Zur Entstehung resistenter Bakterien
Eine europäische Studie untersuchte Ursachen der Resistenzbildung bei Bakterien, da genetische Determinanten wichtigen Aufschluss zur Ausbreitung mikrobieller Resistenzen liefern könnten.
Antibiotikaresistenzen erschweren die Behandlung vieler
Infektionskrankheiten, sodass sich zahlreiche Studien der
Identifizierung neuer Zielmoleküle und der Synthese neuer
antimikrobieller Substanzen verschrieben haben.
Ebenso wichtig ist jedoch das Wissen um die evolutionären und
genetischen Faktoren, die die Entstehung und Verbreitung von Resistenzen
fördern. In diesem Zusammenhang untersuchte das EU-finanzierte Projekt
"Specificity of antibiotic resistance evolution" (SPECRESEVO)
evolutionäre Mechanismen von Resistenzen und Umgebungseinfluss.
So wurden mit experimentellen Standardmethoden resistente Bakterien
isoliert und unter unterschiedlichen Wachstumsbedingungen vermehrt. Eine
Analyse von Bakterien, die mit verschiedenen Antibiotika behandelt
worden waren, ergab, dass resistenzbildende Mutationen weitgehend
abhängig von Umgebung und genetischem Hintergrund sind. Daher müssen
diese Mechanismen genauer erforscht werden, um die bakterielle
Ausbreitung abzuschätzen und Antibiotikaresistenzen zu minimieren.
Außerdem untersuchten die Partner, wie sich resistente Bakterien
vermehren, wenn sie nicht mehr dem Selektionsdruck des Antibiotikums
ausgesetzt sind. Im Vergleich zu normalen Arten blieben diese Bakterien
auch danach ausgesprochen anpassungsfähig und verloren ihre Resistenz
nicht, was verdeutlicht, wie wichtig genetische Studien zur Erforschung
der betreffenden Gen-Loci sind. Die erhöhte Anpassungsfähigkeit war
mutationsspezifisch und offenbar auch abhängig vom genetischen
Hintergrund des Erregers.
SPECRESEVO demonstrierte damit, dass experimentelle Ansätze zur
Analyse der mikrobiellen Evolution geeignet sind, um wichtige
Resistenzmechanismen zu ermitteln. Insgesamt enthüllen die neuen
Erkenntnisse den komplexen Prozess resistenzbedingter Anpassung und
stellen Möglichkeiten im Kampf gegen die Ausbreitung resistenter
Bakterien vor, was langfristig die Gesundheitsversorgung der
Bevölkerung verbessern und damit verbundene Kosten senken dürfte.
veröffentlicht: 2015-02-11