IoS ist eine
Vision des Internets der Zukunft, in dem Informationen, Daten und
Software-Anwendungen - sowie die Werkzeuge zu deren Entwicklung - immer
zugänglich sind, sei es lokal gespeichert auf dem eigenen Gerät, in der
Cloud oder aus Sensoren in Echtzeit. Während herkömmliche
Software-Anwendungen größtenteils für den isolierten Einsatz konzipiert
sind, reißt IoS Barrieren ein, reduziert dadurch Kosten und stimuliert
Innovationen.
Aufbauend auf dem Erfolg von Cloud Computing, sind IoS-Anwendungen
aus beitragenden Diensten aufgebaut, die über das Netz verteilt,
verbunden und während der Laufzeit in einer nachfrageorientierten,
flexiblen Weise in Anspruch genommen werden. Dieser neue Zugang zu
Software wird die Entwicklung von Anwendungen und Services vereinfachen -
so dass neue und innovative Services, die heute nicht möglich sind,
angeboten werden können. Er wird sehr wahrscheinlich einen großen
Beitrag zur EU-Strategie leisten, den europäischen Software-Sektor
wettbewerbsfähiger zu machen.
IoS-Services können von den Herstellern konzipiert und umgesetzt,
von den Providern bereitgestellt, von Zwischendiensten zusammengeführt
und vom Benutzer verwendet werden. Wer immer eine Anwendung entwickeln
möchte, kann dazu die Ressourcen im Internet der Dienste in Anspruch
nehmen - mit geringen Anfangsinvestitionen und der Möglichkeit, auf den
Bemühungen anderer aufzubauen.
In vielerlei Hinsicht löst IoS die Probleme der Interoperabilität
und Ineffizienz, die herkömmlichen Software-Systemen oft zu schaffen
machen, aber es kann auch zu neuen Schwachstellen führen. Wie kann man
sich zum Beispiel darauf verlassen, dass ein Service, den man verwendet,
fehlerfrei ist, oder dass die verschiedenen neuen Komponenten von
unterschiedlichen Entwicklern, die man in eine neue Anwendung
zusammenführt alle auf Sicherheitsmängel geprüft wurden?
"Obwohl es immer schwierig ist, die Auswirkungen des Fehlens von
etwas genau zu quantifizieren, ist klar, dass das Fehlen effizienter
Technologien zur Validierung der Sicherheit deutlich die breite
Akzeptanz von Web-Diensten durch die Bürger verlangsamt, von denen viele
immer noch kein Vertrauen in das Internet im Allgemeinen und in das
Internet der Dienste im Besonderen haben", warnt Professor Luca Viganò
an der Universita Degli Studi di Verona in Italien. Es reicht also
nicht, gute internetbasierte Dienste zu entwickeln oder
Dienstleistungen, die sich als sicher erwiesen haben oder getestet
wurden, sondern wir brauchen auch einen Weg, den Bürger zu überzeugen,
dass sie tatsächlich sicher sind oder gründlich getestet wurden. Die
Existenz und Verwendung automatisierter Instrumente, die neu entwickelte
Dienste oder solche, die aus dem Internet heruntergeladen wurden, mit
einem "Garantiesiegel" ausstatten können, wird sicherlich für höhere
Sicherheit und Vertrauen sorgen.'
Prof. Viganò und ein Team von Forschern aus fünf europäischen
Ländern verleihen derzeit Instrumenten, die genau für dieses wichtige
"Garantiesiegel" für Web-Dienste sorgen, den letzten Schliff. Ihre
Arbeit im Rahmen des SPACIOS-Projekts (SPACIOS - Secure Provision And
Consumption in the Internet Of Services), das mit 3,6 Mio. Euro
Forschungsgeldern von der Europäischen Kommission finanziert wird,
vereint modernste, innovative Technologien zur Überprüfung der
Eindringsicherheit, Prüfung auf Sicherheitslücken, mutationsbasierte
Tests, automatisches Lernen für Modellinferenz, Modellprüfung und
Code-Entschlüsselungstechniken.
Ein einzigartiges Instrument für Sicherheitsprüfungs-Web-Dienste
"Natürlich gibt es moderne Technologien zur Validierung der
Sicherheit, sie werden aber in isolierten Systemen und zum Zeitpunkt der
Herstellung eingesetzt; wir brauchen jedoch Instrumente zur Validierung
von laufenden Diensten', erklärt Prof. Viganò. "Es gibt eine Reihe
anderer Tools, die sehr wirkungsvoll für Sicherheitstests verwendet
werden, unseres Wissens aber keines, das alle diese Techniken in einem
einzigen Instrument vereint, mit einer gemeinsamen Formensprache bei
Ein- und Ausgabe. Wir glauben, dass das SPACIOStool Fähigkeiten besitzt,
die kein anderes Tool bietet.'
