Ursachen für chronische Leberentzündungen
Eine chronische Leberentzündung kann zum Leberzellkarzinom (HCC, hepatocellular carcinoma) führen, eine der häufigsten Arten von Leberkrebs und die dritthäufigste tödliche Krebserkrankung. Allerdings ist noch weitgehend ungeklärt, welche ersten zellulären und molekularen Ereignisse die Entzündung auslösen.
Das Projekt KONDEVANS2010 widmet sich näher den Mechanismen der
Leberentzündung. Das zweijährige, in Deutschland abgeschlossene Projekt
untersuchte an einem transgenen Tiermodell, wie chronische
Leberentzündungen letztendlich zum HCC führen.
Hierfür wurde ein Mausmodell mit einer Leberzell-spezifischen
Deletion von NEMO (NF-kB essential modulator) generiert. NF-kB ist ein
Transkriptionsfaktor, der die Apoptose reguliert und an Entzündungen,
chronischen Lebererkrankungen und der Tumorprogression beteiligt ist.
NEMO-defiziente Hepatozyten lösen chronische Entzündungen aus und führen
zur spontanen Entwicklung von HCC. Am spezifischen Tiermodell gelang
es, alle Stufen der entzündungsbedingten HCC detailliert zu
reproduzieren.
Die Projektpartner untersuchten gezielt spezifische Zellprozesse,
indem genetische Faktoren beim Mausmodell und zellbiologische Verfahren
kombiniert wurden. Hochdurchsatzmethoden wie Genexpressionsanalysen
(Mikroarrays) ermöglichten die Unterscheidung zwischen NF-kB-abhängigen
und -unabhängigen NEMO-Funktionen, die für die Leberhomöostase
entscheidend sind.
Dann wurden die für eine beginnende Leberentzündung typischen
subzellulären Veränderungen an Lebergewebeproben, primären Hepatozyten
und embryonalen Maus-Fibroblasten untersucht. Zu klären war auch,
inwieweit Autophagie und oxidativer Stress das Absterben von Hepatozyten
und die Entstehung von Hepatitis und HCC begünstigen.
Genexpressionsanalysen an Lebergewebeproben sollten Aufschluss über
Prozesse geben, die bereits im Frühstadium der Entzündung dereguliert
sind.
Morphologische und funktionelle Analysen an Mitochondrien ergaben
keinen Zusammenhang zwischen Organellenfehlfunktion und Absterben von
Hepatozyten. Die progressive Akkumulation von p62 in Hepatozyten wurde
mit genetischen Methoden und in vitro untersucht.
Offenbar werden entscheidende, aber unabhängige Signalwege für
pathophysiologische Prozesse in der Leber durch NEMO und Autophagie/p62
reguliert. Die Analyse ergab, dass anstelle von Apoptoseliganden auch
andere Stimuli Leberschäden verursachen können.
Die Klärung der zellulären Veränderungen in der Leber, die
Entzündungen auslösen, könnte die künftige Entwicklung neuer
Therapieansätze unterstützen.
veröffentlicht: 2015-03-02