Finnische Studie entdeckt Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Diabetes

In einer finnischen Studie wurden orale Glukosetoleranztests analysiert, die an 1970 Männern und 2544 Frauen durchgeführt worden waren, um nach Zusammenhängen mit dem Beschäftigungsverhältnis zu suchen, in dem sich die Probanden in den drei vorausgehenden Jahren befunden hatten. Die Forscher stellten fest, dass Männer, die lange arbeitslos gewesen waren, ein höheres Risiko für Prädiabetes und durch Screening entdeckten Typ-2-Diabetes aufwiesen als berufstätige Männer.

Im Rahmen von Forschungen, die teilweise durch das EU-finanzierte Projekt DYNAHEALTH unterstützt wurden, konnte Prädiabetes bei 19,2 % der männlichen berufstätigen Probanden festgestellt werden. Bei männlichen Probanden, die seit weniger als einem Jahr arbeitslos waren, wurde Prädiabetes sogar in 23,0 % aller Fälle nachgewiesen, und gingen sie seit mehr als einem Jahr keiner beruflichen Beschäftigung nach, lag die Quote sogar bei 27,0 %. Typ-2-Diabetes wurde durch Screening bei 3,8 %, 3,8 % bzw. 9,2 % dieser Männer nachgewiesen.

Bei den weiblichen Studienteilnehmern wurde eine weniger drastische Entwicklung erkannt, dennoch wirkte sich das Beschäftigungsverhältnis auch bei ihnen auf diese Quoten aus. Prädiabetes wurde bei 10,0 %, 12,6 % bzw. 16,2 % der Frauen diagnostiziert, Typ-2-Diabetes durch Screening bei 1,7 %, 3,4 % bzw. 3,6 %. In beiden Fällen wurden in den Daten Bildungsgrad, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und Body-Mass-Index sowie der Umstand berücksichtigt, ob die Probanden Raucher oder Nichtraucher waren. Bei den Frauen relativierten sich die Zusammenhänge, nachdem diese zusätzlichen Parameter eingerechnet wurden.

Diabetes wird in immer mehr Erdteilen zur Volkskrankheit, beeinträchtigt die Wirtschaft und ist von einem komplexen Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren abhängig. Heute wissen wir, dass gefährdete Personen den Ausbruch von Typ-2-Diabetes durch eine Änderung ihrer Lebensweise verhindern oder hinauszögern können, und diese Personen rechtzeitig zu ermitteln, ist für eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Krankheit unerlässlich. Mit dieser Forschung wurde ein weiterer Faktor entdeckt, der auf der Suche nach gefährdeten Personen berücksichtigt werden sollte.

Wie hängen Arbeitslosigkeit und Diabetes zusammen?

Es wird vermutet, dass zwischen Stress und dem Ausbruch von Typ-2-Diabetes ein ursächlicher Zusammenhang besteht. Physiologisch liegt dies wahrscheinlich in der Überaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und der folglich zu hohen Cortisolproduktion begründet. Auch das Verhalten dürfte eine Rolle spielen. Am häufigsten wird die Erkrankung in der Altersgruppe 40–64 festgestellt, und es wird angenommen, dass beschäftigungsbedingte Stressfaktoren und die Auswirkungen von Schichtarbeit diese Entwicklung verstärken.

In ihrer wissenschaftlichen Arbeit, die in der Fachzeitschrift „Primary Care Diabetes“ veröffentlicht wurde, merken die Forscher an, dass zwar berufsbedingter Stress umfassend untersucht wurde, jedoch nicht die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, die bekanntermaßen oft mit gesundheitlichen Problemen einhergeht. Ihres Wissens nach handele es sich bei dieser Studie um die erste, in der nach Zusammenhängen zwischen objektiven Daten zu Arbeitslosigkeit (aus staatlichen Verzeichnissen) und dem Ergebnis oraler Glukosetoleranztests gesucht wird.

Den Autoren zufolge besteht der zentrale Vorteil ihrer Forschung in der „[…] objektiven verzeichnisbasierten Quantifizierung der Arbeitslosigkeit in einem genau dreijährigen Zeitraum vor einem oralen Glukosetoleranztest, um die wesentlichen akuten Belastungen durch die Arbeitslosigkeit mit den frühen Phasen der Entstehung von Diabetes in Verbindung zu bringen. Da die Teilnehmer gleichen Alters sind, wird die Analyse nicht durch vorübergehende makroökonomische Schwankungen der allgemeinen Arbeitslosenquoten beeinflusst, welche sich auf die gesundheitlichen Folgen der Arbeitslosigkeit auswirken können.

Anhaltspunkt zur frühzeitigen Diagnose

Längere Arbeitslosigkeit kann das Risiko für Typ-2-Diabetes bei Männern mittleren Alters erhöhen. Wenn medizinische Fachkräfte den Beschäftigungsstatus ihrer Patienten kennen, könnte ihnen dies dabei helfen, Diabetes bei Menschen erkennen, bei denen diese Erkrankung noch nicht diagnostiziert wurde. Das Projekt DYNAHEALTH (Understanding the dynamic determinants of glucose homeostasis and social capability to promote Healthy and active aging) unterstützte diese Forschungsarbeiten und profitiert ebenfalls von zahlreichen bereits durchgeführten Studien, durch die Daten zu 1,5 Millionen Europäern bereitgestellt werden, die sich auf Gesundheit, Biologie und soziale Faktoren beziehen. Damit unterstützt das Projekt die Entwicklung risikobezogener Präventionsmaßnahmen und liefert politischen Entscheidungsträgern wichtige Informationen, sodass diese zum idealen Zeitpunkt in kosteneffektive und nachhaltige Strategien für das Gesundheitswesen investieren können.

Weitere Informationen:
Projektwebsite

veröffentlicht: 2017-06-16
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