Reduzierung von Antibiotikaresistenzen in Krankenhäusern

Der Schwerpunkt fünf europäischer Studien liegt auf der Verbesserung von Kontroll- und Behandlungsmethoden in Gesundheitseinrichtungen und Allgemeinarztpraxen, um die Übertragung resistenter Krankheitserreger zu minimieren.

In den vergangenen Jahren kam es durch unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika zu einer drastischen Zunahme von Arzneimittelresistenzen. Europäischen Gesundheitsbehörden zufolge sind Infektionen mit multiresistenten gramnegativen Bakterien (multi-drug resistant gram-negative bacteria, MDR-GNB) für Tausende von Todesfällen und Millionen von Krankenhausaufnahmen verantwortlich. Wie die Statistiken zeigen, sind dringend neue Strategien gefragt, um der Entstehung und Übertragung resistenter Mikrobenarten gegenzusteuern.

Das EU-finanzierte Projekt R-GNOSIS (Resistance in gram-negative organisms: studying intervention strategies) beurteilt Wirksamkeit und Effizienz innovativer Maßnahmen zur Verringerung der Übertragung von MDR-GNB und initiierte hierzu fünf internationale klinische Interventionsstudien.

In der ersten Studie wird eine patientennahe (Point-of-care) Teststrategie zur Diagnose unkomplizierter Harnwegsinfektionen entwickelt, um insgesamt die Verschreibungspraxis von Antibiotika zu verbessern. Weiterhin wird ein Schnelltest zum Nachweis von MDR-GNB in Stuhlproben geprüft, um eine Antibiotikaprophylaxe für die kolorektale Chirurgie bereitzustellen.

In einer Studie mit Patienten mit MDR-GNB im Darm führte R-GNOSIS eine Dekolonisation (Sanierung) mit hochdosierten topischen Antibiotika und anschließender Wiederbesiedlung mit gesunden Darmmikroben durch. Dieses Verfahren hatte sich bereits als effektiv gegen wiederkehrende Infektionen mit Clostridium difficile erwiesen, sodass man auf ebensolche Ergebnisse bei Patienten mit MDR-GNB hofft.

Im Rahmen einer internationalen Studie prüft R-GNOSIS auf 15 Intensivstationen die Wirksamkeit der Dekolonisation mit topischen Antibiotika, um MDR-GNB-Infektionen und Übertragungen zu verhindern.

Eine noch laufende Studie umfasst die Kontaktisolation von Patienten mit ESBL-Bildnern (Enterobakterien) in Krankenhausstationen mittels alkoholischer Handdesinfektion.

Insgesamt liefern diese Studien Daten für weitere Analysen zu grundlegenden biologischen Aspekten der Interaktion zwischen MDR-GNB und Wirtsorganismus in Gegenwart und Abwesenheit von antibiotischem Selektionsdruck. Die Forscher untersuchen auch Mechanismen der Entstehung und Persistenz von Medikamentenresistenzen und kombinieren Modellansätze für Vorhersagen zum Plasmidtransfer.

R-GNOSIS wird wissenschaftliche Belege für die Notwendigkeit einer Antibiotikaprävention bei Patienten auf Intensivstationen und nach Unterleibsoperationen liefern. Die Daten zur Dekolonisation und Wiederbesiedlung werden auch innovative Ansätze im Umgang mit persistierenden lebensbedrohlichen Infektionen hervorbringen.

veröffentlicht: 2015-10-16
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