Die alten
Universitäten, die einst diese Größen der Astronomie und Navigation
förderten, gibt es auch heute noch. Pedro Nunes war zum Beispiel einer
der ersten Professoren für Mathematik an der Universität Coimbra, die im
Jahr 1290 in Lissabon unter dem Namen Studium Generale ihren Anfang
nahm. Nunes war Pionier des loxodromen Konzepts - welches besagt, dass
Schiffe auf einem "stabilen Kurs" in Wirklichkeit einem spiralförmigen
Weg folgen - und erfand verschiedene Technologien, einschließlich des
Nonius, um Messungen zu verbessern.
Die Universität tritt relativ neuen Organisationen als führender
Partner in vielen EU-geförderten IKT-Projekten im Rahmen des Siebten
Rahmenprogramms (RP7) für Forschung bei. Dazu gehören das Institut für
Telekommunikation in Aveiro, das Institut für die Entwicklung neuer
Technologien in Caparica, die Vereinigung der Höheren Technischen
Institute für Forschung und Entwicklung in Lissabon, das Zentrum für
technologische Forschung der Universität der Algarve und andere.
Hohe Beteiligung von KMU an EU-Programmen
In der Tat bleibt die Teilnahme an EU-Forschungsprogrammen ein
wichtiges Merkmal der öffentlichen und privaten Ausgaben für Forschung
und Entwicklung (FuE) des Landes. Die Gesamtfördersumme für die knapp
250 portugiesischen Partner an RP7-IKT-Projekten beträgt 72 Mio. EUR
(rund 1,5 % des Programms).
Die KMU-Beteiligung an dem Programm gilt als sehr hoch (rund 23 %
der geförderten Partner) und 60 % der Mittel, die Portugal zur
Verfügung stehen, werden von Unternehmen in der Region um Lissabon
gewonnen. Die wichtigsten IKT-Stärken in Portugal scheinen in den
Bereichen der Netzwerke der Zukunft und dem Internet, drahtlose
Übertragung, Funk- und kognitive Systeme, sowie Robotik zu liegen, doch
ansonsten ist das Portfolio relativ ausgewogen. Der größte
Einzelempfänger von Finanzierung ist Portugals
Telekommunikationsinstitut, welches mit fast 10 Mio. EUR aus dem RP7
ausgestattet wurde.
Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen, ist der IKT-Anteil an den
"Gesamtausgaben der Unternehmen für Forschung und Entwicklung" (Business
Expenditure on R&D, BERD) in Portugal recht hoch, er liegt bei rund
30 % und IKT FuE nahm rund 12 % der gesamten öffentlichen Mittel für
FuE auf. In der Tat steht Portugal bei der öffentlichen Finanzierung von
Forschung in Höhe von 1 % des BIP an zweiter Stelle in der EU.
Beim Breitbandausbau mit 21,6 % Festnetz-Breitband-Penetration
(weit unter dem EU-Durchschnitt) schneidet Portugal weniger gut ab, doch
der Anteil jener Leitungen, die eine Leistung von über 10 Mbps haben,
liegt in Portugal deutlich über dem EU-Durchschnitt von 48,4 %.
Ähnliche gemischte Ergebnisse gibt es für das mobile Breitband.
Portugal macht jedoch rasche Fortschritte bei anderen wichtigen
IKT-Entwicklungen. Es verzeichnet den drittgrößten Anstieg des Anteils
der Bürger, die E-Government-Dienstleistungen nutzen: von 26 % in 2010
auf 37 % im Jahr 2011 (obwohl dies immer noch unter dem
EU27-Durchschnitt von 41 %) liegt. Darüber hinaus nutzen etwa 93 % der
Unternehmen jetzt öffentliche Online-Dienste, was auch über dem
EU27-Durchschnitt von 84 % liegt.
Der Pioniergeist herrscht weiterhin
Der Pioniergeist der portugiesischen Wissenschaftler herrscht auch
weiterhin, dank der Ergebnisse von mehreren europäischen Projekten in
den unterschiedlichsten Bereichen, von energiesparender Software zu
erweiterten drahtgebundenen und drahtlosen Netzwerklösungen.
