Elektrodenhelm zur Diagnose von Schädelhirntrauma

Schädel-Hirn-Traumata (SHT) gehören weltweit zu den Hauptursachen für Tod und Behinderung. Eine neue Technologie für die Schnelldiagnostik und Behandlung soll nun die Heilungschancen verbessern, und so wurde für die patientennahe (Point-of-Care)-Diagnostik ein diagnostischer Helm entwickelt.

Allein in der EU sterben jährlich 50.000 der im Krankenhaus behandelten 1,2 Mio. Patienten. Häufig sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, die zeitlebens unter den Folgen zu leiden haben werden. Da das Gehirn alle Aktivitäten steuert, können SHT nicht nur Funktionen wie Gehen und Sprechen, sondern auch Persönlichkeit und Temperament verändern.

Obwohl es vor allem auf rechtzeitige Diagnose und Behandlung ankommt, um Schäden zu vermeiden, steht noch keine zuverlässige Methode in Aussicht, um Schädel-Hirn-Traumata frühzeitig oder vor Ort an der Unfallstelle zu erkennen. Das EU-finanzierte Forschungsprojekt EMEREEG entwickelte daher ein Verfahren, das auf zwei nicht-invasiven Technologien beruht. Sie sind in einem tragbaren Helm einheitlicher Größe untergebracht und unterstützen Notfallärzte, Telemediziner, Krankenhäuser und Rehabilitationszentren bei der SHT-Diagnostik. In den ersten neun Monaten wurden die Systemanforderungen definiert und Konzepte verglichen.

Veränderungen am Hirnzustand und der Dynamik können mittels quantitativer Elektroenzephalographie (qEEG) und HD-transkranieller elektrischer Stimulation (HD-TES) diagnostiziert werden. Das System arbeitet mit der Vakuumpositionierung von Elektroden, um eine möglichst genaue Diagnose zu stellen. Eine Analyse-Software wertet anschließend zügig die Daten aus und stellt eine automatische Diagnose.

Ein Tablet-Computer gewährleistet die Steuerung, lokale Datenspeicherung, eine Web-basierte grafische Benutzeroberfläche dient der funkgesteuerten Datenübertragung. So können Sanitäter fachliche Unterstützung über ein Telemedizinsystem anfordern und ein Neurologe berät und sichert Diagnostik und erste Schritte ab.

Bewusstlosigkeit oder Sedierung am Unfallort beeinträchtigen die Diagnose, da keine kognitiven Tests durchgeführt werden können, hochmoderne Technik wiederum ist teuer, komplex und erfordert fachliche Kompetenz. Der tragbare Helm mit qEEG und HD-TES wird rasche neurologische Testergebnisse vor Ort ermöglichen, die Behandlung vereinfachen und das Behandlungsergebnis verbessern.

Die Ergebnisse wurden in einem Beitrag auf der Internationalen Konferenz "Systems, Man, and Cybernetics 2014" vorgestellt, die vom Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) organisiert worden war. Mit der Kommerzialisierung wird EMEREEG die Notfallversorgung und Lebensqualität von SHT-Geschädigten verbessern, vor allem in unterversorgten, abgelegenen und ländlichen Gebieten. Die kleinen und mittleren Unternehmen, die beteiligt waren, können zudem mit einer deutlichen Umsatzsteigerung und Schaffung von Arbeitsplätzen rechnen.

veröffentlicht: 2015-08-05
Kommentare


Privacy Policy