Sedimente und Landschaftsformen, die von sich zurückziehenden Gletschern hinterlassen werden, können wertvolle Informationen über die sie formenden Prozesse liefern. Die Rekonstruktion des Verhaltens von Gletschern und Eisschilden könnte wichtige Indikatoren für Umweltveränderungen bieten.
Das Projekt GLACIRECON (Reconstruction of the post ꞌLittle Ice Ageꞌ geomorphological processes in glacial environments - sedimentological and morphological record of glacial land systems' reactions to environmental changes) untersuchte die Randzonen der ausgewählten Gletscher aus der Neuzeit. Die Forscher wollten die Entwicklung der Landschaftsform im Gletschervorland kartieren und quantifizieren und die wichtigsten Abläufe, die für die Veränderung der Landschaft verantwortliche sind, bewerten.
Die Forscher kombinierten Feldarbeit mit der Analyse von Fernerkundungsdaten und nutzen GPS-Technik, um die Verarbeitung von Luftbildern zu unterstützen. Außerdem führten sie Erhebungen zu Eisrandzonen mithilfe von unbemannten Luftfahrzeugen durch, um hochauflösende Bilder zu sammeln, und analysierten durch geomorphologische Kartierung Sedimente.
Muren, die zu Veränderungen der aktiven Teile der Vorländer führen, stellten sich als die wichtigsten Re-Sedimentationsprozesse heraus. Doch ihre Verteilung und Intensität während der Eiszeit variierte. Man stellte auch fest, dass einige Teile der stabilen Landschaft anschließend durch Ströme oder Schmelzwasser wieder verändert werden konnten. Dies könnte zu Massenbewegungsprozessen und weiteren Hanginstabilitäten geführt und so den Fluss von Schutt ausgelöst haben.
Mehrere Moränenstellen in Island und auf der arktischen Inselgruppe Spitzbergen wurden untersucht und es stellte sich heraus, dass sie aus großen Mengen von Toteis bestehen. Sie entstehen, wenn der Gletscher anhält und vor Ort schmilzt, wobei sich eine relativ dünne Schicht von Schutt absetzt. Während der Eiszeit erfuhren diese eisbedeckten Landschaftsformen verschiedene Re-Sedimentation, was schließlich zur Bildung einer stabileren Landschaft führte.
Die Ergebnisse zeigten ein Umschalten zwischen stabilen und aktiven Bedingungen im Laufe der Zeit. Die Veränderungen des Volumens waren sehr vielfältig und standen weitgehend mit örtlichen Gegebenheiten wie Hangneigung und Schmelzwasser im Zusammenhang, weniger mit Klimaveränderungen. Die Erkennung von Treibern für Veränderungen von stabilen zu aktiven Bedingungen war wertvoll für die Verwaltung der arktischen Landschaft.
GLACIRECON Erkenntnisse waren besonders wichtig für die Rekonstruktion der Gletschersysteme sowie für das richtige Verständnis von Gletscherdaten. Die Ergebnisse dieser Rekonstruktionen werden Wissenschaftlern helfen, ein besseres Verständnis dafür zu erlangen, wie klimatische Veränderungen sich auf das Verhalten von Gletschern und Eisschilden und auf den globalen Meeresspiegel auswirken.