Im menschlichen Körper übertrifft die Gesamtmasse Tausender
verschiedener Bakterienarten die Anzahl menschlicher Zellen. Ihre
außerordentliche Bedeutung für Physiologie, Immunität und Ernährung ist
unbestritten, aber sehr komplex.
So ist das menschliche Mikrobiom zwar Gegenstand zahlreicher
Studien, für vergleichende Studien und Vermeidung von Abweichungen
müssen allerdings Protokolle standardisiert werden. Dem hat sich das
EU-finanzierte Projekt "International human microbiome standards" (
IHMS) verschrieben, indem es die Abläufe bei der Erforschung des menschlichen Mikrobioms standardisiert.
Hierfür vergleichen die teilnehmenden Gruppen Standardmethoden und
Probenahmeprotokolle und optimieren die Sequenzierung mikrobieller
Genome und Datenanalysen. In der ersten Projektphase wurde bei mehr als
20 Forschergruppen, die die Metagenomik der menschlichen Darmflora
untersuchen, die gegenwärtige Praxis dokumentiert.
Hinsichtlich der Probenahme optimieren die Partner verschiedene
Parameter wie Zeitpunkt und Temperatur, Lagerung und Versand, sowie
deren Einfluss auf die Probenqualität. Im Idealfall sollten Proben nicht
länger als einen Tag gelagert und auch beim Versand dauerhaft gekühlt
werden. Um zu vermeiden, dass das bakterielle Wachstum bei
Umgebungstemperatur zurückgeht, sollte der Versand luftdicht (unter
anaeroben Bedingungen) erfolgen. Die Empfehlungen von IHMS zu Probenahme
und Versand gewährleisten, dass die Mikroben den Zeitraum bis zur
Analyse unbeschadet überstehen.
Bisher sequenzierte das Konsortium aus 24 Stuhlproben extrahierte
mikrobielle DNA und verglich die darin entdeckten mehr als 3 Mio. Gene.
Nach Analyse und Erfassung der Daten ist eine phylogenetische Analyse
geplant, in der die phylogenetische Zusammensetzung jeder Probe bestimmt
wird, was als wichtige Methode zur Charakterisierung mikrobieller
Gemeinschaften gilt.
Die IHMS-Studie wird aufzeigen, wie genetische Faktoren, Ernährung
und unterschiedliche Lebensstile die Zusammensetzung der menschlichen
Darmflora beeinflussen. Durch Entwicklung neuer Arzneimittel kann die
endogene mikrobielle Zusammensetzung und damit auch die Gesundheit
insgesamt verbessert oder wiederhergestellt werden.