Das Nervensystem, das aus Gehirn, Rückenmark und Nerven besteht, steuert unsere Körperfunktionen. Ist dieses System gestört, können die Auswirkungen gravierend sein, da dann die Fähigkeiten, sich zu bewegen, zu sprechen, zu schlucken und zu lernen beeinträchtigt sein können. Da neurologische Erkrankungen - Gehirnkrankheiten - häufiger bei älteren Menschen auftreten, steigt mit steigender Lebenserwartung auch deren Prävalenz.
Die Behandlung neurologischer
Erkrankungen hat daher sowohl gesellschaftliche als auch medizinische
Priorität. Zu diesem Zweck wurde kürzlich das von NEUROMED geleitete
Projekt NEUROBIOTECH aufgestellt, das eine internationale Forschungs-
und Innovationsgemeinschaft für Neurowissenschaften etablieren soll.
NEUROBIOTECH will Experten aus der ganzen Welt zusammenführen, um Wissen
zu teilen und Forschungsaktivitäten zu stimulieren.
Mit diesem Ansatz auf Gemeinschaftsbasis soll sichergestellt werden,
dass so viele Menschen wie möglich, angefangen bei medizinischen
Fachleuten bis hin zu den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, von den
Fortschritten in der Neurobiologie profitieren können. Das Projekt wird
den Forschern die Zusammenarbeit ermöglichen und verspricht Lösungen zur
Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
Es stehen immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über das
Nervensystem zur Verfügung, was vor allem auf die Fortschritte in der
Molekularbiologie und Computational Neuroscience zurückzuführen ist.
Dadurch konnten Neurowissenschaftler das Nervensystem auf
tieferliegender Ebene studieren. Allerdings muss die Zusammenarbeit
intensiviert werden, um diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in
medizinische Vorteile umzuwandeln. Hier kommt NEUROBIOTECH ins Spiel.
Das Projekt begann mit einer Einladung an Experten, die Methoden,
Wissen, Fachkräfte und Ideen austauschen wollten. Das neue Zentrum wird
sich auf Forschungsfelder wie die Genomik - die Untersuchung und
Sequenzierung von DNA - sowie Stammzellen konzentrieren, die wichtige
Durchbrüche versprechen. Stammzellen können sich selbst erneuern. Das
bedeutet im Einzelnen, sie können sich teilen und fortlaufend identische
Kopien produzieren. Dadurch unterscheiden sie sich von spezialisierten
Zellen wie etwa Blutzellen, die sich nicht selbst replizieren und daher
ernsthaft durch Krankheiten oder Verletzung beschädigt werden können.
Experten aus diesen und anderen Fachbereichen werden NEUROBIOTECH
als Forum zur Zusammenarbeit und zum Austausch von Forschung und Ideen
nutzen sowie als ein Ort, an dem sie Ideen in Produkte oder
Verbesserungen in der klinischen Praxis umsetzen können. Eine der
Hauptattraktionen des Projekts wird der Zugang zu topmodernen
Einrichtungen in Pozzilli, Italien, und in Brüssel sein. Darunter
befinden sich ein Radioisotopenlabor, eine Zellfabrik und ein modernes
Bildgebungszentrum. Die Ergebnisse von NEUROBIOTECH wird man zur
Verfügung stellen, um zur Orientierung der künftigen Forschungspolitik
beizutragen.
Das Projekt wird von NEUROMED, einem Forschungszentrum in Italien
geleitet, das auf Neurowissenschaften spezialisiert ist. Das Zentrum
arbeitet in Kooperation mit der Regionalverwaltung Molise, dem
italienischen Nationalen Forschungsrat sowie den Universitäten Rom
Sapienza, Tor Vergata und Molise zusammen. Auch mehrere ausländische
Forschungszentren und Unternehmen sind bereit, sich an dem
NEUROBIOTECH-Cluster zu beteiligen.
Die Pozzilli-Anlage befindet sich in einem Gebiet, das schwer von
der Wirtschaftskrise getroffen wurde. Investitionen in lokal angelegte
Forschung besitzen das Potenzial, neue hochwertige Arbeitsplätze zu
schaffen, und könnten der regionalen Wirtschaft einen Impuls geben. Als
Projektpartner hat die Regionalverwaltung Molise Finanzmittel für
Unternehmen und Forschungseinrichtungen bereitgestellt, die in der
Region investieren wollen.
Source: NEUROMED
Referenz: Gestützt auf eine CORDIS Wire-Pressemitteilung von NEUROMED