Hyperspektralsensoren für die Erdbeobachtung (EO) erzeugen große Mengen an Daten, die enorme Speicherkapazitäten und viel Bandbreite des Downlink-Übertragungskanals benötigen. Um die Belastung der Ressourcen des Satelliten zu reduzieren, entwickeln EU-finanzierte Forscher neue Technologien für eine bordeigene Datenverarbeitung und -interpretation.
Hyperspektralsensoren machen Bilder in vielen, sehr engen,
zusammenhängenden Frequenzbändern in sichtbaren und nahen infraroten
Bereichen des elektromagnetischen Spektrums. Die Breitband-Bildgebung
ermöglicht die Unterscheidung von Merkmalen auf der Erdoberfläche, die
unterschiedliche Lichtabsorptions- und Reflexionseigenschaften haben. In
den letzten Jahren eröffneten Hyperspektraldaten wegweisende
Perspektiven für mehrere Anwendungen, unter anderem für die Beobachtung
des Klimawandels und der Stadtentwicklung.
Auch wenn Algorithmen für die Verarbeitung von Hyperspektraldaten
gut mit parallelen Systemen wie Rechnerclustern kooperieren, lassen sich
diese Systeme nur schwer für eine bordeigene Verarbeitung anpassen. Mit
dem Projekt
QI2S ("Quick image
interpretation system") sollte eine solche Plattform entwickelt werden,
deren leichten und stromsparenden Komponenten in die Nutzlast von
Erdbeobachtungssatelliten integriert werden könnten. Um dieses
ehrgeizige Ziel zu erreichen, bündelten sechs Partnern ihre Bemühungen
und ihr Know-how zu den einzelnen erforderlichen Komponenten.
In der ersten Projektphase entwarfen die QI2S-Forscher eine
Multicore-Engine auf FPGA-Basis (FPGA (Field Programmable Gate Arrays).
Neben ihrem geringen Gewicht und ihrer geringen Größe bieten FPGA
ähnliche Rechenleistungen zu niedrigeren Kosten und die Möglichkeit, den
anzuwendenden Datenverarbeitungsalgorithmus je nach Situation
auszuwählen. Die Konstruktion der System-Hardware umfasst Bausteine für
Verarbeitung und Interpretation von Hyperspektraldaten mit einer
High-Level-Befehlssprache, die ihre Rekonfiguration ermöglicht.
Das QI2S-System soll zu einer drastischen Reduzierung der zu
übertragenden Hyperspektraldaten führen. Durch die Bildauswertung an
Bord, so wird geschätzt, wird nur ein kleiner Teil der Bandbreite des
Downlink-Kanals benötigt (nicht mehr als ein paar Mbit/s). Statt Tage
oder sogar Wochen werden Endbenutzer dann nur noch wenige Minuten auf
die angeforderten Daten warten müssen. Eine solche Entwicklung ebnet den
Weg für zukünftige großartige Anwendungen wie etwa bei Frühwarnsystemen
für Naturkatastrophen.