Das Human Brain Project veröffentlichte letztes Jahr die erste Version der Medical Informatics Platform, und dieses leistungsstarke neue Tool führt bereits zu Ergebnissen. Über die Plattform können europäische Krankenhäuser und Forschungszentren interaktiv auf medizinische Daten zum Gehirn zugreifen, und die Projektpartner berichten, dass bereits fünf europäische Krankenhäuser und Forschungsgruppen angeworben wurden.
Die
Medical Informatics Platform (MIP) liefert europäischen Krankenhäusern und Forschungszentren interaktiven Zugriff auf medizinische Daten in Bezug auf das Gehirn. Das EU-finanzierte Human Brain Project (HBP) meldet, dass bereits fünf europäische Krankenhäuser und Forschungsgruppen angeworben wurden. Nun treffen die ersten verwertbaren Ergebnisse ein, darunter verteilte Analysen zu elektronischen Gesundheitsaufzeichnungen, Hirn- und Omik-Daten. Durch das Tool können zudem neue Formen von Demenz sowie die ersten biologischen Signaturen zur Prognose vor dem Ausbruch von Demenz gefunden werden.
Die Plattform stellt für Forscher und medizinische Fachkräfte in Europa eine dringend benötigte Ressource dar. Hochwertige Daten sind reichhaltig verfügbar, doch der größte Teil dieser Informationen wird in Krankenhäusern, Rechenzentren und Forschungseinrichtungen gespeichert, wo sie lokal genutzt werden. Hirnerkrankungen finden sich jedoch in jeder Bevölkerungsgruppe, und um sich einen Überblick über die verschiedenen Krankheiten und aktuellen Entwicklungen zu verschaffen, muss ein Ansatz verfolgt werden, der über die lokale Datenauswertung hinausgeht. Laut einer
kürzlich durchgeführten Studie ist mehr als ein Drittel aller Europäer von einer von fünfhundert Erkrankungen direkt betroffen, darunter Migräne, Sucht, Depression und Alzheimer.
Die MIP steht Forschern und Klinikern offen und soll zu umfassender Zusammenarbeit führen, indem sie neue Ideen und Netzwerke in ganz Europa und darüber hinaus fördert. Eines der wichtigsten Ziele des Tools besteht in der Charakterisierung vollständiger Krankheitsverläufe auf Grundlage der biologischen Signaturen der Erkrankungen, die von der molekularen Ebene bis hin zu beobachtbaren kognitiven und verhaltensbezogenen Störungen reichen. Der Einbezug der wissenschaftlichen und medizinischen Gemeinschaft ist zum Erreichen dieses Ziels von elementarer Bedeutung.
Zwar kann jedermann Zugriff beantragen und die angebotenen Daten abrufen, jedoch ist ein Bezug zum Feld der Neurowissenschaft erforderlich, um die Daten effizient nutzen zu können. Zu den Personen, die von den Daten am meisten profitieren werden, zählen Kliniker, Neurowissenschaftler, Epidemiologen, Computerentwickler und Fachleute aus der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung. Die Plattform ist das Ergebnis der Zusammenarbeit hunderter Akteure und wird als Infrastruktur stetig weiterentwickelt.
Die Software, die in jedem Krankenhaus eingesetzt wird, sammelt, anonymisiert, vereinigt und analysiert Patientendaten, anhand der an die Plattform gesendete Anfragen beantwortet werden können. Das HBP-Team entwickelt nun Verfahren, um die Sammlung von Gehirnabbildungen und die Verarbeitung zu verbessern. Sie arbeiten zudem an der Speicherung und Verteilung der Daten sowie an Tools für maschinelles Lernen, um biologische Signaturen aus komplexen Daten zu extrahieren.
Weitere Informationen:
ProjektwebsiteVideo zur Medical Informatics Platform