Biomarker für chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Inststine, fot. By Anpol42 (Own work) [CC BY-SA 4.0
Inststine, fot. By Anpol42 (Own work) [CC BY-SA 4.0

Unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) versteht man chronische Entzündungen des gesamten Verdauungssystems. Europäische Wissenschaftler forschen nun an Biomarkern, um Krankheitsprognosen und klinische Behandlung zu verbessern.

IBD betrifft allein in Europa etwa 2 bis 3 Millionen Menschen und geht mit erheblichen Beschwerden und Leid einher. Bei der extremen Form Morbus Crohn ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, und doch sind die Prognosen meist schlecht. Als gesichert gilt allerdings, dass das klinische Ergebnis durch frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessert werden kann.

Hierfür wird an spezifischen Biomarkern für die Diagnose und Stratifizierung von Patienten nach Schweregrad der Erkrankung geforscht. In diesem Sinne untersuchte das EU-finanzierte Projekt "Diagnostic and prognostic biomarkers for inflammatory bowel disease IBD-BIOM" (IBD-BIOM) mögliche Biomarker für IBD.

Basierend auf einer Vielzahl von Proben aus Biobanken sollen phänotypische Patientendaten mit Omics-Daten abgeglichen werden. Mit Methoden aus der Epigenetik, Glycomik, Glycoproteomik und so genannter Activomics (Biomarkerforschung) werden diese Patientenproben analysiert. Auf epigenetischer Ebene sollen genomweite Veränderungen bei der DNA-Methylierung mit veränderter Genexpression in verschiedenen Stadien der IBD identifiziert werden.

Mittels Hochdurchsatz-Flüssigkeitschromatographie und Massenspektrometrie wird IBD-BIOM auch die Glykosylierung von IgG-Molekülen im Plasma analysieren und mit IBD-Entzündungen korrelieren. Vorläufige Daten zeigten, dass sich das Muster der IgG-Glykosylierung entzündungsbedingt verändert. Eine ähnliche Analyse der differentiell glykosylierten Proteine in Darmproben von IBD-Patienten ergab mehrere interessante IBD-relevante Hits, die noch weiter untersucht werden sollen.

Eines der wichtigsten Projektergebnisse ist die Activomics-Plattform, die von einem IBD-BIOM-Partner für die Biomarkerforschung entwickelt worden war und der Analyse von Enzymen dient, die die post-translationale Modifikation (Phosphorylierung, Glykosylierung oder Proteolyse) steuern. Bei Entzündungen sind die Proteasewerte erhöht, wie dies aber mit der Entstehung und Progression von IBD in Zusammenhang steht, ist noch nicht bekannt.

Durch Kombination genetischer, epigenetischer und glycomischer Daten will das IBD-BIOM-Konsortium Biomarker enthüllen, die mit den verschiedenen Phasen von IBD assoziiert sind. Die Aktivitäten werden auf der Projektwebseite zusammen mit Videos von Patienten präsentiert, die über ihre Krankheitsgeschichte und das Leben mit IBD berichten.

veröffentlicht: 2015-03-30
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