Unter Einsatz
magnetischer Moleküle könnten die On-Chip-Mikrokühlungssysteme für eine
Kühlung bis auf Temperaturen unterhalb der von flüssigem Helium, d. h.
etwa 4 Kelvin oder -269 Grad Celsius, sorgen. Das Abkühlen dieser
Materialien mittels des magnetokalorischen Effekts funktioniert über
eine kleine Änderung des angelegten Magnetfelds in der Größenordnung von
wenigen Tesla.
Die meisten Untersuchungen magnetischer molekülbasierte Kühlmittel
nahm man bislang an Bulk-Materialien vor. Die Ausweitung der Arbeit auf
Moleküle, die auf ein Substrat abgeschieden werden, gestaltet sich
sowohl aufgrund der erforderlichen niedrigen Temperaturen als auch des
schwachen magnetischen Signals derart kleiner Mengen an magnetischem
Material ziemlich schwierig. EU-finanzierte Forscher konnten nun im
Rahmen des Projekts MAPROMODE den Stand der Technik für Bulkformen und
auf einem Substrat abgeschiedene Formen maßgeblich voranbringen.
Zwei Jahre Forschung zur physikalischen Charakterisierung von
bestimmten molekülbasierten Kühlmitteln in Bulk-Form bei sehr niedrigen
Temperaturen führte zu 10 Publikationen in hochangesehenen, von Experten
begutachteten Fachzeitschriften.
Parallel dazu konnte das Team mit Erfolg ein molekulares Kältemittel
auf einem Siliziumsubstrat zur Abscheidung bringen. Die Forscher
charakterisierten im Folgenden die aufgepfropften molekularen
Kältemittel mittels moderner Magnetkraftmikroskopie (Magnetic Force
Microscopy, MFM). Die MFM ähnelt der Rasterkraftmikroskopie (Atomic
Force Microscopy, AFM), mit der Ausnahme, dass die magnetischen
Oberflächeneigenschaften über eine zwischen der Spitze und der
Oberfläche erzeugte Magnetkraft erfasst werden.
Mit dem Einsatz der Magnetkraftmikroskopie bei Temperaturen, die
nahezu der von flüssigem Helium entsprachen, wiesen die Wissenschaftler
nach, dass die Moleküle nach der Abscheidung ihre magnetischen
Eigenschaften und somit ihre Kühlfähigkeit behalten. Die
zukunftsträchtige Arbeit wurde in einem auf dem Cover eines Fachjournals
vorgestellten wissenschaftlichen Artikel und in einer
Universitätspressemitteilung sowie den regionalen und überregionalen
Medien angekündigt. Hierbei handelt es sich um den ersten Schritt zur
Realisierung von kühlenden Mikrochips auf Silizium, die bei sehr
niedrigen Temperaturen arbeiten, wie es bei Röntgen- und
Infrarotsensoren gemäß Stand der Technik erforderlich ist.
Das Team untersucht weiterhin Wege zur Verkleinerung der
Kühlelemente in kleinstmögliche Größenordnungen, um Eingang in
Hightech-Nischenmärkte zu finden. Die innerhalb von MAPROMODE
entwickelte bahnbrechende, auf Molekülen basierende
Mikrokühlungstechnologie dürfte schon bald eine äußerst angesagte Ware
sein.