Galileo-Start macht europäische Navigationssysteme realitätsnäher

Der Start zweier Galileo-Satelliten der europäischen Weltraumbehörde (ESA) am 22. August in Französisch-Guayana markiert den Beginn einer neuen Phase im Programm für ein europaeigenes Satellitennavigationssystem.

Auch wenn der Start beider Satelliten nicht ganz nach Plan verlief – es gab bestätigte Meldungen über eine geringfügige, unvorhergesehene Kursabweichung – befinden sich diese unter Kontrolle.

Das faszinierende Galileo-Projekt dient der Einführung des ersten europaeigenen globalen Satellitennavigationssystems, das Positionsdaten in Echtzeit bis auf weniger als einen Meter genau bestimmen kann. Nach seiner Fertigstellung wird sich das Netzwerk aus 30 Satelliten sowie der dazugehörigen Bodeninfrastruktur zusammensetzen. Das Netzwerk wird seine Arbeit neben bestehenden GPS-Systemen und dem russischen GLONASS-System aufnehmen.

Basierend auf Schätzungen der EU, dass das europäische Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 800 Mrd. EUR pro Jahr von GPS-Anwendungen abhänge, wird das Projekt als wichtige Langzeitinvestition in europäische Technologien betrachtet. Neue Unternehmen können von den aus dem Orbit übertragenen zeit- und positionsgenauen Daten profitieren.

Des Weiteren kann die Verfügbarkeit der Funktionen, außer unter Extrembedingungen, garantiert werden und Benutzer werden innerhalb von Sekunden über Satellitenfehler informiert. Das Netzwerk eignet sich daher für sicherheitskritische Anwendungen wie etwa bei der Fahrzeugnavigation, im Zugverkehr und beim Landen von Flugzeugen. Das Galileo-System beinhaltet zusätzliche eine globale Such- und Rettungsdienstfunktion (SAR). Die Satelliten werden mit einem Transponder ausgestattet, der Notsignale von Benutzertransmittern an regionale Rettungsleitzentralen übermitteln kann.

Wenn jeder einzelne Satellit in Betrieb ist, kann das System ein Navigationssignal aussenden, das für Benutzer mit einem kombinierten Galileo-/GPS-Empfänger gültig ist. Empfänger mit dieser Funktion sind bereits auf dem Markt erhältlich. Das Galileo-Satellitennavigationssystem wird auf diese Weise Schritt für Schritt eingerichtet.

Die ESA geht fest davon aus, dass sich das Satellitensystem bis zum Jahr 2017 vollständig oder nahezu vollständig im Orbit befindet. Eine Sojus-Rakete, die diesen Monat gestartet wurde, führte die Galileo-Satelliten fünf und sechs mit sich. Schätzungsweise werden bei jedem der von nun an jährlich angesetzten Raketenstarts sechs bis acht Satelliten in den Orbit gebracht. Aus diesem Grund hat die europäische Weltraumbehörde in jüngster Zeit drei große Ariane-5-Raketen in einem Wert von einer halben Milliarde Euro in Auftrag gegeben.

Angesichts des derzeitigen Flugkurses der Satelliten fünf und sechs vermeldet die ESA, dass die Nachforschungen zur Bestimmung der Abweichung und von deren Auswirkung auf die Mission andauern. Weitere Informationen über den Status der Satelliten werden nach einer vorläufigen Untersuchung der Lage bekanntgegeben.

Die ESA ist eine zwischenstaatliche Organisation, die 1975 mit dem Ziel gegründet wurde, ein europäisches Weltraumprogramm zu entwickeln und sicherzustellen, dass Weltrauminvestitionen Vorteile für europäische Bürgerinnen und Bürger sowie die anderen Kontinente mit sich bringen. Durch Koordinierung der finanziellen und geistigen Ressourcen der Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Initiativen starten, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.

Zwanzig Staaten sind Mitglied bei der ESA: Österreich, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Achtzehn dieser Länder sind Mitgliedstaaten der EU. Es bestehen außerdem Kooperationsabkommen mit acht weiteren EU-Mitgliedstaaten. Kanada beteiligt sich im Rahmen eines Kooperationsabkommens an verschiedenen ESA-Programmen.

veröffentlicht: 2015-01-23
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