Um eine volle Stunde verkürzte Flugreisen klingen verlockend, und in einem EU-geförderten Projekt wird derzeit daran gearbeitet, genau dies zu erreichen. In PASSME wurde Stress als wichtigster Verzögerungsfaktor erkannt, und nun werden Lösungen entwickelt, um Flughäfen passagierfreundlicher zu gestalten. Dies umfasst auch neue Ansätze zur Gepäckabfertigung.
Um den Weg der Passagiere durch Flughäfen zu optimieren, arbeiten im Projekt PASSME (Personalised Airport Systems for Seamless Mobility and Experience) Partner aus den unterschiedlichsten Disziplinen zusammen, darunter Luftfahrt, Verkehrswesen, der Hochschulsektor, Konstruktion, Technologie und Kommunikation.
Das Projektteam hat sich vier Durchbrüche zum Ziel gesetzt, auf die es sich jetzt konzentriert. Der Gepäckdurchsatz ist ein Bereich, in dem Verbesserungen möglich sind, und es wurde ein Ansatz entwickelt, der nun vom Startup-Unternehmen Travel Light erprobt wird. Der nächste Schwerpunkt besteht im Entwurf eines Passagier-Vorhersagesystems, mit dem die Bewegung der Menschen durch den Flughafen besser geleitet werden soll. Dieses System wird derzeit noch konzipiert.
Mit dem dritten Durchbruch soll das Boarding reibungsloser ablaufen, und die Projektpartner installierten zu Testzwecken einen Flugzeugrumpf in ihrer Einrichtung, um zu untersuchen, wie Flugzeuge und die Flughafeneinrichtung verbessert werden können. Diese Konzepte sollen demnächst an den Flughäfen Amsterdam Schiphol und Hamburg getestet werden.
Nachdem die Forscher feststellten, dass dem Passagier zugetragene Informationen zusätzlichen Stress verursachen, wohingegen vom Passagier selbst nach Bedarf beschaffte Informationen zu einer Beschleunigung der Vorgänge führen, entwickeln die Partner nun eine Smartphone-App, über die Passagiere wichtige Flughafeninformationen erhalten können.
Ist der Flughafen der Zukunft gepäckfrei?
Mit diesen Zielen vor Augen erklären die PASSME-Mitglieder, dass die vorgeschlagenen Änderungen an der Gepäckabfertigung das größte Beschleunigungspotential aufweisen. Nach ihrer Einschätzung könnte die Reisezeit mit deren Umsetzung um 40 Minuten reduziert werden. Die Partner suchen derzeit nach Möglichkeiten, das Gepäck direkt von Haustür zu Haustür liefern zu lassen und so einen gepäckfreien Flughafen zu erreichen. Den PASSME-Partnern zufolge tendiere die Anzahl der falsch zugestellten Objekte bei einem Paketdienst gegen null, wohingegen in der Luftfahrt bei etwa 2 bis 3 Gepäckstücken pro 1000 Stück ein Fehler unterlaufe. Dieses Konzept würde jedoch auch seitens der Fluggäste Umstellungen erfordern, räumen sie ein.
Ein auf den Einzelnen ausgerichteter Ansatz für angenehmere Flugreisen
Dank des multidisziplinären Aufbaus sind auch Softwareentwickler beteiligt, die eine Smartphone-App konzipieren, mit der das von den Passagieren selbst gemeldete Stressniveau ausgewertet wird. Derzeit arbeiten die Entwickler daran, die App anschließend Orte in der näheren Umgebung empfehlen zu lassen, in denen sich der Benutzer am besten entspannen kann. Die Projektforscher sind überzeugt, dass Passagieren mittels Big Data in Echtzeit nützliche Informationen geliefert werden können, und mit der PASSME-App, für die gerade ein Konzept erstellt wird, soll genau das erreicht werden.
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