Wissenschaft im Trend: Dünen auf Pluto? Vielleicht gleicht der Zwergplanet der Erde

Aus neuen Forschungen geht hervor, dass es auf Pluto Eisdünen gibt, was darauf schließen lässt, dass der Planet erdähnliche Merkmale aufweist.

Im Jahr 2015 ist das Raumfahrtzeug New Horizons der NASA am Pluto vorbei geflogen und hat Aufnahmen von seiner aktiven Oberfläche gemacht. Die wissenschaftliche Gemeinschaft glaubte bis dahin, dass die Atmosphäre auf Pluto nicht unbedingt robust genug sei, um die Dünenbildung zu unterstützen. Das war, bis Jani Radebaugh, außerordentlicher Professor für Geowissenschaften an der Brigham Young University in den Vereinigten Staaten, beschloss, sich die Fotos genauer anzusehen.

Und siehe da: Überraschung! Auf Pluto gibt es Dünen

Mithilfe eines Teams aus Planentenforschern, Physikern und Geographen untersuchte Radebaugh die Vorbeiflugaufnahmen der NASA. Auf diese Untersuchung folgte eine numerische und spektrale Modellierung sowie eine Raumanalyse. Die Forscher lieferten eine detaillierte Analyse von Plutos Oberfläche in der Fachzeitschrift „Science“. Angesichts der sehr dünnen Luft auf Pluto hatten sie nicht damit gerechnet dort auf Dünen zu treffen.

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass der Planet über ein ausgedehntes Dünensystem verfügt. Die mysteriösen Dünen sehen zwar aus wie Sanddünen, in Wirklichkeit aber bestehen sie wahrscheinlich aus Methaneis, das aus den nahen Bergen stammt. Dies war irgendwie überraschend. Die Wissenschaftler waren davon ausgegangen, dass die Winde auf Pluto nicht stark genug sind, um solch eindrucksvolle Sandhaufen zu bilden.

„Ich war gerade dabei, mir die obere Kante des Gletschers, direkt neben dem Gebirge anzuschauen und konnte lange, gerade, regelmäßige Kämme erkennen“, sagte Co-Autor Radebaugh in einer Stellungnahme. „Und als ich genauer hinsah dachte ich, das sind Dünen. Zweifellos, das sind Dünen.“ Die Dünen erstrecken sich über eine Fläche von weniger als 80 km.

Der Erde doch ähnlicher, als wir dachten?

Es scheint, dass Pluto bestimmte Merkmale hat, die unserem Planeten ähneln. „Obwohl er 30 Mal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, stellt sich heraus, dass Pluto immer noch erdähnliche Eigenschaften besitzt“, bemerkt Radebaugh. „Wir haben uns auf das konzentriert, was in unserer Nähe liegt, doch es gibt auch einen Reichtum an Informationen in den Weiten des Sonnensystems.“

„Wir wussten, dass auf jedem Körper eines Sonnensystems mit einer Atmosphäre und einer festen felsigen Oberfläche Dünen zu finden sind, aber wir wussten nicht, was wir auf Pluto vorfinden würden“, fügte Matt Telfer, Studienleiter und Dozent für physikalische Geographie an der Universität von Plymouth im Vereinigten Königreich, hinzu. „Es zeigt sich, dass es sogar dann zur Dünenbildung kommt, wenn die Atmosphäre ganz dünn ist und die Oberflächentemperatur minus 230 Grad Celsius beträgt. ... Dies ist ein weiteres Puzzlestück, um diesen vielfältigen und weit entfernt liegenden Himmelskörper zu verstehen.“

Eine detaillierte Analyse der Oberfläche zeigt Gebirge, Gletscher und Eisbewegungen. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Atmosphäre auf Pluto die Oberfläche des Planeten ähnlich wie auf der Erde prägt. Die Dünen sind wahrscheinlich in den letzten 500 000 Jahren entstanden.

Telfer sagte in einem Interview mit dem „BBC“, dass die Ergebnisse neues Licht auf Pluto werfen und auch unsere Sicht der Dinge verändern: „Es ist sehr spannend, sich diese Welt ansehen zu können und zu erkennen, dass es nicht einfach nur ein Eisklotz im hintersten Winkel des Sonnensystems ist, sondern dass wir tatsächlich eine dynamische Welt sehen, die sich immer noch verändert und deren Entstehungsprozess auch heute noch andauert.“

Das Team möchte jetzt Computersimulationen durchführen, die sie dabei unterstützen werden, mehr über diese Dünen zu erfahren und zu verstehen, wie sich diese gebildet haben.

Datum der letzten Änderung: 2018-06-08 17:15:01
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