Bildgebende Verfahren für Herzmuskeltätigkeit

Imaging the beating of the heart
Eine europäische Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Herztätigkeit und strukturellem Aufbau des Herzmuskels. Die Ergebnisse und daraus hervorgehenden Methoden werden die Diagnose von Herzerkrankungen deutlich verbessern.
Kontraktionsfähigkeit und Funktion des Herzmuskels hängen entscheidend
von der Struktur und Architektur dieser Muskulatur ab. Die Muskelzellen
sind langgestreckt und schichtweise angeordnet. Neuere Erkenntnisse
zeigen, dass die Erregungsweiterleitung in den Ventrikeln in kritischer
Weise sowohl von der Ausrichtung der Muskelfasern wie auch dem
Schichtaufbau abhängig ist.
Offenbar gleiten diese Schichten während der Kontraktion
übereinander, was für die Verdickung des Herzmuskels sorgt. Allerdings
fehlte es bislang an der nötigen technischen Apparatur, um dieses
Prinzip am lebenden Gewebe zu demonstrieren.
Die Fortschritte im Bereich der Kernspintomographie (MRT)
ermöglichen inzwischen die mikroskopische Darstellung. Mit einem solchen
In-vivo-Herz-MRT (CMRI) untersuchen die Wissenschaftler des
EU-finanzierten MSIA, wie sich Herzmuskelstruktur und Architektur auf
die Erregungsweiterleitung und Kontraktionsfähigkeit auswirken. Vermutet
wurde dabei, dass das Gleiten der Schichten im Myokard auch in
Zusammenhang mit Arrhythmien stehen könnte.
CMRI wurde an zwei Schweinemodellen und einem Schafmodell für
Infarkt sowie gesunden Probanden durchgeführt. Die Auswertung der
strukturellen und funktionellen Bilder offenbarte, dass der
schichtartige Aufbau das Muster der elektrischen Erregungsweiterleitung
beeinflusst. Die Ergebnisse stützen auch die These, dass durch die
myolaminare Struktur des Herzmuskels die kontraktionsbedingte
Scherspannung im Herzmuskel minimiert wird.
Die Ergebnisse der Studie MSIA befördern die künftige Modellierung
der Struktur infarktgeschädigter Herzen, sodass auf diese Weise auch
geklärt werden könnte, wie sich die Myokardfunktion bei Herzerkrankungen
verändert.
Die Erforschung der physiologischen und anatomischen Strukturen und
Funktionen des Herzgewebes lässt Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeit
des gesamten Organs zu. So könnten langfristig neue Informationen zur
Herzentwicklung und Funktion im physiologischen und pathophysiologischen
Zustand die Diagnose von Herzerkrankungen verbessern.
veröffentlicht: 2015-03-26