Wissenschaft im Trend: Eine schmerzlose Grippeimpfung ohne gruselige Spritze

Bei den Sicherheitstests im Rahmen der ersten Studie mit menschlichen Probanden konnte ein Heftpflaster, das einen Impfstoff schmerzlos direkt in die Haut einbringt, bahnbrechende Ergebnisse erzielen. Menschen, die einer Risikogruppe für Grippe angehören und daher jährlich geimpft werden müssen, beim Gedanken an eine Injektionsnadel jedoch erschaudern, dürfen sich freuen. Das neue Pflaster verspricht jedoch noch weitere Vorteile.

Das neue Pflaster, das von Forschern an der Emory University und dem Georgia Insititute of Technology in den USA entwickelt wurde, hat auf der Klebeseite hundert winzige, haarähnliche Mikronadeln, die die Hautoberfläche durchdringen. Nur die obersten Hautschichten werden durchstochen, während die Haut bei Injektionen zur regulären Grippeimpfung bis zum Muskel durchdrungen wird.

Für die Studie wurden 100 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 49 Jahren, die sich zuvor bewusst gegen eine Grippeimpfung entschieden hatten, angeworben und willkürlich auf vier Gruppen verteilt, von der eine die herkömmliche Injektion in den Arm erhielt. In den anderen drei Gruppen klebten sich alle Teilnehmer für 20 Minuten das neue Pflaster auf die Haut, sodass sich die Mikronadeln vor dem Entfernen und Entsorgen der Pflaster auflösen konnten. Eine Gruppe erhielt ein Placebo, die anderen zwei den Grippeimpfstoff. Alle Probanden wurden dann 180 Tage lang regelmäßig untersucht, wobei Nebenwirkungen und Antikörperspiegel festgehalten wurden.

Kein Patient der vier Gruppen zeigte ernsthafte Nebenwirkungen, und die leichten Nebenwirkungen entsprachen etwa denen, die alle Geimpften unabhängig von der angewandten Verabreichungsmethode aufweisen. Besonders bedeutend ist, dass die Antikörper-Immunantwort im Fall des Pflasters genauso gut war wie bei der herkömmlichen Injektion. 96 % derjenigen, die mit dem Heftpflaster behandelt wurden, stuften die Methode als schmerzfrei ein, und 70 % von ihnen bevorzugten sie gegenüber anderen Anwendungsmethoden.

Wenngleich das neue Pflaster eine Revolution für Grippeimpfungen verspricht, sollte man die eigene Impfung in naher Zukunft noch nicht erwarten – der nächste Schritt wird in weiteren, groß angelegten Studien bestehen, doch diese Ergebnisse sind bereits äußerst vielversprechend. Vor allem ist das Pflaster so einfach anzuwenden, dass Menschen es selbst zu Hause aufkleben können, was mehr Personen in Hochrisikogruppen zu Impfungen ermutigen sollte. Zudem müssen die Heftpflaster nicht gekühlt werden, sodass in Apothekenregalen mehr von ihnen gelagert werden können. „Wir könnten Impfungen zu Hause, am Arbeitsplatz oder sogar per Postverteilung ins Auge fassen“, meinte Dr. Nadine Rouphael von der Emory University.

So könnte das preisgünstige Pflaster nicht nur Menschen in Industrieländern erreichen, sondern auch erheblich zum Aufbau von Impfprogrammen in Entwicklungsländern beitragen und eine schnellere, effizientere Reaktion auf künftige Grippepandemien ermöglichen. Das Pflaster ist zudem umweltfreundlicher, da es die Menge an gefährlichem Müll reduziert, der entsorgt werden muss.

„Ich denke, dass dies ein wirklich vielversprechender Weg in die Zukunft ist“, sagte John McCauley, Direktor des Worldwide Inflluenza Centre am Francis Crick Institute in London. „Wenn man [Impfungen] vereinfachen kann, werden sich mehr Menschen eine verabreichen lassen. Wenn sich mehr Menschen impfen lassen, können Infektionen besser auf Bevölkerungsebene eingedämmt werden.“

veröffentlicht: 2017-06-30
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