Forscher des kürzlich abgeschlossenen ENPROVE-Projekts,
das vom Institut für die Entwicklung von neuen Technologien (Uninova)
in der Region Lissabon geleitet wird, entwickeln ein Software-Modell für
eine präzisere Vorhersage des Energieverbrauchs in Gebäuden. Die
Energie-Audit- und Prognose-Werkzeuge des Teams könnten Baufirmen bei
der Renovierung von Gebäuden helfen, um weniger Energie zu verbrauchen,
und Gebäude-Management-Unternehmen, um die Effizienz ihrer langfristigen
Verträge zu verbessern.
In der Zwischenzeit entwickeln Forscher des laufenden LIFESAVER-Projekts
"IKT Bausteine", um produzierenden Unternehmen bei der Verbesserung
ihres Betriebs durch mehr Energieeffizienz zu helfen. In der Regel
versuchen Unternehmen die Produktionskosten zu senken und im Laufe der
letzten Jahrzehnte ist der Anteil dieser Aufwendungen im Zusammenhang
mit Energie gewachsen. Das Projekt zielt darauf ab, Kontextbewusstsein,
Überwachung durch Umgebungsintelligenz und Energie-Verbrauchsmessung
miteinander in Bausteinen zu kombinieren, die umfassende Informationen
über den Energieverbrauch an Unternehmensmanagement-Systeme und an ein
wissensbasiertes Entscheidungsunterstützungssystem liefern können, um
die Energieeffizienz zu optimieren.
Aber wahrscheinlich zeichnet sich die portugiesische Forschung am
meisten im Bereich der optimierten Netze, bei den neuen Lösungen für
künftige Internet-Dienste aus. Partner des EU-finanzierten MONET-Projekts
untersuchten kosten- und energieeffiziente Lösungen, um den Zugang zum
Internet in abgelegenen Regionen durch die Integration von Mobilfunk-
und Satelliten-Netzwerken zu steigern. Hybride Funk-Satelliten-Netzwerke
wie diese könnten den Weg für Breitbanddienste in ländlichen oder
abgelegenen Gebieten ebnen. Dies könnte E-Business-Chancen und Zugang zu
Gesundheitsdiensten und Telemedizin schaffen, die sonst fehlen würden.
Weitere Anwendungen sind bessere "On-Demand-Verbindung" für Flughäfen
und Flugzeuge und Verbesserungen in der öffentlichen Sicherheit, wie
etwa die Kommunikation in Notfällen während oder nach Katastrophen sowie
die Küsten-Überwachung.
Das vor kurzem abgeschlossene C2POWER-Projekt
führt Mobilfunk und Energieeinsparung thematisch zusammen. Es wurde vom
Institut für Telekommunikation geleitet und untersuchte den Einsatz von
"Kognitiven Funksendern" und kooperative Strategien zur
Energieeinsparung in Multi-Standard-Wireless-Geräten.
"Das Versprechen einer wahrhaft mobilen Erfahrung bedeutet, die
Freiheit zu haben, überall sein zu können und nicht an einen einzigen
Ort gebunden zu sein", erklärt das C2POWER-Team, doch sind Batterien
schneller erschöpft, da die Nutzer mobiler Geräte ihre Geräte über einen
längeren Zeitraum mit dem Internet verbinden. Die Laufzeit sei für den
Verbraucher das wichtigste Kriterium beim Kauf von neuen mobilen
Geräten, so das Team. Eine verkürzte Batteriedauer ist einer der
wichtigsten Gründe, warum Menschen Multimedia-Dienste über
Mobilfunknetze nicht häufiger verwenden - wodurch die Vorteile einer
wissensbasierten Wirtschaft Europas Randregionen nicht erreichen können
und damit die Erreichung der Ziele der Digitalen Agenda der EU verzögert
wird.
Das Team hat deshalb flexible Multi-Standard-Handy-Transceiver
entwickelt, die das Netz auf der Grundlage der Leistungsaufnahme
wechseln können, sowie kooperative Nahbereichskommunikationsstrategien
erarbeitet, um in einem Cluster von mobilen Geräten im Nahbereich
Stromeinsparungen zu ermöglichen.
Inzwischen hat das europäische Projekt "Underwater acoustic network" UAN-Projekt
an einem einzigartigen System von Unterwasser-, Überwasser- und
luftgestützten Sensoren und Aktoren gearbeitet, um kritische
Infrastrukturen, wie Off-Shore-Plattformen und Stromwerke zu schützen.
