Ein ehrgeiziges, mit EU-Mitteln
finanziertes Projekt entwickelt personalisierte Impfstoffe, um Patienten
mit Glioblastom - einem der bösartigsten Hirntumoren - zu behandeln.
Die klinischen Versuche haben gerade begonnen und werden den Forschern
zu einem besseren Verständnis der Frage, wie individuelle Tumoren am
gezieltesten behandelt werden können, verhelfen.
Beim GAPVAC-Projekt handelt es sich um die erste durch die EU
finanzierte Initiative, die personalisierte Impfstoffe entwickeln
möchte, um diese Form des Hirntumors zu behandeln. Es besteht der
dringende Bedarf, die Versorgung der Patienten in diesem Bereich zu
verbessern, da die derzeit verfügbaren Behandlungen sich kaum auf das
Gesamtüberleben auswirken.
Bei den heute üblichen Therapien wird die Behandlung der Patienten
an die existierenden Arzneimittel angepasst. Dagegen will das
GARVAC-Projekt Therapien für jeden einzelnen Patienten entwickeln, indem
individuelle Zellmutationen ermittelt und angezielt werden. Die
Forscher sind jetzt dabei, relevante genetische Informationen von einer
Auswahl von Glioblastompatienten zu erheben.
Das Screening der ersten Patienten für diesen Versuch wurde am
Universitätsklinikum Heidelberg und am Universitätsklinikum Tübingen in
Deutschland durchgeführt. Die Forscher werden in Tumoren exprimierte
Gene, auf dem humanen Leukozytenantigenrezeptor (HLA) liegende Peptide,
tumorspezifische Mutationen sowie die Fähigkeit des Immunsystems
ermitteln, eine Antwort auf bestimmte Antigene zu initiieren.
Auf der Grundlage dieser Informationen werden sie anschließend zwei
Impfstoffcocktails verabreichen. Der erste Impfstoff wird eine
zugeschnittene Auswahl von Peptiden sein, auf dem Zielprofil des
individuellen Tumorgewebes und auf der Fähigkeit des Immunsystems der
Person beruht, eine Antwort auf die ausgewählten Ziele zu induzieren.
Der zweite Impfstoff wird auf der genetischen Analyse des Patienten
basieren und vor allem Mutationen anzielen, die im Tumor, aber nicht im
gesunden Gewebe vorkommen.
Durch die Aufnahme der klinischen Versuche an Patienten stellt
GAPVAC einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung von
personalisierten Tumorbehandlungen dar. Forscher glauben immer mehr,
dass personalisierte Therapien wie diese zu wirksameren Behandlungen
hinführen werden, die weniger schädlich für gesunde Zellen sind. Das
zentrale Ziel dieses Projekts ist es, nicht nur zu beweisen, dass
personalisierte Medizin die bessere Krankheitskontrolle und eine höhere
Gesamtüberlebensdauer ermöglicht, sondern auch zu zeigen, dass
personalisierte Impfstoffe praktikabel und realisierbar sind.
"Das Versuchskonzept ist genau die richtige Kombination einer
außergewöhnlichen Wissenschaft und eines rigorosen Protokolls für eine
Krankheit, für die stark vereinfachte Strategien in der Vergangenheit
nicht funktioniert haben", so Professor Wolfgang Wick, ärztlicher
Direktor der Abteilung für Neuroonkologie am Universitätsklinikum
Heidelberg. "Der wissenschaftliche Ansatz dieses Versuchs bietet jedem
betroffenen Patienten die Chance, klinisch zu profitieren. Außerdem
werden wir vieles lernen, was für künftige Anstrengungen in der
Immuntherapie nützlich sein wird, und somit eine Brücke zwischen der
Präzision der Genommedizin und der Immuntherapie schlagen."
Das GAPVAC-Konsortium besteht aus 14 Einrichtungen in Europa und den
Vereinigten Staaten. Es wird mit einer Beihilfe in Höhe von 6 Mio. EUR
aus dem RP7 der EU unterstützt. Die Forscher hoffen, dass die in diesem
Projekt durchgeführten Arbeiten, die 2017 abgeschlossen sein sollen, die
Türen für die Entwicklung von Impfstoffen für andere Tumorarten öffnen
werden.
Weitere Informationen sind abrufbar unter:
http://gapvac.eu/