Ein Beweis für die Kraft der Zusammenarbeit in der Mathematik

Nicht viele von uns können von sich behaupten, eine "Tour de Force" auf unserem Gebiet vollbracht zu haben. Und wir können meist auch nicht sagen, dass unsere Arbeit als "Meisterleistung" ihrer Zeit gilt. Nun wurde einer der weltführenden Experten der Theorie dynamischer Systeme, der französisch-brasilianische Mathematiker Dr. Artur Avila, mit eben solchem Lob ausgezeichnet.

Nach dem Early Career Award, dem Michael-Brin-Preis und dem Herbrand-Preisist die steile und noch relativ kurze Karriere von Dr. Avila keine Überraschung. Im Alter von 16 Jahren legte er bereits eine unvorstellbare Begabung für Mathematik an den Tag. 1995 gewann er eine Goldmedaille auf der Internationalen Mathematik-Olympiade und erhielt bald ein Stipendium für das renommierte Instituto Nacional de Matemática Pura e Aplicada (IMPA) in seinem Heimatland Brasilien. Fünf Jahre später, in einem Alter, in dem die meisten Wissenschaftler in spe noch an einem Bachelor-Abschluss arbeiten, verließ Dr. Avila das IMPA mit einem Doktorgrad. Er zog nach Paris und entdeckte bald, dass die "Lichterstadt" ein ausgezeichneter Spielplatz für einen jungen Mathematiker ist, der auf die Zusammenarbeit mit Kollegen von Weltniveau erpicht ist.

"Das Wichtigste ist für mich die Interaktion mit vielen verschiedenen hochrangigen Mathematikern. Paris ist in dieser Hinsicht ideal. Dort findet sich die wahrscheinlich höchste Konzentration von Mathematikern der Welt. In Frankreich hatte ich die Möglichkeit, eine Forschungsposition in Vollzeit wahrzunehmen, und kam dabei mit einer gewaltigen Menge Mathematik in Kontakt, was eine optimale Situation für einen Einsteiger ist", erklärt er.

Etwa zehn Jahre nach seinem Umzug nach Paris begann Dr. Avila, inzwischen alsProfessor am IMPA und Forschungsdirektor am CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique), mit ERC-Unterstützung die Arbeit am Projekt "Quasiperiodic". Zusammen mit seinem Team untersuchte er zwei verschiedene Klassen dynamischer Systeme, die eine quasiperiodische Komponente aufweisen. Die erste Klasse besteht aus quasiperiodischen Kozyklen, die zweite Klasse aus Translationsflüssen auf Flächen höheren Geschlechts.

Zwei der kürzlich mit "Quasiperiodic" erreichten Erfolge, die Dr. Avila selbst als am wichtigsten erachtet, wurden gemeinsam mit seinen Forschungskollegen Mikhail Lyubich and Vincent Delecroix erzielt. Solche Gelegenheiten zur Zusammenarbeit könnten sich in den kommenden Jahren besonders häufig ergeben, da dynamische Systeme, Ergodentheorie und Spektraltheorie derzeit die aktivsten Bereiche der Mathematik darstellen. Und während sich Dr. Avila und seine Kollegen auf die reine Mathematik konzentrieren, führt die Erforschung dieser Theorien auch zu einer Reihe praktischer Anwendungen.

Mit seinem ERC Starting Grant konnte Dr. Avila fünf vielversprechende Post-Doktoranden aus Frankreich, den USA, Griechenland, China und Russland finanzieren. Dr. Avila erklärt: "Wir wollen gute Leute, und gute Leute kommen von überall her."

Organisationen wie der ERC, glaubt Dr. Avila, helfen Forschern, sich mit reiner Mathematik zu beschäftigen, obwohl es immer weniger vakante Stellen gibt. Er kommentiert: "Die ERC-Unterstützung ermöglichte mir, Post-Doktoranden mit flexibel zu finanzieren. Dies hilft, Menschen weiterhin mit Mathematik zu beschäftigen, obwohl keine dauerhaften Stellen entstehen. Wir müssen uns jedoch dringend mit der aktuellen Entwicklung befassen, durch die immer weniger Stellen in der reinen Mathematik verfügbar werden."

Obwohl Dr. Avila weiterhin die fruchtbare und dynamische Forscherszene genießt, die er in Paris als junger Post-Doktorand kennengelernt hat, wird er im August 2018 zumindest für ein paar Wochen nach Brasilien zurückkehren, wenn in seinem Heimatland der nächste Internationale Mathematikerkongress (International Congress of Mathematicians, ICM) abgehalten wird. Als Nachfolger von Korea, wo der ICM diesen Monat stattfindet, bietet sich Brasilien mit dieser Veranstaltung eine wichtige Gelegenheit, die Mathematik voranzutreiben. Dr. Alvila hofft: "Der ICM wird die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass mathematische Forschung tatsächlich existiert, und dass sie in Brasilien bereits auf internationalem Niveau betrieben wird. Dies könnte den entscheidenden Anreiz dazu liefern, dass junge talentierte Menschen die Mathematik als Karrieremöglichkeit in Erwägung ziehen."

Projektdetails

Forschungsbereich: Mathematik
Forschungsleiter: Dr. Artur Avila Cordeiro De Melo
Gasteinrichtung: Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), France
ERC-Projekt: Dynamics of quasiperiodic type (Quasiperiodic)
ERC-Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen: ERC Starting grant 2010
ERC-Finanzierung: 1 Million EUR für fünf Jahre


Links:

Webseite des Forschers

veröffentlicht: 2015-01-22
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