Neue Faktoren für akute myeloische Leukämie

New factors in acute myeloid leukaemia
Die Erkrankungshäufigkeit für akute myeloische Leukämie (AML), der häufigsten akuten Leukämie bei Erwachsenen, nimmt mit dem Alter zu. Die Forschung an neuen Onkogenen und/oder Tumorsuppressoren, die an AML beteiligt sind, soll nun die Entwicklung neuer Therapien gegen Leukämie befördern.
AML resultiert aus verschiedenen genetischen Mutationen in
hämatopoetischen Vorläuferzellen. Dadurch verändert sich auch deren
Wachstum und Differenzierung, was zur Akkumulation dysfunktionaler
weißer Blutkörperchen im Knochenmark führt. Diese Zellen können sich
zwar noch teilen und vermehren, aber nicht mehr zu reifen
hämatopoetischen Zellen differenzieren. Zu den genetischen
Veränderungen, die bei AML stattfinden, zählen Mutationen in Onkogenen
und der Verlust von Tumorsuppressorgenen.
Das EU-finanzierte Projekt "In vitro and in vivo screens for novel
regulators in leukemia" erforschte weitere Faktoren, die an AML
beteiligt sind. Dabei konzentrierte man sich vor allem auf Gene, deren
Produkte durch kleine Moleküle gehemmt werden können, und die daher
Zielstrukturen für neue und spezifische Krebstherapien sind.
So wurden im Hochdurchsatzverfahren kurze Haarnadel-RNA (shRNA)
sequenziert und an gesunden Knochenmarkzellen von Mäusen
Toxizitätsstudien zu shRNA durchgeführt. Ein Screening ergab mehrere
Gene, deren Depletion zwar die Vermehrung von Leukämiezellen inhibierte,
gesunde Zellen aber gar nicht oder nur geringfügig beeinträchtigte.
Verwendet wurde eine gepoolte shRNA-Bibliothek, die auf alle größeren
Familien Chromatin-regulierender Elemente abzielt (Schreiben, Löschen
und Ablesen von Sequenzen) und insgesamt 319 Gene ergab. Dann erfolgte
ein In-vivo-Screening an MLL-AF9-Mäusen.
Eines der gefundenen Gene war Jmjd1c, das das Überleben von
Leukämiezellen in vitro und in vivo gewährleistet. Eine Jmjd1c-Depletion
bei menschlichen und Maus-Leukämiezellen resultierte in Apoptose. Wird
Jmjd1c herunterreguliert, beeinträchtigt dies die Genexpression von Myb
und Myc sowie die Signatur leukämischer Stammzellen. Entgegen früheren
Annahmen, dass Jmjd1c als H3K9me2/me1-Demethylase fungiert, ist Jmjd1c
nicht aktiv gegenüber H3K9-Methylmarkierungen.
Das NOREL-Projekt identifizierte mehrere potentielle therapeutische
Targets für Leukämie und validierte sie an präklinischen Modellen. Eine
vollständige Charakterisierung dieser Ziele wird Gegenstand künftiger
Studien sein.
veröffentlicht: 2015-02-27