Der Versuch, den Weltraum zu
besiedeln, sei keine Fantasie, es sei unumgänglich, so der Forscher und
Archäologe Cameron Smith. Wenn wir dieses Vorhaben jedoch umsetzen
möchten, müssen wir unsere Denkweise grundlegend umstellen, weg von
individuellen Raumfahrern und hin zu verschiedenen Gemeinschaften von
Weltraumpionieren. Bei seinem jüngsten Vortrag auf der TEDx Brussels
erklärte er, wie wir auch die Technologien "überdenken, neu entwickeln
und umbauen" müssen, mit denen wir das erreichen und auch dort bleiben
können: Insbesondere muss der Zugang zum Weltraum viel einfacher und
billiger werden.
Man erwartet vielleicht nicht unbedingt, dass ein Archäologe auf der
TEDx über Weltraumanzüge spricht, aber Smith' Erfahrungen bei der
Erforschung der Vergangenheit, haben sein Interesse an der Erkundung des
Weltraums geweckt: "Wenn man seine Zeit damit verbringt, die Überreste
alter Zivilisationen zu untersuchen, sieht man, dass die Zivilisationen
gescheitert sind. Wir haben bei Zivilisationen eine Versagerquote von 99
%. Und eine Möglichkeit, unsere Zivilisation zu erhalten, besteht
darin, dass wir unsere Spezies auf mehrere Planeten ausdehnen."
Das hört sich vielleicht wie die Handlung eines epischen
Science-Fiction-Abenteuers an, aber diese Herausforderung steht in der
wissenschaftlichen Gemeinschaft durchaus auf der Tagesordnung. Bereits
1567 sagte Francis Godwin, dass es unausweichlich sei, dass die
Menschheit versuchen würde, den Weltraum zu besiedeln. Führende Denker
der heutigen Zeit wie Stephen Hawking unterstützen diese Idee ebenfalls.
Das Problem, so Smith, liege darin, dass unsere Energie und Ressourcen
darauf ausgerichtet seien, einige wenige Personen in den Weltraum zu
schicken, wenn wir doch in großen Gemeinschaften denken müssten.
"Wir haben bisher immer nur eine kleine Gruppe von Personen in den
Weltraum geschickt, die dann wieder zurückgekommen ist", sagte Smith.
"Wenn wir den Weltraum kolonialisieren wollen, brauchen wir alle Arten
von Menschen. Das erfordert ein grundlegendes Umdenken, weg von
Einzelpersonen und hin zu Gemeinschaften und kulturellen Gruppen. Und
hierfür benötigen wir eine Anthropologie der Weltraumkolonialisierung.
Außerdem brauchen wir, Smith zufolge, eine billigere Technologie und
hieran arbeiten Smith und seine Gruppe Pacific Space Flight.
Gegenwärtig kostet ein Launch-Entry-Suit der NASA/ACES etwa 88 000 bis
100 000 USD. Smith ist überzeugt, dass sich dieser durch einen Anzug für
2 000 USD ersetzen lässt, wodurch sich die Möglichkeit für eine
Raumfahrt großer Menschenmassen eröffnet: "Wir haben einen Anzug bei mir
zu Hause, in meiner Werkstatt entwickelt … Alle Leistungskriterien der
NASA für einen Launch-Entry-Suit werden erfüllt – er schützt den Körper
vor der Hitze, hält den Druck, ermöglicht dem Träger Mobilität bei hohem
Druck und jetzt sogar bei Monddruck."
Pacific Space Flight hat mit dem privaten Weltraumprogramm
Copenhagen Suborbitals zusammengearbeitet, das sein eigenes Raumfahrzeug
gebaut hat. Smith’ Team konnte seine Raumanzüge in der Kapsel und dem
Setz des dänischen Programms testen. Die Tests werden unter einer
Vielzahl weiterer Bedingungen und in unterschiedlichen Umgebungen
fortgesetzt: "Ich habe etwa 100 Stunden in dem Raumanzug verbracht,
davon auch einen Teil unter Wasser mit Gewichten beschwert auf einem
Stuhl. Ich saß dort und habe nach undichten Stellen gesucht. Unser Anzug
ist weniger undicht als Gemini-Anzüge aus den 1960ern." Der Anzug wurde
auch in Gold- und Höhenkammern getestet, wo er einen gesunden
Blutsauerstoffgehalt aufrechterhielt. Außerdem durchquerte er die
Simpson-Wüste in Australien. Einer der nächsten Schritte sind Höhenflüge
mit dem Ballon.
Smith sagt, seine Verfahren würden die der NASA in den 1960er Jahren nachstellen – nur nicht mit dem großen Budget.
Wie die meisten Vorreiter lernen Smith und sein Team mehr durch ihre
Fehlschläge als durch ihre Erfolge: "Das meiste Geld – und das ist sehr
wenig – habe ich dafür ausgegeben, um herauszufinden, wie man es nicht
machen darf." Er schloss seinen Vortrag mit einem Versprechen vor dem
Publikum der TEDx Brussels: "Jetzt weiß ich, wie man es nicht macht,
daher wird der Anzug der nächsten Generation nur noch ein Drittel wiegen
und auch nur noch ein Drittel der Masse haben."
Weitere Informationen sind abrufbar unter:
TEDx Brussels
http://www.tedxbrussels.eu/