Wäre es möglich, Wirksamkeit und Toxizität einer laufenden Chemotherapie mit Sicherheit zu beurteilen und vorherzusagen, könnte der Therapieerfolg deutlich verbessert werden. Mit einem Enzymdetektor, den europäische Wissenschaftler derzeit entwickeln, könnte dies nun Wirklichkeit werden.
Die Chemotherapie ist eine Art der Krebstherapie, die mit chemischen
Substanzen gegen die Symptomatik vorgeht und die Tumorlast reduziert.
Ein solches Chemotherapeutikum ist 5-Fluorouracil (5-FU), das sich mehr
als 40 Jahre im klinischen Einsatz bewährt hat und die DNA-Synthese bzw.
Transkription hemmt. Es ist allgemein gut verträglich und verhindert
wirksam die Vermehrung sich schnell teilender Zellen, zu denen auch
Krebszellen gehören.
Mitunter kommt es bei Patienten jedoch zu einer bestimmten
genetischen Variation, die eine DPD-Defizienz
(Dihydropyrimidin-Dehydrogenase) auslöst. Das Enzym katalysiert den
Stoffwechsel und deaktiviert 5-FU, was mit schweren toxischen Reaktionen
einhergehen und sogar tödlich enden kann. Bevor mit einer 5-FU-Therapie
begonnen wird, sollte daher unbedingt ein Screening auf DPD-Defizienz
erfolgen.
Ziel des EU-finanzierten Projekts
CARESS
ist die Entwicklung eines einfachen und kostengünstigen DPD-Tests, da
durch genaue Messung der DPD-Werte die Therapie auf den Patienten
eingestellt und damit die therapeutische Wirksamkeit verbessert werden
kann.
Das System von CARESS detektiert die DPD-Aktivität in kleinen
menschlichen Blutproben mit einer 5-FU-ähnlichen Sonde. Das
automatisierte elektronische Gerät enthält einen optischen Sensor, der
mittels chemischer Reaktion mit der Sonde freigesetzte Iodid-Ionen
detektiert und mit DPD-Werten korreliert.
Nach Identifizierung nutzerspezifischer chemischer, biologischer,
technischer und technologischer Anforderungen entwickelt das Konsortium
derzeit den Prototypen des Geräts. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem
geeigneten Verfahren, um periphere mononukleäre Blutzellen aus der
Probe zu isolieren, der Optimierung von Reaktionsbedingungen und
Stöchiometrie sowie einem standardisierten chromogenen Nachweis der
Iodid-Ionen.
Mit dem Einsatz einer 5-FU-ähnlichen molekularen Sonde für die
DPD-Aktivität könnte CARESS die Chemotherapie revolutionieren, da der
Nachweis unmittelbar vorliegt. Im Vergleich zu herkömmlichen
massenspektrometrischen Methoden wäre dies eine deutliche Verbesserung.
Vor allem könnte CARESS damit die routinemäßige Überwachung von
Patienten unter 5-FU-Therapie in klinischer Umgebung vereinfachen.