Quantenmechanik und freie Wahrscheinlichkeitstheorie
Die EU-finanzierte Forschung kann bedeutende Fortschritte bei der Ableitung mathematischer Beschreibungen der Quantenwahrscheinlichkeit verzeichnen, bei der es sich um eine Erweiterung der klassischen Wahrscheinlichkeit mit wichtigen Anwendungsbereichen in der Quantenphysik und Telekommunikation handelt.
Herzstück der Wahrscheinlichkeitstheorie ist die Algebra der
Zufallsvariablen. Dem herkömmlichen Ansatz folgend, wählt man einen
Probenraum und weist einer Anzahl von Ereignissen in diesem Raum eine
Wahrscheinlichkeit (Erwartung) zu, wodurch Algebren von Zufallsvariablen
aufgebaut werden. Die Zufallsvariablen, die Wahrscheinlichkeit, dass
ein bestimmtes Ereignis in dem Probenraum eintritt, sind vertauschbar,
was bedeutet, dass eine Veränderung der Reihenfolge der Operanden nicht
das Ergebnis verändert.
In der Quantenmechanik wird der Probenraum durch den Zustandsraum
ersetzt und die Erwartung ist nun der Erwartungswert für einen gegebenen
Quantenzustand. Physikalische Beobachtungsgrößen nehmen den Platz der
Zufallsvariablen ein, die im Allgemeinen nicht vertauschbar sein müssen.
Quantenwahrscheinlichkeit, die sogenannte nichtkommutative
Wahrscheinlichkeit, beinhaltet die Möglichkeit nichtkommutativer
Operationen, die sowohl klassische als auch Quantenzustände umfassen.
Anhand dieser in den 1980er Jahren entwickelten Wahrscheinlichkeit
konnte man Modelle von Quantenbeobachtungsprozessen erstellen, die viele
der scheinbaren Widersprüche der Quantenmechanik auflösen.
Die Quantenwahrscheinlichkeit beinhaltet viele verschiedene Begriffe
der Unabhängigkeit, von denen die bekannteste die freie
Wahrscheinlichkeit sein dürfte, deren Konzept um 1985 aufgestellt wurde.
Die Entdeckung von 1991, dass sie in engem Zusammenhang mit der
Zufallsmatrixtheorie steht, mündete in spannenden neuen Resultaten,
Konzepten und Werkzeugen sowie der Ermittlung wichtiger Anwendungen. Das
EU-finanzierte Projekt "Independence and convolutions in noncommutative
probability" (ICNCP) untersuchte die mathematische Theorie der freien
Wahrscheinlichkeit und freien Unabhängigkeit und versetzte die Grenzen
der klassischen und freien Wahrscheinlichkeit.
Das kurze Zweijahres-Forschungsvorhaben ergab neun Publikationen und
zehn Präsentationen. Die Erkenntnisse bilden einen wichtigen Beitrag zu
diesem Gebiet und letztlich zur Beschreibung und Entwicklung von
Geräten für die Praxis.
veröffentlicht: 2015-02-27