Die innere Uhr und der Stoffwechsel
Die zirkadiane Rhythmik oder innere Uhr basiert auf einem 24-Stunden-Zyklus, der verschiedene körperliche Prozesse reguliert. Ziel einer europäischen Studie war es, herauszufinden, wie sich zirkadiane Oszillationen auf den Stoffwechsel auswirken.
Zirkadiane Oszillationen basieren auf den übergeordneten Proteinen CLOCK
und BMAL1, um den durch gewisse biologische Funktionen implizierten
Rhythmus bei der Genexpression der zirkadianen Rhythmik anzupassen.
Bisher wurden in den meisten Studien Oszillationen des Transkriptoms
analysiert. Da jedoch vielmehr Proteine Zellfunktionen regulieren, ist
es erforderlich, dass die Wissenschaft ihren Ansatz überdenkt und die
Arbeit auf die Proteomik ausgeweitet wird.
Das von der EU geförderte Projekt „Circadian clock function by
quantitative proteomics and phosphoproteomics“ (CLOCKPROTEOMICS)
untersuchte die Funktion von Proteinen für den zirkadianen Tag- und
Nachtrhythmus in Mäusegewebe. Die Wissenschaftler nutzten hochmoderne
Massespektronmieverfahren in Kombination mit quantitativen proteomischen
Methoden, um die zirkadiane Rhythmik bei der Proteinexpression von
Säugetieren zu untersuchen.
Die Forscher entdeckten, dass annähernd 6 % der Leberproteine
täglich zirkuliert werden und dass deren Oszillationen sich von denen
derer Transkripte unterscheiden. Dies legte deutlich nahe, dass
posttranskriptionale Mechanismen maßgeblich die Phase der rhythmischen
Proteine und metabolischen Prozesse steuern.
Die zirkadianen Oszillationen von Leberproteinen scheinen nicht nur
für den Stoffwechsel, sondern auch für andere zellulare Prozesse von
entscheidender Bedeutung zu sein. Der nächste Schritt des Projekts
bestand in der Beschreibung zirkadianer Oszillationen in
phosphorylierten Proteinen, einer Modifikation, die mit einer
verbesserten Proteinfunktion zusammenhängt. Die Resultate zeigten
zirkadiane Oszillation im phosphorylierten Bereich der Leberproteine.
Des Weiteren untersuchten die Wissenschaftler, welche
Proteinkomplexe sich an Clock-DNS-Konsensus-Sequenzen und insbesondere
an den Promoter des „Period Circadian Protein Homolog 2“-Gens (per2)
binden. Es wurden zusätzlich zu BMAL und CLOCK weitere Proteine
identifiziert, die sich an passende DNS-Sequenzen binden und es wurde
erstmalig die Rolle von Clock-Proteinen bei der Chromatinmodifikation
beschrieben.
Die Arbeit im Rahmen der CLOCKPROTEOMICS-Studie verdeutlichte die
Bedeutung der zirkadianen Rhythmik für den Stoffwechsel von Säugetieren.
Die Forscher haben eine entscheidende Wissensgrundlage zu dem
Mechanismus geschaffen, über den CLOCK-Proteine die Gentranskription
steuern.
veröffentlicht: 2015-03-11