Angesichts der wachsenden sozialen und kulturellen Vielfalt in Europa wirkt sich die daraus resultierende Entstehung von Gegenstereotypen darauf aus, wie Bürgerinnen und Bürger über Probleme denken und diese lösen. Eine EU-Initiative untersucht, wie das in Frage stellen von Stereotypen die Art und Weise beeinflusst, wie Menschen argumentieren und kreative Ideen schaffen.
Kreativität und Innovation sind Triebkräfte der Gesellschaft und die
Vielfalt steigert angeblich kreative Leistung und flexibles Denken. Das
EU-finanzierte Projekt CREA.DIV untersucht, wann und warum soziale
Vielfalt und vor allem der Umgang mit Menschen, die Stereotypen
widersprechen, die Kreativität der Menschen fördern.
Die Nachwuchsforscherin Dr. Malgorzata Goclowska führte mehrere Experimente zur Wirkungen des Umgangs mit Gegenstereotypen durch. Das Forscherteam entwickelte ein neues Paradigma mit bearbeiteten Bildern, in denen Menschen vor einem Hintergrund erscheinen, der im Einklang mit Stereotypen steht oder ihnen widerspricht. Zum Beispiel wurde in einer Reihe von Bildern mit stereotyper Umgebung ein Priester vor einer christlichen Kirche platziert, während der Gegenstereotyp den gleichen Priester vor einer Moschee zeigte. In der Studie kamen mehrere Bilder wie diese zum Einsatz, die Stereotypen bestätigten oder verletzten.
In Laborversuchen betrachteten die Teilnehmer Stereotyp bestätigende oder Stereotyp verletzende Bilder und führten dann verschiedene kognitive Aufgaben durch. Das Betrachten von Gegenstereotypen verstärkte die Kreativität bei Personen mit einem geringen persönlichen Bedürfnis nach Struktur - Personen, die nicht von Unsicherheit und Mangel an Struktur in ihrer Umgebung gestört werden. Im Gegensatz dazu sank die Kreativität bei Personen mit einem hohen Bedürfnis nach Struktur, die sich von Unsicherheit und Mangel an Struktur gestört fühlen. Das Projekt zeigte auch, dass Personen mit einem geringen Strukturbedürfnis Gegenstereotypen vorziehen, während Menschen mit einem hohen Strukturbedürfnis Stereotypen bevorzugen.
Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, die Persönlichkeit des Publikums zu berücksichtigen, bevor Menschen in Kontakt mit etwas neuem und ungewohntem wie Gegenstereotypen kommen.
Die Projektergebnisse wurden in Peer-Review-Fachzeitschriften veröffentlicht und auf mehreren internationalen Konferenzen vorgestellt, außerdem berichtet das
Psychology Today Blog darüber.
Indem stereotype Ansichten durch Experimente und Tests in Frage gestellt wurden, lieferte CREA.DIV Erkenntnisse zu den Bedingungen, unter denen Gegenstereotypen kreatives Denken und Leistung unterdrücken oder fördern. Das Projekt hat Auswirkungen auf Maßnahmen im Bereich der sozialen Vielfalt. Anhand der Bedürfnisse und Präferenzen von Einzelnen lassen sich die Auswirkungen von Maßnahmen im Bereich der sozialen Vielfalt auf die Leistung erklären.