Eine der größten Herausforderungen, der sich Experten für
Naturgeschichte gegenüber sehen, ist die Klassifizierung und Freigabe
der Menge an Daten, die ständig über die Millionen Arten auf der Erde
gesammelt wird.
Das Projekt VIBRANT mit einer Laufzeit von drei Jahren baute ein
Netzwerk von Online-Forschungsgemeinschaften aus, das Daten zur
Biodiversität sammelt. Dazu wurden diese Gemeinschaften mit den zur
Freigabe und Veröffentlichung der Daten erforderlichen Werkzeugen
ausgestattet. Durch diese Aktivitäten trug das Projekt dazu bei, die
Fragmentierung der Bemühungen für die Entwicklung von
Informationssystemen und Software für Biodiversität zu reduzieren.
Basierend auf Scratchpads, einer kostenlos nutzbaren
Open-Source-Online-Plattform, hilft VIBRANT dabei, Hunderte neuer
Online-Gemeinschaften zu gründen.
Die Gemeinschaften sind online miteinander verbunden und füttern
ihre Daten in die wichtigsten internationalen Datenbanken für
Biodiversität ein. VIBRANT unterstützt die Nutzer dabei, Artikel zur
Veröffentlichung vorzubereiten, bibliografische Datenbanken zu erstellen
und Referenzsammlungen für Bilder und Beobachtungen zu entwerfen. Ein
Werkzeug zur schnellen georäumlichen Analyse der Artenverteilung, eine
bürgerwissenschaftliche Meeresüberwachungsplattform sowie ein Rahmen zur
Analyse von Daten zur Biodiversität sind ebenfalls Teil des von VIBRANT
entwickelten Ökosystems der Dienstleistungen.
AMEISEN UND FLEDERMÄUSE, HUMMER UND WALE
VIBRANT hat die Anzahl an Nutzergemeinschaften von etwa 100 unter
EDIT, einem früheren EU-Projekt, auf heute über 580 erhöht. Etwa 6.500
aktive Nutzer untersuchen eine enorme Vielfalt von Arten auf globaler
Ebene. Eine Seite über Stabschrecken (Phasmiden) alleine vereint über
1.000 Nutzer, was das Interesse einer großen Gemeinschaft an der
Erforschung der Phasmidenarten zeigt.
"Mein taxonomischer Hintergrund ist auf parasitären Läusen
gegründet, wobei es etwa 5.000 individuelle Arten gibt, die auf etwa
5.000 Säugetieren und 10.000 Vögeln leben. Als ich mich genauer mit
dieser Gruppe befasste, fand ich es äußerst schwierig, all die
Informationen zu verwalten", erklärte ein Koordinator von VIBRANT, Dr.
Vince Smith vom Naturhistorischen Museum in London.
Unter Verwendung der Scratchpads-Vorlage erstellen Profi- und
Hobbywissenschaftler überall auf der Welt ihre eigene objektspezifische
Website, die im Museum gehostet wird. Sie geben Ihre Daten frei, indem
sie sie online veröffentlichen, wobei sie gleichzeitig das Eigentum an
ihnen behalten sowie die AGB des von VIBRANT errichteten Netzwerks
akzeptieren.
Scratchpads bietet außerdem Zugriff auf eine Reihe von Analysetools,
Identifikationsschlüssel und Datenbanken, die im Rahmen des Projekts
entwickelt oder verbessert wurden.
Darüber hinaus hat VIBRANT eine neue, von der Gemeinschaft
anerkannte und frei zugängliche Fachzeitschrift entwickelt, das
Biodiversity Data Journal (BDJ). Scratchpads-Nutzer können ihre
Forschungsergebnisse in einer Vorlage festhalten. Dadurch sind sie in
der Lage, einen entsprechenden Artikel zu verfassen, diesen
international, online und im BDJ zu veröffentlichen sowie die
Anerkennung für ihre Arbeit zu erhalten. Dies wurde durch die
Entwicklung des Pensoft Writing Tool (PWT), einem führenden Beispiel für
die nächste Generation der akademischen Veröffentlichungen, ermöglicht.
Das PWT agiert als integrierte Plattform zum Verfassen, Veröffentlichen
und zur Online-Kollaboration. Es verbindet die Scratchpads mit dem BDJ.
BIG DATA UND DIE INTERNATIONALEN BEMÜHUNGEN FÜR DEN UMWELTSCHUTZ
VIBRANT hilft allen Forschern dabei, ihre Daten auf einfache Weise
freizugeben und mit den wichtigsten Registern für Biodiversität zu
verknüpfen. Beispielsweise arbeitet Scratchpads mit GBIF (Global
Biodiversity Information Facility), PESI (Pan-European Species
directories Infrastructure), der Biodiversity Heritage Library und der
Online-Kooperation Encyclopedia of Life zusammen. Diese hat sich zum
Ziel gesetzt alle 1,9 Millionen der bekannten lebenden Arten des
Planeten zu dokumentieren.
Dr. Thomas Couvreur koordiniert in Kamerun eine
Scratchpads-Gemeinschaft zur Erforschung afrikanischer Palmen und
tropischer Annonengewächsen. "Sie stellen uns eine professionelle
Kollaborationsplattform für Kollegen auf der ganzen Welt zur Verfügung
und erlauben es uns so, Ressourcen, wie Fotos von Arten, Datensets,
Bibliografien und allgemeine Informationen auszutauschen", meint er.
Auch Eli Sarnat aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien
koordiniert eine Plattform über Ameisen: "Die Plattform hat eine für
mich entscheidende Frage beantwortet: Welche Daten zur Biodiversität
soll ich aufzeichnen und wie soll ich sie aufzeichnen?"
Das VIBRANT -Projekt lief von Dezember 2010 bis November 2013. Es
waren 17 Partner aus 9 Ländern beteiligt. Das vom Naturhistorischen
Museum in London geführte Projekt erhielt Finanzmittel in Höhe von 4,75
Millionen Euro vom RP7.
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