Das Navigieren eines Raumschiffs ist eine der größten Herausforderungen für Ingenieure bei der Entwicklung neuer Missionen zu fernen Planeten, ihren Monden und sogar Asteroiden. Sobald das Raumfahrzeug abgehoben hat, soll es ein Komplett-Navigationssystem zuverlässig durch das Sonnensystem zu seinem Ziel führen.
Raumschiffe werden meistens vom Boden aus gesteuert, wobei
Bodenstationen alle Abstands- und Geschwindigkeitsdaten erfassen und
verarbeiten, um die Umlaufbahn des Raumfahrzeugs zu bestimmen. Die
bodengestützte Navigation ist zwar sehr genau, aber auch teuer und
erfordert eine ständige Verbindung. Außerdem dauert es eine gewisse
Zeit, um die Informationen an das Raumfahrzeug zu übermitteln. Aus
diesem Grund eignet sie sich nicht für die Erforschung des entfernten
Weltraums, wenn zum Beispiel bei der Landung sofortige Maßnahmen
benötigt werden.
Für Raumfahrtmissionen, die Roboterfahrzeuge an ihr Ziel und
möglicherweise Proben zur Erde zurückbringen sollen, ist auch das
Gewicht, das in den Orbit geschickt werden soll, von entscheidender
Bedeutung. Das EU-geförderte Projekt
SINPLEX
("Small integrated navigator for planetary exploration") suchte nach
einem Weg, das Gewicht des Navigationssubsystems deutlich zu reduzieren.
Die Forscher entwickelten ein leichtes autonomes Navigationssystem.
Dieses "All-in-One"-Navigationssystem besteht aus einem Sternsensor,
einem Laser-Höhenmesser, einer Videokamera, einem Trägheitsmesssystem
und einem Bordcomputer. Durch die Miniaturisierung der Sensor-Hardware
und die Verschmelzung von Daten innerhalb eines Kalman-Filters konnte
die Masse bei Beibehaltung einer hohen Leistung reduziert werden.
Mittels 3D-Druck in Kombination mit Feinguss wurde ein sehr
kompaktes Aluminiumgehäuse für die Sensoren entwickelt. Zu den Vorteilen
dieser Kombination gehören enorme Masseneinsparungen und eine hohe
Funktionsintegration der Sensoren-Hardware. Das Flugmodell wiegt weniger
als 6 kg und wurde entwickelt, um die Anforderungen bei der Landung auf
einem Asteroiden oder einem Mond oder bei der Aufnahme eines
Probenbehälters im Orbit zu erfüllen.
Ein Funktionsmodell des SINPLEX-Systems wurde umfangreichen Tests
unterzogen, um die einzelnen Sensorreaktionen sowie deren Auswirkungen
auf die Gesamtleistung des Systems zu ermitteln. An der Hardware wurden
"In-the-Loop"-Tests durchgeführt, um ihre Navigationsleistung bei
repräsentativen Raumflugbahnen zu beurteilen und ihre Eignung für die
autonome Navigation zu demonstrieren.
Die Testergebnisse zeigten, dass das SINPLEX-System das Potenzial
für ein leistungsfähiges Navigationssystem besitzt und signifikante
Gewichtseinsparungen im Vergleich zu einer Reihe von kommerziell
verfügbaren Komponenten mit ähnlichen Leistungen verspricht. Eine Reihe
von notwendigen Verbesserungen für eine höhere Systemleistung sind
bereits im Gange, um zuverlässig den Weg in den Himmel weisen zu können.