Bisher war das Ziel bei Energieeinsparungen durch Computer die Hardware.
Die Hardware ist jedoch nur ein Teil, vielleicht sogar der kleinere,
wie ein neues EU-Projekt zeigt. Sogar bei energieeffizienter Hardware
geht viel Einsparpotenzial durch ineffiziente Software auf den Systemen
verloren.
Das Projekt
ENTRA, das bis
September 2015 läuft, hat einen experimentellen Software-Prototypen auf
Grundlage von Programmierungssemantik erstellt, der Programmierern
angibt, wie viel Energie der geschriebene Code verbraucht. Das
ENTRA-Tool funktioniert mit dem Programm und zeigt über eine
Code-Analyse und Energiemodellierung an, wie viel Energie der Computer
durch den Code verbrauchen wird und welchen Einfluss
Entwurfsentscheidungen auf die Energie haben werden.
"Stellen Sie einen Vergleich mit der Treibstoffeffizienz eines Autos an", sagte der ENTRA-Koordinator
Professor John Gallagher von der
Universität Roskilde
in Dänemark. "Wir fassen das als Eigenschaft des Autos auf. Sie kaufen
ein Auto, das ca. 8 Liter auf 100 km verbrauchen soll, aber das hängt
natürlich von Ihrer Fahrweise ab. Dasselbe gilt auch für Computer. Sie
denken, dass der Energieverbrauch mit der Hardware zu tun hat, aber es
scheint, dass mit derselben Hardware mehr Energie auf der Software-Ebene
eingespart werden kann, als Anstrengungen in die Entwicklung
energieeffizienterer Hardware gesteckt werden können. Genau hier kommt
das Projekt ENTRA zum Einsatz."
FÜR DEN PROGRAMMIERER SICHTBARER ENERGIEVERBRAUCH
Das Projekt ENTRA konzentriert sich auf Energieeffizienz als
Designziel und zielt darauf ab, energieeffiziente Produkte von
IT-Unternehmen schneller auf den Markt zu bringen. Das ENTRA-Tool zeigt
den Energieverbrauch in Watt (Energieverbrauch) oder nach absolutem
Energiebedarf (zur Beendigung der Aufgabe erforderliche Energie) je nach
Prozessorgeschwindigkeit (GHz) an. Anstatt warten zu müssen, bis das
Programm installiert ist und der Computer läuft, um die Energie zu
messen (oft ist es dann zu spät, um etwas zu ändern), erhält der
Programmierer frühzeitig ein Bild über den prognostizierten
Energieverbrauch des Codes.
Der Energieverbrauch von Computer ist eine Hauptsorge geworden,
sowohl in ökologischer Hinsicht für den CO2-Fuβabdruck als auch in
praktischer Hinsicht für eine längere Batterielaufzeit. Das schnelle
Wachstum beim Cloud-Computing in den letzten Jahrzehnten bedeutet, dass
Rechenzentren immense Energiemengen verbrauchen. Die Energie wird nicht
nur für die Kühlung benötigt, sondern auch um Daten zu verarbeiten und
zu transportieren. Der ENTRA-Ansatz kann dabei helfen, die verbrauchte
Energie bei der Programmierung und bei der Aufgabenplanung zu
verringern.
GROSSE EINSPARUNGEN BEI SMARTPHONE-BATTERIEN
Da die Nachfrage nach Rechenleistung exponentiell ansteigt, müssen
Software-Anwendungen energieeffizient aufgebaut werden, damit kleinere
Batterien weniger oft aufgeladen werden müssen.
Einerseits wird versucht, diese Probleme zu lösen, andererseits wird
der ENTRA-Prototyp auf drei typische energieintensive Komponenten
getestet: Echtzeit-Audioverarbeitung, robotische und motorische
Steuerung sowie Echtzeit-Netzwerkverbindungen. Die Referenzsoftware wird
auf Hardware bei
XMOS betrieben,
einem Unternehmen der Halbleiterbranche in Bristol, Großbritannien, das
für die Automobil-, Rechen- und Spielebranche tätig ist. Die Forscher in
diesem Projekt sehen, dass in diesen Fallstudien die
Energieeinsparungen mindestens 20 bis 50 % sein könnten, z. B. durch
Komprimieren von Programmen und Optimieren von Betriebszeiten für
geringere Prozessorgeschwindigkeiten.
XMOS plant, in seine Fertigungskette ENTRA-Komponenten für die
Energieoptimierung zu integrieren. Die Ergebnisse von ENTRA werden bei
den EACO-Workshops (Energy Aware Computing) auch international führenden
Unternehmen wie ARM und ST Microelectronics und weltweit führenden
Forschungseinrichtungen im Bereich energieeffiziente Rechenleistung
veröffentlicht.
Eine Umsetzung der ENTRA-Ergebnisse auf Systemebene sei machbar,
erklärte Professor Gallagher. "Der ganze Ansatz ist von bestimmter
Hardware oder einer bestimmten Anwendungsdomain unabhängig, das
bedeutet, er basiert nur auf der Semantik der Programmiersprache und
einem allgemeinen Energiemodell. Daher konnten wir dieselben Techniken
auf Hochleistungscomputer anwenden", betonte er.
Am Projekt ENTRA nehmen 4 Partner aus Dänemark, Großbritannien und
Spanien teil. Es startete im Oktober 2012, endet am 30. September 2015
und erhält eine Finanzierung im Rahmen von RP7 in Höhe von 2,1 Millionen
Euro.
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