Durch die fortschreitende Popularität von Internet, Cloud-Computing und Hochleistungsrechnern haben sich neue und interessante Wege der Zusammenarbeit, Kommunikation und Datenspeicherung ergeben. Es werden jedoch dringend neue Rechenzentren benötigt, um mit der exponentiellen Zunahme des Online-Traffics Schritt halten zu können.
Daraus ergibt sich wiederum ein Problem – wie können wir weiterhin diese energieintensiven Einrichtungen aufbauen, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen? Den Interessengruppen fehlten bislang die notwendigen Werkzeuge, um Entscheidungen zu treffen, die optimal für die Kohlenstoffbilanz sind.
An diesem Punkt setzt das EU-finanzierte Projekt RENEWIT an. Das neu eingeführte Tool des Projekts –
jetzt online und kostenlos zu nutzen – richtet sich an die Betreiber von Rechenzentren, Planer und andere Interessengruppen, die neue Anlagen errichten und bereits bestehende mit energieeffizienten Maßnahmen und erneuerbaren Energiequellen sanieren wollen.
Das Tool wertet Daten zu mehr als 60 Standorten in Europa aus und analysiert somit über eine benutzerfreundliche Oberfläche die Kosten und den Nutzen verschiedener Effizienzmaßnahmen und Energiequellen für den Anwender. So können Einrichtungen leicht hinsichtlich Stromkosten, Zugang zu erneuerbaren Energien und anderer Faktoren, welche die Entscheidungen bei der Standortplanung für ein neues Rechenzentrum beeinflussen, verglichen werden.
„Nach drei Jahren der Forschung und Entwicklung ist es großartig, das fertige RENEWIT-Tool in Betrieb zu nehmen. Und noch besser ist, dass wir es kostenlos zur Verfügung stellen können“, sagte Andrew Donoghue, Projektsprecher von RENEWIT. „Das Tool ist wirklich einzigartig. Mit ihm können die Betreiber von Rechenzentren nicht nur die Vorteile und Kosten der erneuerbaren Energien vor Ort und im Netz abbilden, sondern auch die Effizienzgewinne durch Technologien wie Freikühlung und sogar das Auslastungsmanagement detailliert bewerten.“
Obwohl das Tool gegenwärtig auf Europa konzentriert ist, kann es mit weiteren Entwicklungen künftig auch auf Nordamerika und Asien erweitert werden.
Um diese Innovation zu entwickeln, arbeitet das Projektkonsortium von RENEWIT mit großen, datenorientierten Unternehmen wie der in den Niederlanden ansässigen Finanzdienstleistungsgesellschaft und Bank ING zusammen. Mithilfe von Modellen, die im Projekt entwickelt wurden, war man bei RENEWIT in der Lage zu zeigen, wie die Bank die Effizienz einer ihrer kohlenstoffneutralen Rechenzentren durch Verwendung einer Biogas-Brennstoffzelle und Erhöhung der Betriebstemperatur in der Einrichtung steigern könnte.
Das Projektteam fand zudem heraus, dass das Rechenzentrum einer Großbank im Süden Europas maßgebliche Energieeinsparungen erzielen könnte, wenn es eine Kalt-/Warmgangeinhausung einrichten würde, bei der hocheffiziente Kühlaggregate und ein Biogas-Brennstoffzellensystem eingesetzt werden. Im Projekt schätzte man, dass dieses Nachhaltigkeitsszenario jährlich 30 % der nicht erneuerbaren Primärenergien und 1 650 Tonnen an CO2-Emissionen einsparen würde. Angesichts der geplanten zukünftigen Erweiterung von Rechenzentren wären solche Einsparungen von erheblicher Bedeutung.
Im Projekt RENEWIT, das Ende September 2016 abgeschlossen werden soll, wurden noch weitere Werkzeuge entwickelt, die dazu beitragen, dass die wertvolle Forschung der letzten drei Jahre wirksam umgesetzt werden kann. Ein im Hinblick auf erneuerbare Energien optimiertes Überwachungs-Tool für Rechenzentren zur Verwaltung von Einrichtungen, die mithilfe erneuerbarer Energien – wie Sonnen- und Windenergie – vor Ort Strom erzeugen, steht nun als Demoversion auf der Website zur Verfügung. Im Projekt wurde zudem ein kostenlos erhältlicher Katalog mit fortgeschrittenen erneuerbaren und energieeffizienten Technologien veröffentlicht, der Betreiber von Rechenzentren dabei unterstützt, erneuerbare und energieeffiziente Verfahren umzusetzen.
Weitere Informationen:
RENEWIT Projektwebsite