UAN konzentrierte sich auf eine sicherheitsorientierte
Unterwasser-Wireless-Netzwerk-Infrastruktur, die auf neuartiger Arbeit
in der hydro-akustischen Kommunikation beruht.
Portugiesische wissenschaftliche Exzellenz hat auch eine führende Rolle in dem erfolgreichen FUTON-Projekt gespielt, dessen Arbeit an hybriden drahtlosen LWL-4G-Netzen in einem anderen Artikel ICT Feature 'Neue zelluläre Netzwerk-Architektur verspricht mobilen Video-und geringe Umweltbelastung' besprochen wurde.
Von Netzen zu Robotern
Da die europäische Gesellschaft altert und die Kosten im
Gesundheitswesen steigen, wenden sich die Regierungen an
Wissenschaftler, um effiziente und sichere Lösungen zur Verbesserung der
Versorgung und Einsparung von Kosten zu erhalten. Robotik und IKT
lassen sich sehr gut kombinieren, um diese Herausforderung zu meistern.
Zwei neue Projekte ROCKIN und Monarch
, beide unter der Leitung der Vereinigung der Höheren Technischen
Institute für Forschung und Entwicklung in Lissabon, untersuchen den
erweiterten Einsatz von Robotik in realen Anwendungen. ROCKIN wird
jährlich Robotik-Wettbewerbe ausrichten, die als Plattform für den Start
von Innovation in diesem wichtigen technologischen Bereich dienen. Dem
Team zufolge wurden zwei Wettbewerbsthemen wegen ihrer
"gesellschaftlichen und industriellen" Bedeutung ausgewählt: Rockin@Home
zur Förderung von realen Entwürfen für Hausserviceroboter und
Rockin@Work für industrielle Robotik-Anwendungen.
Das Monarch-Team hat reale Anwendungen für die Robotik ins Auge
gefasst. In diesem Fall geht es um die pädiatrische Abteilung eines
Krebskrankenhauses. Das Monarch-Konsortium umfasst drei zusätzliche
portugiesische Partner: IdMind, welches sich auf Robotik-Lösungen für
wissenschaftliche Projekte spezialisiert, die Firma YDreams Robotics und
das Instituto Português de Oncologia Francisco Gentil.
Gemeinsam mit Partnern in Spanien, der Schweiz, Schweden und den
Niederlanden wird Monarch Systeme und eine vernetzte Umgebung (Kameras,
Sensoren, Tele-Operationen, Schnittstellen für erhöhte Realität usw.)
entwickeln bzw. optimieren, die benötigt werden, um eine sichere,
"natürliche" Interaktion zwischen Patienten und medizinischen
Gesundheitsversorgungsroboter herzustellen. Das Team wird sich mit
Unsicherheiten befassen, die durch Menschen und Roboter auftreten und
natürliche Interaktionen schaffen sowie sich mit Edutainment-Aktivitäten
befassen, um seinen neuartigen Rahmen für gemischte
Mensch-Roboter-Gesellschaften im pädiatrischen Bereich einer
onkologischen Klinik zu demonstrieren.
Anwendungen wie diese zeigen, dass portugiesische Forscher auch
weiterhin zu einem neuen Zeitalter der Entdeckungen beitragen - mit dem
wahren Potential, Leben zu verbessern.
Die in diesem Artikel vorgestellten Projekte wurden innerhalb des Siebten EU-Rahmenprogramms für Forschung (RP7) unterstützt.
Link zu einem Projekt auf CORDIS:
- RP7 auf CORDIS
- ENPROVE - 'Energy consumption prediction with building usage measurements for software-based decision support'
- LIFESAVER - 'Context sensitive monitoring of energy consumption to support energy savings and emissions trading in industry'
- MONET - 'Mechanisms for optimization of hybrid ad-hoc networks and satellite networks'
- C2POWER - 'Cognitive radio and cooperative strategies for power saving in multi-standard wireless devices'
- UAN - 'Underwater acoustic network'
- FUTON - 'Fibre-optic networks for distributed and extendible heterogeneous radio architectures'
- ROCKIN - 'Robot competitions kick innovation in cognitive systems and robotics'
- MONARCH - 'Multi-robot cognitive systems operating in hospitals'
Weitere Links:
- Website der Europäischen Kommission zur Digitalen Agenda