Medien können inzwischen auf vielerlei Weise abgerufen werden, zum Beispiel über Mobilgeräte wie Tablet-PCs und Smartphones, und das Internet ist beinahe allgegenwärtig. Mit dieser Entwicklung hat sich auch die Nachfrage nach Inhalten erhöht, die On-Demand abgerufen werden können. Die medienproduzierende Industrie musste sich schnell an diese Veränderungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies hat die Entwicklung kosteneffektiver Medienworkflows erforderlich gemacht, die schnell und flexibel sind und viele verschiedene Quell- und Wiedergabeformate unterstützen. Die Flut neuer Inhalte stellt ältere Praktiken für Qualitätssicherung und Media Asset Management (MAM), die von umfassend verfügbaren Metadaten und Datenintegrität abhängig sind, vor Probleme.
Aktuelle Unternehmenslösungen, die diese Probleme beheben sollen, kommen aufgrund ihrer Kosten, der Komplexität der Implementierung und aus rechtlichen Gründen für kleinere, innovative Unternehmen häufig nicht in Frage – für gewöhnlich sind sie nur für größere öffentliche und private Produktionsunternehmen und Sendeanstalten interessant. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt RECAP (Real-time Content Analysis and Processing for Agile Media Production) ins Leben gerufen, um ein Gleichgewicht herzustellen. Dies soll erreicht werden, indem auf kürzlich durchgeführten Forschungsarbeiten zur automatischen Echtzeitanalyse und -verarbeitung von Inhalten aufgebaut wird, um eine kostengünstige, integrierte, skalierbare und offene kommerzielle Softwarelösung auf den Markt zu bringen.
Das RECAP-Team demonstrierte auf der NAB 2017, der größten Fernsehmesse der Welt, einen funktionierenden Prototyp. Diese Vorführung zeigte, wie Analyseworkflows mittels der onCore-Software von Tools On Air verwaltet werden können, und die Ergebnisse waren auf einer webbasierten Benutzeroberfläche einsehbar. Neil Anderson, der Geschäftsführer des Konsortiumsmitglieds NMR, fasst die Vorteile wie folgt zusammen: „Kunden mit Live-Video-Workflows oder archivierten Videos haben unter keinen Umständen ausreichend Zeit, alle ihre Inhalte zu sichten, zu analysieren und Entscheidungen über diese zu treffen.“ Die Benutzeroberfläche vereinfacht das Analyseverfahren.
Nachweis der Umsetzbarkeit
Die RECAP-Softwareplattform arbeitet mit Modulen, die Algorithmen enthalten, welche in Workflows für Echtzeit-Medienanalyse eingebunden werden können. Diese Algorithmen wurden entwickelt, um automatisch deskriptive und technische Metadaten zu extrahieren, und können in MAMs integriert werden, sodass Produzenten in Echtzeit ihre Videos in Sendequalität analysieren können. Der gleiche Ansatz kann auch zur Batch-Verarbeitung von Inhalten bereits bestehender Archive genutzt werden und ist so flexibel, dass er sowohl vor Ort als auch in Rechenzentren oder als cloudbasierter Dienst eingesetzt zu werden kann.
Gewährleistung eines marktreifen Endprodukts
Das finale RECAP-Produkt wird Videos in Sendequalität mit Echtzeit-Metadatenströmen liefern, die in einer Webbrowser-basierten Timeline sofort angesehen werden können. Mithilfe offener und dokumentierter APIs wird es Analysevorgänge und weitere Verarbeitungsschritte in kommerziellen MAM-Systemen, Workflow-Orchestrierungstools und Transkodierungssoftware ausführen. Die deskriptive Analyse von Video- und Audioinhalten wird die Erkennung von Objekten, Logos und Gesichtern sowie die Duplizierung von Inhalten umfassen.
Zur Unterstützung der Qualitätssicherung werden die technischen Metadaten zudem automatisch auf Mängel hinweisen, etwa auf ausgelassene Videoframes, und die Umsetzung von Verbesserungen ermöglichen, wenn beispielsweise Probleme hinsichtlich Schärfe oder Bildrauschen erkannt werden. Neben der Nutzung des Systems für Archive werden derzeit noch weitere Funktionen entwickelt, darunter die Erkennung von Text auf dem Bildschirm sowie eine Funktion zur automatischen Umwandlung von Sprache in Text, dank der die Inhalte einfacher zu durchsuchen sind.
Um sicherzustellen, dass RECAP für realistische Szenarien anwendbar ist und Industriestandards erfüllt, arbeitet das Projektteam mit einem Gremium aus Interessengruppen zusammen, in dem großen Sendeanstalten, Nachrichtenagenturen und Eigentümer von Inhalten vertreten sind, die die erforderliche Beratung leisten. Die Projektmitglieder planen außerdem einige Demonstrationen auf großen Messen, Konferenzen und Veranstaltungen von Partnern, die in den kommenden Monaten stattfinden werden.
Weitere Informationen:
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