Neue Therapie gegen Anämie

Anämie in Folge chronischen Nierenversagens ist eine schwere Komplikation, die Millionen von Patienten in Europa betrifft. Auf Basis von Anticalin-Scaffolds entwickelt ein EU-finanziertes Forschungsprojekt nun eine neuartige Therapie gegen Anämie.

Charakteristisch für eine funktionelle Eisenmangel-Anämie sind erhöhte Hepcidinwerte im Blut. Hepcidin ist ein Peptid, das die Aufnahme von Eisen in den Blutkreislauf reguliert. Bei erhöhten Hepcidinwerten sammelt sich Eisen in den Zellen an, sodass weniger Eisen für die Produktion roter Blutkörperchen (Erythropoese) verfügbar ist.

Die Hepcidinhemmung wäre somit ein therapeutischer Ansatz zur Förderung der Erythropoese, Normalisierung des Hämoglobinspiegels und Vermeidung von Anämie. Das EU-finanzierte Projekt "European consortium for anticalins as next generation high-affinity protein therapeutics" (EUROCALIN) hatte sich die Entwicklung und Erprobung dieses neuen Ansatzes zum Ziel gesetzt.

Partner aus vier EU-Ländern hatten bereits einen neuen therapeutischen Wirkstoffkandidaten für die Antagonisierung von Hepcidin entwickelt und werden ihn nun klinisch testen. Bei dem therapeutischen Wirkstoffkandidaten handelt es sich um den spezifischen Binder Anticalin, einem neuen Scaffold-derivierten Protein aus der Familie der Lipocalin-bindenden Proteine.

Deutliche Fortschritte in den ersten drei Jahren erreichte das Projekt mit dem Beginn der klinischen Studie. Im Tierversuch wurde demonstriert, dass sich der anämische Prozess durch Hemmung von Hepcidin umkehren lässt. Am Rattenmodell wurde dies mit Hepcidin-spezifischem Anticalin innerhalb von zwei Wochen erreicht, wobei das Immunogenitätsrisiko niedrig blieb.

Eine 28-tägige Toxizitätsstudie bestätigte die Sicherheit des Medikaments, und es wurden weder eine unerwünschte Gewebeakkumulation noch Nebenwirkungen beobachtet, selbst in der Gruppe mit der höchsten verabreichten Dosis. Das Team etablierte das Herstellungsverfahren für das Medikament und erstellte Protokolle für die Phase I-Studie. Die Zulassung für die klinische Phase-I-Studie für PRS-080-PEG30 bei gesunden Probanden liegt inzwischen vor.

Das Projekt ist ein Gemeinschaftsvorhaben europäischer Hochschulen und Unternehmen im Bereich innovativer Proteingerüste. Hepcidintherapien sind eine erfolgversprechende Herangehensweise, um Anämie zu behandeln und die Blutbildung zu verbessern. Sie stellt den Verzicht auf eine potenziell toxische parenterale Eisenrepletion in Aussicht, was wiederum Patienten in Europa und weltweit helfen wird. Die klinische Validierung eines einzigartigen, sicheren und wirksamen neuen Therapeutikums wird eine große Behandlungslücke schließen.

veröffentlicht: 2015-07-27
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