Auch wenn der Start beider Satelliten
nicht ganz nach Plan verlief – es gab bestätigte Meldungen über eine
geringfügige, unvorhergesehene Kursabweichung – befinden sich diese
unter Kontrolle.
Das faszinierende Galileo-Projekt dient der Einführung des ersten
europaeigenen globalen Satellitennavigationssystems, das Positionsdaten
in Echtzeit bis auf weniger als einen Meter genau bestimmen kann. Nach
seiner Fertigstellung wird sich das Netzwerk aus 30 Satelliten sowie der
dazugehörigen Bodeninfrastruktur zusammensetzen. Das Netzwerk wird
seine Arbeit neben bestehenden GPS-Systemen und dem russischen
GLONASS-System aufnehmen.
Basierend auf Schätzungen der EU, dass das europäische
Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 800 Mrd. EUR pro Jahr von
GPS-Anwendungen abhänge, wird das Projekt als wichtige
Langzeitinvestition in europäische Technologien betrachtet. Neue
Unternehmen können von den aus dem Orbit übertragenen zeit- und
positionsgenauen Daten profitieren.
Des Weiteren kann die Verfügbarkeit der Funktionen, außer unter
Extrembedingungen, garantiert werden und Benutzer werden innerhalb von
Sekunden über Satellitenfehler informiert. Das Netzwerk eignet sich
daher für sicherheitskritische Anwendungen wie etwa bei der
Fahrzeugnavigation, im Zugverkehr und beim Landen von Flugzeugen. Das
Galileo-System beinhaltet zusätzliche eine globale Such- und
Rettungsdienstfunktion (SAR). Die Satelliten werden mit einem
Transponder ausgestattet, der Notsignale von Benutzertransmittern an
regionale Rettungsleitzentralen übermitteln kann.
Wenn jeder einzelne Satellit in Betrieb ist, kann das System ein
Navigationssignal aussenden, das für Benutzer mit einem kombinierten
Galileo-/GPS-Empfänger gültig ist. Empfänger mit dieser Funktion sind
bereits auf dem Markt erhältlich. Das
Galileo-Satellitennavigationssystem wird auf diese Weise Schritt für
Schritt eingerichtet.
Die ESA geht fest davon aus, dass sich das Satellitensystem bis zum
Jahr 2017 vollständig oder nahezu vollständig im Orbit befindet. Eine
Sojus-Rakete, die diesen Monat gestartet wurde, führte die
Galileo-Satelliten fünf und sechs mit sich. Schätzungsweise werden bei
jedem der von nun an jährlich angesetzten Raketenstarts sechs bis acht
Satelliten in den Orbit gebracht. Aus diesem Grund hat die europäische
Weltraumbehörde in jüngster Zeit drei große Ariane-5-Raketen in einem
Wert von einer halben Milliarde Euro in Auftrag gegeben.
Angesichts des derzeitigen Flugkurses der Satelliten fünf und sechs
vermeldet die ESA, dass die Nachforschungen zur Bestimmung der
Abweichung und von deren Auswirkung auf die Mission andauern. Weitere
Informationen über den Status der Satelliten werden nach einer
vorläufigen Untersuchung der Lage bekanntgegeben.
Die ESA ist eine zwischenstaatliche Organisation, die 1975 mit dem
Ziel gegründet wurde, ein europäisches Weltraumprogramm zu entwickeln
und sicherzustellen, dass Weltrauminvestitionen Vorteile für europäische
Bürgerinnen und Bürger sowie die anderen Kontinente mit sich bringen.
Durch Koordinierung der finanziellen und geistigen Ressourcen der
Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Initiativen starten, die weit
über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.
Zwanzig Staaten sind Mitglied bei der ESA: Österreich, Belgien, die
Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland,
Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen,
Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das
Vereinigte Königreich. Achtzehn dieser Länder sind Mitgliedstaaten der
EU. Es bestehen außerdem Kooperationsabkommen mit acht weiteren
EU-Mitgliedstaaten. Kanada beteiligt sich im Rahmen eines
Kooperationsabkommens an verschiedenen ESA-Programmen.