Der Amazonas ist für ein Fünftel der gesamten Süßwasserversorgung der Weltmeere verantwortlich und ist das größte Wassereinzugsbecken aller Flüsse weltweit. Es war bislang schwierig, die Geschichte des Flusses und seines Beckens zu bestimmen, jedoch bringen nun geochemische und palynologische Untersuchungen Licht ins Dunkel der geografischen Entwicklung und der Evolution des Bioms im Laufe der Zeit.
„Wir haben hochauflösende analytische Techniken angewandt, die bisher in der Region noch nicht eingesetzt wurden“, sagt Professor Farid Chemale, Erstautor von der Universität Brasilia (nun an der Universidade do Vale do Rio dos Sinos, São Leopoldo). Forscher entnahmen Proben des Übergangsbereichs in einem klassischen Abschnitt des unter Wasser liegenden Sedimentkegels im Amazonas, wo sich die Sedimente, die der Fluss transportiert, ablagern, „und deshalb die Evolutionsgeschichte exakt protokollieren“, erläutert Prof. Chemale.
Indem man Sedimente analysierte, die aus einem vor der Küste liegenden Kohlenwasserstoffbohrloch entnommen wurden, das mehr als 4,5 Kilometer unter dem Meeresspiegel liegt, konnte man im Projekt CLIM-AMAZON die Entstehung des Flusses auf einen Zeitraum von vor 9,4 bis 9 Millionen Jahren datieren. Dadurch werden die Schätzungen aus einer früheren Studie, die am gleichen Bohrloch durchgeführt wurde, um 1 bis 1,5 Millionen Jahre nach hinten datiert. Die Forschung wurde vor kurzem als frühzeitiger Blick auf das Fachjournal „Global and Planetary Change“ veröffentlicht.
Um die Sichtbarkeit und Leistungsfähigkeit der langfristigen brasilianisch-europäischen wissenschaftlichen Tätigkeiten zu stärken, beleuchtet das Projekt CLIM-AMAZON auch die Biomentwicklung der Region.
Dr. Carina Hoorn, leitende Autorin und Forscherin am Institut für Biodiversität und Ökosystemdynamik der Universität Amsterdam, sagt: „Unsere eigenen Daten bestätigen ein hohes Alter des Amazonas und weisen auch auf eine Ausweitung der Weidelandflächen während des Pleistozän hin, die bislang nicht bekannt war.“ Die Forschung des Teams zeigte eine Zunahme der Grasreste, die darauf hindeutet, dass die Landschaft stark durch Gebirgsauffaltungen und einen quaternären Klimawandel beeinträchtigt wurde. Dr. Hoorn erklärt: „Dadurch eröffneten sich wahrscheinlich neue Lebensräume für Grasbewuchs.“
Diese Erkenntnisse zeigen einen entscheidenden Moment in der Entwicklung der Paläogeographie Südamerikas, da der Fluss für die Flora und Fauna der Amazonaslandschaft sowohl eine Brücke als auch ein Trennungsglied darstellte. „Weitere Untersuchungen an Land und auf See können mehr Antworten geben. Man muss jedoch sowohl in Kontinental- als auch in Meeresbohrungen investieren“, sagt Dr. Hoorn.
Das Projekt CLIM-AMAZON, eine gemeinsame wissenschaftliche Initiative Europas und Brasiliens zur Erforschung des Klimas und der Geodynamik anhand des Sediments im Flussbecken des Amazonas, förderte den Austausch zwischen brasilianischen und europäischen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Geowissenschaften und Umweltstudien. Dies erfolgte durch wissenschaftliche Treffen und Besuche erfahrener europäischer Forscher in Brasilien.
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