Wie viel sind Sie Facebook wert? Ein kostenloses neues Tool liefert die Antwort

Dass Facebook inzwischen mehr ist als nur eine Social-Media-Plattform, ist allseits bekannt. Mit der geschalteten Werbung erzielt das betreibende Unternehmen einen Umsatz von etwa 4 Mrd. Dollar im Jahr. Was die Facbook-Nutzer bisher jedoch noch nicht wussten, ist, welcher Profit aus ihrer Aktivität generiert wird.

Diese Frage hat Forscher an der Universität Madrid einige Zeit lang beschäftigt – ausreichend lange, um eine Anwendung zu entwickeln, mit der sie für jeden einzelnen Facebook-Nutzer in Echtzeit beantwortet werden kann. Das „Facebook Data Visualisation Tool“ (FDVT) steht als kostenlose Erweiterung für Google Chrome zur Verfügung und wird bald auch für Firefox und Opera erhältlich sein.

Die Anwendung ist sehr einfach zu bedienen. Nach dem Download müssen lediglich grundlegende Identitätsdaten angegeben werden, unter anderem Alter, Geschlecht, Beziehungsstatus, Interessen und Wohnland. Anschließend ermittelt das Tool den finanziellen Wert des Profils auf dem Werbemarkt. Von besonderer Bedeutung ist hier, dass dies in Echtzeit geschieht, da Facebook-Werbung sehr unsteten Bedingungen unterworfen ist und Angebot und Nachfrage stark schwanken.

„Offenbar hat jeder von uns, je nach seinem Profil, einen anderen Marktpreis, und das Tool liefert uns eine grobe Vorstellung von dem durch uns generierten Gewinn“, erklären Ángel und Rubén Cuevas, Professoren an der Universität Madrid und Entwickler der neuen App. „Wir ermitteln den Preis einer Werbeanzeige, die Sie als angemeldeter Nutzer auf Facebook sehen, also den Betrag, den die Werbetreibenden pro Benutzer, der diese Anzeige sieht, oder pro Klick auf diese Anzeige bezahlen.“ Die beiden Forscher stellten beispielsweise fest, dass ein Benutzer in Spanien mit nur etwa der Hälfte der Kosten verbunden ist wie einer in den USA.

Eine der interessantesten Tatsachen, auf die man bei der Nutzung von FDVT aufmerksam wird, ist, dass Facebook mit Benutzerdaten kontinuierlich Profit erwirtschaftet, unabhängig davon, ob der entsprechende Benutzer tatsächlich auf eine Anzeige klickt oder nicht. „Die Werbebranche erstellt immer ausführlichere Persönlichkeitsprofile von ihren potenziellen Kunden“, merkt Ángel Cuevas an. Dies äußerst sich darin, dass Benutzern – je nach ihrer Aktivität im Internet und ihren Eigenschaften – personalisierte Werbung angezeigt wird, sodass sich der Return on Investment der Werbetreibenden erhöht. „Zwischen dieser Personalisierung der Werbung (der Benutzer ausdrücklich zustimmen können, wenn sie dies möchten) und dem Schutz grundlegender Rechte muss ein sinnvoller Kompromiss gefunden werden“, sagt Cuevas.

Die Forscher versichern, dass sie FDVT nicht mit der Absicht entwickelten, Facebook in ein schlechtes Licht zu rücken, sondern das Unternehmen vielmehr dazu bewegen möchten, die Benutzer selbst über diese Tatsachen in Kenntnis zu setzen und Transparenz zu schaffen.

FDVT wurde im Rahmen des unter Horizont 2020 geförderten TYPES-Projekts entwickelt, in dem noch weitere Arbeiten durchgeführt wurden. Die Projektmitglieder hegen Bedenken hinsichtlich der Folgen intransparenter Werbepraktiken und Werbeblockern, welche die digitale Wirtschaft beeinträchtigen. Daher möchten sie Technologien und Tools entwickeln, implementieren und validieren, um private Daten zu schützen und Transparenz zu gewährleisten. Mit diesen Tools möchten sie Endnutzern eine bewusstere Entscheidung darüber ermöglichen, welche Daten sie preisgeben und welche nicht.

Das TYPES-Projekt wird voraussichtlich im Oktober 2017 abgeschlossen.

Weitere Informationen:
Projektwebsite

veröffentlicht: 2016-12-24
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