Alterungseffekte bei Guppy-Spermien

Die These lautete, dass sexuelle Selektion in entscheidender Weise die Variation von Merkmalen sowohl vor als auch nach der Befruchtung reduziert. Da überraschenderweise die Vielfalt dieser Eigenschaften bestehen bleibt, soll nun die Evolutionsbiologie diese schwierige Frage klären.

Das Projekt "The role of ageing in the maintenance of variability in male reproductive success" (AGEING AND RS) erforscht am Guppy Poecilia reticulata, ob die Seneszenz der Spermien einen Beitrag zu dieser Vielfalt leistet.

In der ersten Projektphase fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Ovarienflüssigkeit aus dem Genitaltrakt weiblicher Guppys nachteilige Alterseffekte auf die Spermienqualität kompensiert, da die Spermien für bis zu sechs Monate gespeichert werden können.

Allerdings ist die Motilität älterer Spermien schlechter als die ihrer frisch erzeugten Pendants. Da der Paarungserfolg bei Guppys stark von der Beweglichkeit der Spermien abhängt, sind Männchen mit älteren Spermien im Nachteil. Damit Weibchen Alterungseffekte bei Spermien kompensieren können, greifen sie möglicherweise auf Polyandrie bzw. Paarung mit mehreren Männchen zurück, sodass ältere Spermien keine Chance haben.

AGEING AND RS stellte auch fest, dass ältere Spermien zugunsten frischerer Spermien anderer Männchen ausselektiert werden. Signifikanterweise ist dieser Effekt in Abwesenheit konkurrierender Spermien nicht zu beobachten. Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich das Spermienalter auf die Qualität der Nachkommen auswirkt.

Den Projektergebnissen zufolge ist das Spermienalterung ein wichtiger Faktor, der mehrere männliche und weibliche Merkmale dominiert, was sich auch auf die Nachkommen auswirkt. Künftig soll erforscht werden, wie die Vielfalt der Merkmale des männlichen Fortpflanzungserfolgs trotz Selektionsdruck bestehen bleiben kann.