Ob privat oder
beruflich, wir alle nutzen soziale Medien. Aber wie viele Mitglieder
unseres Netzwerks sind für uns wirklich wichtig? Wie können wir
herausfinden, welche Person für ein bestimmtes Thema der richtige
Ansprechpartner ist? Wie können wir schnell mit dieser Person in
Verbindung treten und uns austauschen ? Diesen Aspekt verfolgte das auf
dreieinhalb Jahre angelegte EU-Projekt SOCIETIES
: Es sollte sogenannte Community Smart Spaces (CSS) schaffen,
sogenannte "intelligente Räume", in denen Mitglieder mit
schwerpunktorientierten Interessen in Verbindung treten, sich persönlich
treffen, Probleme und Ressourcen teilen und gemeinsam versuchen können,
Lösungen für nahezu jeden Lebensbereich zu finden.
EU FÜHREND BEI FORSCHUNG ZUM "INTERNET DER DINGE"
Die Forscher von SOCIETIES arbeiteten an der pervasiven Datenverarbeitung – seit inzwischen mehr als einem Jahrzehnt als Internet der Dinge bekannt. Ein vorausgegangenes IKT-Forschungsprojekt der EU, PERSIST
, betrachtete persönliche intelligente Räume und die Art und Weise, wie
Menschen zu Hause und in ihren Büros mit nur einem Gerät an
Technologien angebunden werden können. "Das offenkundige Problem ist:
Was geschieht, wenn mehrere persönliche intelligente Räume
zusammenkommen? Das brachte uns auf den Weg zu Community Smart Spaces
und führte zum Projekt SOCIETIES", erläuterte Koordinator Kevin Doolin von der Telecommunications Software and Systems Group (TSSG) des Waterford Institute of Technology in Irland.
Die Partner machten sich daran, eine Plattform einzurichten, um
Menschen, Ressourcen und Dienste aufeinander abzustimmen. Sie entdeckten
innovative Bereiche, in denen sie Nutzer dabei unterstützen konnten,
gezielter und privater miteinander in Verbindung zu kommen. Acht davon
wurden als Kerninnovationen bestimmt: Erfahrungen (über Nutzer);
Präferenzen (spezialisierte Muster der Gemeinschaft); Nutzerinteressen
(helfen Nutzern, ihre Ziele zu erreichen); Orchestrierung der
Gemeinschaft (Identifikation, wer und was passend ist); Kontext der
Gemeinschaft (Profitieren von kollektivem Wissen); Standort (genaue
Bestimmung, wer sich in der Nähe befindet); Vertrauen (strengere
Filtermechanismen); Datenschutz (Integration des Datenschutzes in die
Softwareentwicklung, statt ihn anschließend hinzuzufügen).
Es wurden drei Nutzergruppen ausgewählt, die die auf diesen
Innovationen basierenden Dienste erproben konnten. Beispielsweise
erprobten EDV-Studenten der Heriot-Watt University
in Edinburgh die individuellen Apps Personal Agenda und MyTV sowie die
Dozentenbefragung AskFree. Als Gruppe nahmen sie zudem an "Surfrennen"
und gemeinschaftlichen Ratespielen teil und organisierten Treffen
mithilfe einer Standort-App, die auf Geofencing-Technologie basiert. Man
fand, dass die Plattform SOCIETY in der Nutzung stabil und zuverlässig
war und nur geringe Ausfallzeiten hatte. Zudem war sie in der Lage, auf
den Einfallsreichtum der Studenten zu reagieren und mehrere Dienste mit
mehreren Nutzern gleichzeitig ablaufen zu lassen.
Bei einem anderen Versuch brachten die Forscher SOCIETIES zur
IKT-Konferenz 2013 der Europäischen Kommission, die mit 4.000
Teilnehmern in Wilna, Litauen, stattfand. Dort wurde Relevance
, eine App für die Termin- und Ablaufplanung und die Vernetzung bei
Konferenzen, ausprobiert und auf die Veranstaltung angepasst.
"Relevance" stellte wirksam Kontakte zwischen potenziellen Partnern her,
nutzte Projektalgorithmen und nutzerfreundliche Schlüsselbegriffe, um
den Teilnehmern bei der Entscheidung zu helfen, an welchen
Präsentationen sie teilnehmen oder welche Personen sie persönlich
treffen möchten. Das Feedback von Nutzern bei der Konferenz zeigte, dass
ein erhebliches Interesse an einer Anwendung besteht, die ein "soziales
Durcheinander" verringert. In der Tat zeigten sechs weitere
Konferenzveranstalter Interesse, eine derartige App bei ihren
Veranstaltungen einzusetzen. Um dieses Potenzial zu nutzen, wurde das
Unternehmen Fuseami Ltd. gegründet, das als Spin-off aus dem "SOCIETIES"
Projekt hervorging.
Ein dritter Versuch betraf Rettungskräfte in Deutschland, die an der
Simulation eines Waldbrandes teilnahmen. Sie trugen "iJackets", um
untereinander und mit einem entfernt liegenden
Katastrophenbewältigungszentrum verbunden zu sein.
SPIN-OFF DES PROJEKTS "SOCIETIES" IN IRLAND GEGRÜNDET
Fuseami bringt im November 2014 seine Networking-App für Konferenzen
heraus, die auf "Relevance" basiert. Die App funktioniert auf der
Grundlage eines intelligenten professionellen Profilabgleichs. Die
Neuheit ist dabei ein Modul, das potenzielle Kontaktpartner vergleicht.
Es lässt eine Reihe komplexer Algorithmen verschmelzen, um jedem Nutzer
für jede mögliche Verbindung eine Ähnlichkeitspunktzahl zu liefern, die
Bildung, berufliche Stellung, Interessengebiete und Schlüsselwörter
berücksichtigt. Diese basieren darauf, wen man gern treffen möchte. Die
TSSG sagt, dass die Nutzer mit dieser App "für sie relevante berufliche
Ansprechpartner erkennen, sich mit ihnen in Verbindung setzen und mit
ihnen Kontakt pflegen können."
"Die Idee besteht darin, das Durcheinander der sozialen Medien zu
durchbrechen und es den Menschen zu ermöglichen, sich über LinkedIn in
die Fuseami-App einzuloggen, wenn sie zu einer Veranstaltung oder an
einen bestimmten Ort gehen, und dort Menschen zu finden, die für sie von
Bedeutung sind", erklärte Kevin. "Es dient nicht dazu, auszugehen und
seine Freunde zu finden; die Idee besteht darin, Menschen zu finden, die
man noch nicht kennt. Es dient dazu, das Networking zu optimieren."
Die Plattform SOCIETIES enthält zahlreiche
Architekturbeschreibungen, Redaktionssysteme, Datenschutzüberwachungen
und weitere Spezifika, die für jeden Entwickler als Ganzes oder in
Modulen zum Download unter folgendem Link zur Verfügung stehen: http://www.ict-societies.eu/open-source/
SOCIETIES besteht aus 15 Partnern in 10 Ländern. Das Projekt lief
von Oktober 2010 bis April 2014 und erhielt eine Finanzierung in Höhe
von 10,6 Millionen Euro aus dem RP7.
Link zur Projektwebsite
Weitere Links
Societies-Plattform
Fuseami