Wissenschaft im Trend: E-Zigaretten statt Tabak? Auch Dampfen kann einer neuen Studie zufolge Krebs auslösen

Das Dampfen gilt allgemein als gesündere Alternative zum Rauchen. Doch aus einer neuen Studie geht hervor, dass auch das Dampfen zu einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten und Herzerkrankungen führen kann. Das Forschungsteam untersuchte die Wirkung von E-Zigarettendampf auf gesunde Mäuse und menschliche Zellen und stellte fest, dass das Dampfen einer E-Zigarette zwar weniger schädlich ist, aber dennoch ein mögliches erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt.

Die neue Studie, die in „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht wurde, führte insbesondere zu zwei Erkenntnissen: Über E-Zigaretten aufgenommenes Nikotin kann in chemische Verbindungen umgewandelt werden, die sich schädigend auf die DNA bestimmter Organe auswirken, und diese chemischen Verbindungen können die DNA-Reparaturmechanismen des Körpers stören.

Moon-Shong Tang, Professor für Umweltmedizin an der New York University School of Medicine, erläuterte, dass die DNA-Veränderungen ähnliche Merkmale aufweisen wie solche, die mit Passivrauchen in Verbindung gebracht werden. Zugleich wies er jedoch darauf hin, dass noch eingehend untersucht werden müsse, ob Dampfen tatsächlich die Krebsrate erhöht. „Entgegen der landläufigen Meinung ist Nikotin durchaus nicht harmlos“, merkte Professor Moon-Shong Tang an.

Im Rahmen der Studie wurden die Versuchsmäuse 12 Wochen lang E-Zigarettendampf (ECS) ausgesetzt, wobei die Dosis und Dauer einer leichten E-Zigarettennutzung bei Menschen über einen Zeitraum von 10 Jahren entsprachen. Bei Studienende hatte der Dampf zu DNA-Schäden an Lunge, Blase und Herz der Tiere geführt und darüber hinaus die Anzahl der Lungenproteine sowie die wichtige DNA-Reparatur eingeschränkt.

Insgesamt rund 6,1 Millionen Menschen in Europa haben durch E-Zigaretten mit dem Rauchen aufgehört und mehr als 9 Millionen konnten durch den Umstieg von normalen Zigaretten auf E-Zigaretten ihr Rauchverhalten reduzieren, wie aus einer in der Fachzeitschrift „Addiction“ veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2016 hervorgeht.

Zahlreiche Studien haben sich bereits mit den langfristigen gesundheitlichen Folgen des E-Dampfkonsums befasst, sind jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Eine Studie im Jahr 2013 ergab, dass E-Zigaretten und Nikotinpflaster beim Rauchstopp die gleiche Wirkung zeigten. Eine andere Studie, die im August 2017 veröffentlicht wurde, verglich die Emissionen von E-Zigaretten und Tabakrauch im Hinblick auf das Krebsrisiko und stellte fest, dass das Krebsrisiko durch E-Zigarettendampf im Vergleich zum Risiko durch normalen Zigarettenrauch weniger als 1 % beträgt.

Auch die Reaktionen auf diese neue Studie waren stark unterschiedlich. So sahen manche Forscher darin eine bedeutende neue Arbeit, während andere ihre Relevanz abstritten. Als Argument wurde angeführt, dass die Mäuse hohen Konzentrationen an E-Zigarettendampf ausgesetzt waren (drei Stunden täglich an fünf Tagen in der Woche über einen Zeitraum von drei Monaten) und dass die Auswirkungen bei Personen, die Nikotin durch das Dampfen aufnehmen, sehr unterschiedlich sein können.
„Diese Studie liefert keinerlei Erkenntnisse über die Gefahren des Dampfens“, so Peter Hajek, Leiter der Tobacco Dependence Research Unit an der Queen Mary University of London. „Sie liefert keine Erkenntnisse darüber, dass Dampfen Krebs verursacht. Sie ist ein Fehlalarm in einer langen Reihe von Fehlalarmen, die bewirken könnten, dass die Menschen weniger Bereitschaft zeigen, vom Rauchen auf das Dampfen umzusteigen, obwohl dies für sie einen erheblichen Nutzen bedeuten würde“, fügte er an. „Das Risiko durch E-Zigaretten entspricht hochgerechnet allenfalls rund 5 % des Risikos durch normale Zigaretten.“

Diese jüngste Studie an sich ist noch nicht schlüssig. Die Entstehung von Tumoren ist innerhalb eines 12-wöchigen Zeitraums, über den die Mäuse dem E-Zigarettendampf ausgesetzt wurden, nicht möglich, und auch wenn durch Tabakrauch induzierter Krebs tatsächlich als Modell zur Bestimmung der durch E-Zigarettendampf induzierten Karzinogenese etabliert werden könnte, wäre erst in frühestens zehn Jahren mit aussagekräftigen Nachweisen beim Menschen zu rechnen.

Bis dahin führt die Forschung weiterhin Versuche an Tieren durch, die möglicherweise zu eindeutigeren Nachweisen im Hinblick auf die vollständige und umfassende Wirkung von E-Zigarrettendampf führen könnten. Erste Ergebnisse könnten bei einem optimistischen Szenario in rund einem Jahr vorliegen.

Datum der letzten Änderung: 2018-02-09 17:15:03
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