Die physische
Kraft, die man braucht, um einen fliegenden Gesteinsbrocken abzulenken,
hängt von der Masse des Steins ab. Auf ähnliche Weise können Atome durch
Magnetfelder abgelenkt werden, wenn sie zuerst ionisiert werden, also
getrennt in einigen freie negativ geladene Elektronen und positive
Ionen. Die Größe des Magnetfeldes, das erforderlich ist, um eine
bestimmte Menge davon zu verschieben, hängt von ihrer Masse ab. Nach
diesem einfachen Prinzip funktioniert die Massenspektrometrie, die in
den letzten hundert Jahren verwendet wurde, um die elementaren
Bestandteile von in einem Vakuum ionisierten Proben zu bestimmen.
Erst jüngst wurde die Anwendung des Verfahrens an komplexen und
großen biologischen Makromolekülen wie etwa an Proteinen
(massenspektrometriebasierte Proteomik) möglich. Der Schlüssen hierfür
war die Entwicklung von weichen Ionisierungstechniken, um die
Makromoleküle in Ionen zu verwandeln. Die Massenspektrometrie-Proteomik
entwickelt sich in erstaunlichem Tempo und ermöglicht neue Einblicke in
grundlegende biologische Prozesse.
Um dieses wachsende neue Feld zu fördern, wurden ein
Austauschprogramm und eine Zusammenarbeit zwischen führenden
europäischen und nordamerikanischen Universitätslabors etabliert, die
über das Projekt MSLIFE ("Integrating high performance mass spectrometry
tools with application in life science") von der EU unterstützt werden.
Die Wissenschaftler des Projekts konzentrieren sich auf die
Anwendung der Massenspektrometrie in den Biowissenschaften (Life
Sciences) und hierfür entwickeln sie neue Technologien zur
Identifizierung von Biomarkern und erleichtern die Integration von
Massenspektrometrie-Tools in biochemische und biomedizinische
Technologien. Zu den untersuchten Phänomenen gehören Veränderungen der
Proteinstruktur, die zu einer Pathophysiologie führen, Fehlfaltungen
aufgrund von Proteinkonformation und molekulare Erkennungsstrukturen.
Bereits in der ersten Berichtsperiode waren die Arbeiten besonders
fruchtbar. Ergebnisse zur Charakterisierung von Zellen im Nervensystem
und zu einem neuen Werkzeug für die schnelle Diagnose von Erbkrankheiten
wurden bereits in Fachzeitschriften veröffentlicht. Außerdem wurden die
Arbeiten auf nationalen und internationalen Konferenzen vorgestellt.
MSLIFE stärkt die Verbindungen zwischen führenden europäischen und
nordamerikanischen Universitätslabors durch die gemeinsame Arbeit an der
massenspektrometriebasierten Proteomik. Die Zusammenarbeit erweist sich
als besonders fruchtbar und wird voraussichtlich zu wichtigen neuen
Methoden für die Diagnose und Bekämpfung von Krankheiten führen.