Stark vereinfacht ausgedrückt, beginnt der Benutzer mit einer
formalen Spezifikation des zu prüfenden Systems, in der die
Eigenschaften als logische Formeln dargestellt werden. Falls keine
formale Spezifikation existiert, ist das SPACIOSTool in der Lage,
ausgehend vom Quellcode, automatisch ein Modell zu erstellen. Das Modell
wird dann auf Sicherheitslücken geprüft, und zwar mithilfe der
hochmodernen Modellprüfungsplattform AVANTSSAR (zu deren Entwicklung
Prof. Viganò in einem früheren Projekt beitrug).
Wird ein Angriff festgestellt, gibt der Model-Checker eine
Angriffsverfolgung aus, die verwendet werden kann, um Testfälle für das
System zu erstellen. Wird kein Angriff festgestellt, wird das Modell so
verändert, dass Standard-Schwachstellen aus der Spezifikation
angegriffen werden, dann werden die Tests wiederholt. Alle erkannten
Spuren von Angriffen werden zur Erstellung von Testfällen verwendet, mit
denen dann das System konfrontiert wird. Dieser Prozess wird so lange
wiederholt, bis alle Parameter und potenziellen Sicherheitslücken
überprüft wurden.
"Es sei angemerkt, dass die verschiedenen Komponenten des Tools auch
separat verwendet werden können, sie sind in einer Eclipse-Plattform
zusammengefasst, mit der der Benutzer wählen kann, was er tun möchte",
so der SPACIOS-Koordinator weiter.
Das Team testete das Tool in verschiedenen, branchenrelevanten
Szenarien im realen Einsatz. So suchte man z. B. nach Sicherheitslücken
in SAML 2.0 Web Single Sign-on (einem zunehmend verbreiteten Standard,
mit dem Online-Geschäftspartner ihre Benutzer innerhalb einer Umgebung
mit föderierter Identität identifizieren) und in OpenID (einem offenen
und benutzerzentrierten, Internetbrowser-basierten Single
Sign-On-Protokoll, das die Authentifizierung eines Benutzers ermöglicht,
der im Besitz einer eindeutigen Kennung ist). Neben anderen Szenarien
wurde das SPACIOSTool auch auf eine Reihe von Open-Source
Web-Anwendungen angewandt, darunter eine Online-Buchhandlung, eine
Website für Kleinanzeigen und ein Mitarbeiterverzeichnis. Diese
Internet-Anwendungen waren zuvor einer Quellcode-Analyse und einem
Schwachstellentest unterzogen worden.
Siemens und SAP, an SPACIOS beteiligte Partner aus der deutschen
Industrie, brachten drei weitere Anwendungsszenarien zu Validierung des
Tools ein: Pervasive Retail (mit einer neuen On-demand-Plattform für
Marketing Management, die für Interaktivität zwischen Verbrauchern,
Einzelhändlern und Produktanbietern über Handy sorgen soll), Infobase
Document Repository (ein Dokumentenverwaltungssystem, zur sicheren
Verwaltung und gemeinsamen Nutzung von Dokumenten oder Datendateien über
Internetbrowser) und eHealth (basierend auf so genannten
Mashup-Systemen, die zum einen elektronische Krankenakten erstellen und
verwenden und anderseits andere Funktionen vereinen, wie
Entscheidungshilfen für Ärzte, Bildanalyse und
Rechnungsstellungssysteme).
Angesichts der Breite des Internets der Dienste und seiner
vermutlich raschen Verbreitung in den kommenden Jahren, sind die
potenziellen Anwendungsszenarien für das SPACIOSTool nahezu endlos.
Durch eine große Verbreitung könnte es den Benutzern eine höhere
Sicherheit bieten und die Entwicklungskosten deutlich verringern.
"Der SPACIOS-Ansatz wird eine nahtlose Integration in den
Service-Entwicklungszyklus ermöglichen, angefangen mit einer Analyse in
der Konzeptionsphase bis hin zur Laufzeit-Tests, so dass Entwickler ihre
Kosten erheblich verringern können. Quantitative Schätzungen sind
schwierig in diesem Bereich, aber wir hoffen, einige Zahlen liefern zu
können, wenn unsere Partner aus der Industrie mit der Integration
begonnen haben", erklärt Prof. Viganò.
Die Partner planen zwar nicht, dieses Tool sofort zu
kommerzialisieren, es wird jedoch von Siemens, SAP und anderen bereits
in der Praxis verwendet", sagt Prof. Viganò. Die Projektpartner
diskutieren zudem die Möglichkeit eines Nachfolgeprojekts zur weiteren
Verbesserung der Technologie der Fehler- und Anfälligkeitsprüfung.
SPACIOS erhielt Forschungsfördermittel unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) der Europäischen Union.
Link zum Projekt auf CORDIS:
- RP7 auf CORDIS
- Datenblatt des Projekts SPACIOS auf CORDIS
Link zur Projektwebsite:
- Website des Projekts "Secure provision and consumption in the Internet of Services"
Weitere Links:
- Website er Europäischen Kommission zur Digitalen Agenda