Studie deckt auf, wie Medikamente auf Cannabisbasis dem Gehirn schaden

Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die dauerhafte Einnahme von chemischen Verbindungen, die in Marihuana enthalten sind, einen negativen Einfluss auf die Gehirnfunktion und das Gedächtnis hat.

Angesichts der weltweiten hitzigen Debatten über die Gesetzgebung zur Regulierung des Cannabiskonsums und insbesondere über dessen Legalisierung für medizinische Zwecke wurde dieses Thema in den vergangenen Jahren zunehmend erforscht. Zwar gibt es mehrere Studien, die auf das Risiko hinweisen, infolge von intensivem, regelmäßigem Cannabiskonsum psychische Erkrankungen zu entwickeln, die möglichen Nebenwirkungen einer lang anhaltenden Verwendung von Medikamenten auf Cannabisbasis sind jedoch noch nicht geklärt.

Wissenschaftler des teilweise EU-finanzierten Projekts SynaNet haben herausgefunden, dass der langfristige Konsum sowohl von Cannabis als auch von Medikamenten auf Cannabisbasis negative Auswirkungen auf das Gedächtnis hat. Die Studie wurde vor Kurzem in der Fachzeitschrift „Journal of Neurochemistry“ veröffentlicht. „Wir stellten fest, dass erwachsene Mäuse, die langfristig WIN 55,212-2 ausgesetzt waren, ein beeinträchtigtes Erkennungsvermögen, Veränderungen der Stoffwechselaktivität des Gehirns und gestörte Verbindungen der Gehirnschaltkreise aufwiesen, die der Verarbeitung von Erinnerungen zugrunde liegen“, gaben sie an.

Nebenwirkungen

Forscher von den Universitäten Lissabon und Lancaster untersuchten die Auswirkungen von langfristiger, periodischer (30-tägiger) Aussetzung gegenüber Cannabinoiden auf den Stoffwechsel im Gehirn, die funktionelle zerebrale Konnektivität und das Erkennungsvermögen. Sie konzentrierten sich auf die Auswirkungen eines bestimmten cannabinoiden Medikaments namens WIN 55,212-2, eines Aminoalkylindolderivats. Dieses Medikament wirkt ähnlich wie Cannabinoide wie der Wirkstoff von Cannabis Tetrahydrocannabinol. Die Autoren betonten die Relevanz ihrer Arbeit für Ärzte, die Therapien auf Basis cannabinoider Stoffe zur Behandlung von Krankheiten einsetzen. „Die Aufklärung der Auswirkungen von Cannabinoiden auf die Gehirnfunktion ist von zentraler Bedeutung, was die Entwicklung von Behandlungsmaßnahmen angeht, die ‚erwartete‘ Nebenwirkungen von Therapien auf Basis cannabinoider Stoffe einschränken sollen.“ Solche Medikamente auf Cannabisbasis werden zunehmend zur Bekämpfung verschiedener Krankheiten eingesetzt, darunter Epilepsie, multiple Sklerose und chronische Schmerzen.

Im Rahmen ihrer Erklärung der Ergebnisse gab die Leiterin der Forschungsgruppe Ana Sebastião in einer Pressemitteilung des Instituto de Medicina Molecular João Lobo Antunes an: „Wie alle anderen Medikamente haben Therapien auf Basis cannabinoider Stoffe nicht nur vorteilhafte krankheitsbezogene Auswirkungen, sondern auch Nebenwirkungen.“ Sie betonte, dass die „Ergebnisse sehr wichtig für die Entwicklung pharmakologischer Strategien sind, die darauf abzielen, die kognitiven Nebenwirkungen derzeit eingesetzter Therapien auf Basis cannabinoider Stoffe, die sich als wirksam gegen mehrere Erkrankungen des zentralen Nervensystems erwiesen haben, einzuschränken.“

Wie auf der Projektwebsite zusammenfassend angegeben ist, wurde SynaNet ins Leben gerufen, um „gemeinschaftliche, fachübergreifende und translationale Forschung zu ermöglichen, indem ein effektiver Wissenstransfer, der Austausch von bewährten Forschungsverfahren und die Mobilität von Nachwuchsforschern gefördert werden.“ Am Programm nahmen Forscher von vier Universitäten in Italien, Portugal, Finnland und dem Vereinigten Königreich teil.

Das Projekt SynaNet (Neurologic and Psychiatric Disorders: from synapses to networks) hat zum Ziel, neurologische und psychiatrische Erkrankungen besser zu verstehen und bietet eine breite Palette an Chancen zur Forschung und Weiterbildung. Zu den Themen der Forschung zählen laut CORDIS „das Altern, neurodegenerative Erkrankungen sowie Erkrankungen, die die neuronale Erregbarkeit beeinträchtigen (entweder mit psychiatrischer oder neurologischer Expression), Neuroinflammation und neuronale Synchronisation/Desynchronisation“. Die Projektpartner sind davon überzeugt, dass die im Rahmen von SynaNet erforschten Themen von äußerster Relevanz für die Bedürfnisse von Gesellschaften in Europa und auf der ganzen Welt sind. Dazu gehören die Auswirkungen von Cannabinoiden auf die Gehirnschaltkreise, synaptische Fehlfunktionen bei der Alzheimerkrankheit, synaptische Fehlfunktionen bei Schizophrenie sowie synaptische Korrelationen bei Schlafstörungen.

Weitere Informationen:
SynaNet-Projektwebsite

Datum der letzten Änderung: 2018-11-10 17:15:01
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