Rigvir erhielt seine Förderung offiziell Anfang August durch das KMU-Instrument von H2020. Erst kürzlich hatte die Behandlung „überraschend positive“ Ergebnisse bei Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung gezeigt: Eine im Juli veröffentlichte Studie lässt erkennen, dass Rigvir bei Patienten, die an einem Melanom im Stadium IV M1C, an kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium IIIA oder einem histiocytären Sarcom im Stadium IV litten, zu einer erheblichen Erhöhung der Lebenserwartung und -qualität führt.
In Lettland, wo Rigvir seit 2004 vermarktet wird, hat es sämtliche Phasen der klinischen Studien bei 2 000 Patienten erfolgreich bestanden. Während beispielsweise Magenkrebs-Patienten in der Kontrollgruppe eine Überlebensrate von 24 % aufwiesen, stieg diese Chance für die mit Rigvir behandelten Patienten auf 48 %. Etwa 75 % der lettischen Melanompatienten erhalten bereits eine Behandlung mit Rigvir.
„Es gibt auf der Welt Millionen von Krebspatienten, die diese einzigartige Krebsbehandlung dringend benötigen“, sagte Karlis Urbans, CFO von Rigvir. „Rigvir ist bislang in drei Ländern zugelassen. Dennoch könnten auch andere Patienten eine Virotherapie mit Rigvir erhalten, wenn sie Medizintourismus betreiben. Ich hoffe, dass die Krebs-Virotherapie durch den Zuschuss für alle Patienten verfügbar wird, die davon profitieren könnten. Krebspatienten verdienen diese sichere, wirksame und humane Krebsbehandlung.“
Die Behandlung wirkt gegen eine Vielzahl von Krebsarten wie Melanome, Darm-, Bauchspeicheldrüsen-, Blasen-, Nieren-, Prostata-, Lungen- und Gebärmutterkrebs, Lymphosarkome etc. Dadurch erklärt sich, warum es auch im Ausland Begeisterung entfacht: Ende Juli veröffentlichte das Hope4Cancer Institute in Kalifornien, USA, eine Pressemitteilung, in der man verkündete, dass das Institut nun das erste im Land sei, das seinen Patienten eine Virotherapie mit Rigvir anbieten kann.
Ein heilendes Virus
Rigvir wurde aus dem Virus ECHO-7 synthetisiert, welches im Darm kleiner Kinder natürlich vorkommt. Das Virus zielt selektiv auf maligne Zellen, in die es eindringt, bevor es sich in einem Prozess, den man als Onkolyse bezeichnet, multipliziert und schließlich die Krebszelle zerstört. Darüber hinaus macht das Virus den Krebs für das Immunsystem des Patienten sichtbar und ermöglicht somit seine Bekämpfung.
Rigvir wird über einen Zeitraum von drei Jahren mit einer Reihe von Injektionen verabreicht. Obwohl Latima – das die Behandlung entwickelt und fördert – auf seiner Website leichte Nebenwirkungen erwähnt, präzisiert das Unternehmen, dass die häufigste Nebenwirkung eine subfebrile Körpertemperatur sei, die ein bis drei Tage andauern könne. Dies steht deutlich im Gegensatz zur Chemotherapie, die für den Schaden, den sie an gesunden Zellen verursacht, berüchtigt ist.
Der nächste Schritt: EU-Zulassung
Um in ganz Europa zur Verfügung zu stehen, muss Rigvir die Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten. Mit dem H2020-Projekt RIGVIR, das ein Teil des KMU-Instruments ist, wird Latima eine Machbarkeitsstudie durchführen können, deren Ergebnisse für Januar 2017 erwartet werden. Das Unternehmen ist zuversichtlich, dass das Projekt danach eine Phase-2-Finanzierung erhält, damit es die klinischen Tests durchführen kann, die für eine EMA-Zulassung erforderlich sind.
Weitere Informationen:
Projektwebsite