die in den letzten zehn Jahren von Naturkatastrophen angerichtet wurden, belaufen sich auf 95 Milliarden EUR.

Derzeit werden jedoch nur 4 % der Geldmittel, die in Europa im Kontext von Naturkatastrophen aufgewendet werden, in die Prävention investiert, der Rest fließt in Soforthilfe, Notfallmaßnahmen und den Wiederaufbau. Werden die zuständigen Entscheidungsträger allerdings auf das wahrscheinlichste Szenario eines Erdbebens aufmerksam gemacht, das beispielsweise einen wichtigen Autobahnabschnitt betrifft, könnten die wirtschaftlichen Verluste durch Entscheidungen für entsprechende Baumaßnahmen und Versicherungen begrenzt werden. So könnten sich betroffene Regionen nach einer Naturkatastrophe deutlich schneller erholen.

Im INFRARISK-Projekt wurde zudem eine Methodologie für Belastungsprüfungen entwickelt, mit denen die potentiellen Auswirkungen bestimmter Naturkatastrophen auf weitere kritische Infrastrukturen wie das Stromnetz simuliert werden können. Der integrierte Risikobewertungsansatz des Projekts stellt die gegenseitige Abhängigkeit verschiedener Arten von Infrastrukturen in den Mittelpunkt, sodass Entscheidungsträger den Katastrophenschutz ganzheitlich betrachten können. Die Projektmitglieder organisierten zudem audio-visuelle Schulungen für Ingenieure und Risikomanager, um sie mit dem IDST-Tool vertraut zu machen und sie in der Interpretation der Ergebnisse des Programms zu unterrichten.

Das Prototyp-IDST des Projekts soll sowohl bestehende als auch zukünftige Infrastrukturen unterstützen. Die positiven Ergebnisse, die auf der Abschlusskonferenz des Projekts vorgestellt wurden, belegen letztendlich, dass die Risiken und Schwächen von Infrastrukturnetzwerken ermittelt und Entscheidungsträger bei der Minimierung der Bedrohung durch extreme Naturereignisse unterstützt werden können.

Weitere Informationen:
Projektwebsite

Datum der letzten Änderung: 2016-10-08 20:00:04
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