Die Migration ist weiterhin ein häufig diskutiertes Thema, da laut einem
UN-Bericht bis 2050 68 % der Weltbevölkerung in urbanen Gebieten leben werden. Obgleich eine gut organisierte Migration für Volkswirtschaften und Gesellschaften von Vorteil sein kann, könnten hierdurch auch Herausforderungen für politische Entscheidungsträger in Bereichen wie Wohnung, Bildung, Gesundheitsdienstleistungen, Infrastruktur und gesellschaftlicher Zusammenhalt hervorgehen. Daher ist die Prognose von Migrantionsströmen von herausragender Bedeutung. Eine Studie, die teilweise von den EU-finanzierten Projekten SoBigData und CIMPLEX unterstützt wurde, hat gezeigt, dass Menschen aus Kleinstädten eher migrieren, als Menschen aus Großstädten.
Die Ergebnisse wurden vor Kurzem in der Fachzeitschrift
„PLOS ONE“ veröffentlicht. Die Forscher erklärten: „Wir beobachten, dass Personen aus Kleinstädten häufiger zur Migration tendieren, dabei in ähnlich große Städte umziehen, wohingegen Personen aus Großstädten nicht so oft migrieren, wenn dies jedoch der Fall ist, neigen Sie dazu, in andere Großstädte umzuziehen.“
Binnenmigration und Stadtgröße
Zusammenfassend erklärt das University College London (UCL) in einer
Pressemitteilung in Bezug auf die Forschung, dass „die Größe der Herkunfts- und Zielstädte in dem Verhalten der Menschen, die von einem Ort an einen anderen umziehen, eine entscheidende Rolle spielt.“ In der gleichen Pressemitteilung sagte der UCL-Doktorand und leitende Forscher Rafael Prieto Curiel: „Die Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die zukünftige Integrationspolitik haben, da Regierungen präziser vorhersagen können, wohin Bürger innerhalb ihres Landes voraussichtlich umziehen werden.“ Er betonte, dass Migranten mit ihren Fähigkeiten und Tätigkeiten an ihrem Zielort zum Wohlstand beitrügen, „doch die Migration braucht eine Integrationspolitik und Sozialleistungssysteme, die es Neuankömmlingen ermöglichen, sich in einer neuen Umgebung niederzulassen und somit lokal einen umfassenden Beitrag zu leisten.“
In der Pressemitteilung erklärte Mitautor Prof. Steven Richard Bishop vom Fachbereich für Mathematik des UCL: „Das neue Skalierungsmodell wurde bislang nicht zur Identifizierung von Migrationsmustern verwendet. Es wendet eine mathematische Formel auf Migrationsmuster im Verhältnis zur Stadtgröße an.“ Prof. Bishop wies zudem darauf hin, dass das Modell zur „präziseren Vorhersage von Bevölkerungsbewegungen genutzt werden könnte, da es Verzerrungen korrigiert, die bei anderen Methoden auftreten. Dies ist eine wichtige, datengestützte Entwicklung, um zu enthüllen, wie sich Gemeinden und Regionen in Zukunft entwickeln werden.“
Die Studie war auf Binnenmigrationsmuster in den Vereinigten Staaten ausgerichtet. Als Stadt wurde ein Ort mit einer Bevölkerung von über 50 000 Menschen betrachtet. Alles, was darunter lag, wurde als ländliches Gebiet erfasst.
Das fortlaufende Projekt SoBigData (SoBigData Research Infrastructure) beabsichtigt laut der
Projektwebsite die Schaffung einer Forschungsinfrastruktur „für ethische wissenschaftliche Entdeckungen und fortschrittliche Anwendungen im Bereich des sozialen ,Data-Mining‘ für die verschiedenen Dimensionen des sozialen Lebens, die durch ,Big Data‘ erfasst werden.“ Es schafft Möglichkeiten für groß angelegte Analysen von Sozialdaten und Simulationsexperimente.
Die Vision von SoBigData in Bezug auf die Untersuchung verschiedener Aspekte von sozialer Komplexität, ausgehend von einer daten- und modellgestützten Perspektive, teilt auch CIMPLEX (Bringing CItizens, Models and Data together in Participatory, Interactive SociaL EXploratories). Eines der Ziele des Projekts CIMPLEX, das 2017 endete, bestand in der Erreichung fundamentaler theoretischer, methodischer und technologischer Fortschritte. Laut der
Projektwebsite zielte es zudem darauf ab, diese Fortschritte in einer gemeinhin einsetzbaren IKT-Plattform zu kombinieren.
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