Bei der
Familiären Amyloidose handelt es sich um eine Erbkrankheit, die sich
durch eine abnormale Ansammlung des Proteins Transthyretin (TTR) in
verschiedenen Organen auszeichnet. Von beinahe 100 Mutationen im TTR-Gen
ist bekannt, dass diese die Amyloidose auslösen. Bei betroffenen
Personen zeigt sich eine frühe und schwerwiegende Störung des autonomen
Nervensystems sowie ein Nachlassen der Sehfähigkeit.
Bei TTR handelt es sich um ein tetramerisches Protein, das sich im
Blut und in der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit befindet. Dieses fungiert
als Träger des Schilddrüsenhormons Thyroxin. Eine ungeeignete
TTR-Faltung führt zur Bildung nicht löslicher Fibrillen.
Die aktuelle Standardbehandlung bei einer familiären TTR-Amyloidose
besteht aus einer Lebertransplantation. Bestimmte Verbindungen haben
allerdings ebenfalls eine stabilisierende TTR-Wirkung gezeigt. Das von
der EU geförderte FIBRILLATION-Konsortium schlug vor, einen anderen
Ansatz zu verfolgen. Ein Schutz sollte über die Bindung spezifischer,
nicht natürlicher Peptide an TTR-Monomere erreicht werden.
Die Wissenschaftler analysierten verschiedene TTR-Segmente und
zeigten, dass diese in der Lage waren, Amyloidfasern zu bilden. Ein
zentrales Puzzleteil dieses Prozesses ist ein bestimmtes Protein, das
„Beta-Strang F“ genannt wird. Dieses wird in der monomerischen Form des
Proteins exponiert und kann zu einer TTR-Anstauung führen.
Unter Nutzung dieser Information entwickelte das Konsortium
TTR-spezifische Inhibitoren, die sich an die Stränge F und H haften,
wenn das TTR in monomerischer Form ist. Diese Inhibitoren verhinderten
in vitro eine abnormale TTR-Faltung und -Anstauung .
Um das Potenzial des Ansatzes als gültige Behandlungsmethode zu
testen, planen die Wissenschaftler die Anwendung der Inhibitoren in
Tiermodellen, bei denen die Krankheit vorliegt. Auch wenn sich die
FIBRILLATION-Strategie in einem vorläufigen Stadium befindet, bietet
diese eine vielversprechende Alternative im Vergleich zu herkömmlichen
Behandlungsmethoden.