Die "Lieder" der Sterne
Das Weltraumteleskop hat bei seiner Jagd nach Planeten Schallwellen entdeckt, die tief im Inneren von Sternen erzeugt werden, deren Oberfläche sich wellt und die ihre Helligkeit verändern. Diese Sternbeben haben EU-finanzierten Astronomen geholfen, Struktur und Zukunft von Tausenden von Sternen besser zu verstehen.
Die US-amerikanischer Weltraumbehörde NASA (National Aeronautics and
Space Administration) schickte im Jahr 2009 Kepler ins All, um nach
erdähnlichen fremden Welten zu suchen. Allerdings lieferte das
Photometer des Weltraumteleskops den Astronomen Daten einer solchen
Qualität, dass sie neue Erkenntnisse zur Funktionsweise von Sternen
gewinnen konnten.
Am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) arbeiten
Wissenschaftler aus der ganzen Welt an der Analyse und Interpretation
der Kepler-Daten zu mehr als 150.000 Sternen. Im Rahmen des Projekts
SAS-RRL ("Space asteroseismology &RR Lyrae stars") wurde eine Klasse
von pulsierenden Sternen untersucht, die zur Messung kosmologischer
Distanzen genutzt werden.
Das erste Mitglied dieser Klasse ist RR Lyrae, den man schon seit
mehr als 100 Jahren beobachtet. Seine Helligkeit oszilliert mit einer
Zeitdauer von etwa 13,5 Stunden. Während dieser Zeit treten kleinere
zyklische Veränderungen auf. Die Forscher von SAS-RRL fanden heraus,
dass dieses als Blazhko-Effekt bekannte Verhalten bei RR Lyrae-Sternen
eher die Regel ist, als eine Ausnahme.
Außerdem fanden sie Anzeichen für eine Verdoppelung der
Oszillationsdauer von RR Lyrae in Daten der von Franzosen geleiteten
COROT-Mission (Convection, Rotation and planetary Transits). Die
Lichtkurven der Sterne wurden dann verarbeitet und mit
Standard-Fourier-Technik analysiert, um die zeitliche Entwicklung der
Oszillationsdauern zu verfolgen.
Die unterschiedlichen Dauern legen nahe, dass sich die
Helligkeitsschwankungen aus einem komplizierten Zusammenspiel von
radialen und nichtradialen Pulsationen der Sternoberfläche ergeben. Die
Allgegenwart von kleineren und häufigeren Schwankungen in allen Arten
von RR Lyrae-Sternen ebnet den Weg zur Erforschung ihrer inneren
Struktur mithilfe ihrer Helligkeit.
Die inneren Strukturen von Sternen können mithilfe der
Asteroseismologie untersucht werden, weil Schwingungen verschiedener
Frequenzen unterschiedlich tief eindringen. Im nächsten Schritt wurde
das wissenschaftliche Potenzial dieser Beobachtungen ausgeschöpft und
Masse und Alter der Sterne gemessen, um die Theorie der Sternentwicklung
zu überprüfen.
Zu diesem Zweck wurden Röntgenbeobachtungen vom Röntgenobservatorium
Chandra (CXO) der NASA analysiert, um eine Reihe von Einschränkungen zu
den Eigenschaften der Sterne und den Energien der Pulsationen
abzuleiten. Die Ergebnisse wurden in Fachzeitschriften veröffentlicht
und auf internationalen Konferenzen vorgestellt, was die Sichtbarkeit
der europäischen Forschung in der globalen wissenschaftlichen
Gemeinschaft erhöhte.
veröffentlicht: 2015-03-31