Mit
Big Data
assoziiert man das Bild eines unendlichen Meeres an Bytes mit
unterschiedlichsten Informationen, deren Verwaltung selbst für große
Unternehmen schwierig ist. Und die Statistik ist beeindruckend: jede
Minute werden weltweit geschätzte 1,7 Millionen Milliarden Bytes an
Daten generiert, was einem täglichen Datenvolumen von 360.000 DVDs oder
mehr als 6 Megabyte pro Mann, Frau und Kind entspricht.
Doch wenn schon große Unternehmen Probleme mit Big Data haben, d.h.
Datenmengen, die zu groß sind, um sie mit herkömmlichen Methoden der
Datenverarbeitung auszuwerten, damit Forschungsergebnisse gewinnbringend
in die Praxis umgesetzt werden können, wie bewältigen dann erst kleine
Unternehmen diesen Datenwust? Dank modernster, kosteneffektiver Methoden
des Data-Mining und Menschen, die sich europaweit zusammentun,
eigentlich ganz gut.
Spannend an dieser Entwicklung ist, dass Big Data den großen
Durchbruch für europäische KMU darstellen kann – was die Europäische
Kommission veranlasste, zahlreiche Ausbildungs- und
Innovationsmöglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen im
Rahmen des Forschungsprogramms Horizon 2020 zu schaffen.
Riesige chancen für unternehmen abseits der IKT-branche
Dass die Analyse und Auswertung von Big Data allein in die Domäne
der IKT-Spezialisten fällt, ist ein Mythos. Zwar bietet sie tatsächlich
zahlreiche neue Perspektiven für IKT-Unternehmen, doch können auch
Datenproduzenten und Nutzer aller anderen Sektoren davon profitieren.
Zum Beispiel können Fertigungsunternehmen mit der Analyse von Big Data
ihre Produktionsprozesse effizienter gestalten. Auch Einzelhändler
müssen sich der Aufgabe stellen, wollen sie den Erwartungen einer neuen
Generation von Kunden gerecht werden, die jederzeit und überall
Informationen verlangen. Und genau hierfür können sie die neuen
Technologien nutzen. Allerdings brauchen KMU Unterstützung, mit der sie
in vollem Umfang von Big Data profitieren können. Zuerst einmal muss
geklärt werden, dass solche Arbeitsabläufe gar nicht so teuer oder
komplex sind, wie immer behauptet wird. Und hier kommt die Europäische
Kommission ins Spiel.
"Der Schlüssel ist eine bessere Datenanalyse, die zuverlässigere
Vorhersagen und evidenzbasierte Geschäftsentscheidungen ermöglicht, die
genau auf den Zielmarkt der KMU, die eigenen Kunden und deren
Bedürfnisse sowie Verhaltensweisen und Geschäftsmöglichkeiten
zugeschnitten sind", erklärt Katalin Imrei, Politikbeauftragte bei der
Europäischen Kommission und zuständig für Big Data. Hierfür benötigen
KMU, die Datenmengen in geringerem Umfang erzeugen als ihre größeren
Konkurrenten, qualitativ hochwertige, zuverlässige Daten und
Dienstleistungen, um innovative Produkte und Dienstleistungen zu
entwickeln und zu testen. Die Vernetzung von Datenverarbeitungszentren
ist ein wesentlicher Bestandteil der Pläne der Kommission und wird
entscheidend für den Transfer von Forschungsergebnissen und Tools sein.
Die Kommission unterstützt KMU in diesem Bereich seit fast zehn Jahren. Das Projekt
CODE
aus dem Jahr 2012 beispielsweise half mehreren kleinen Unternehmen bei
der Einrichtung von Tools für die gemeinsame Verwaltung von
Forschungsarbeiten. Das deutsche Start-up-Unternehmen
RapidMiner , das im Jahr 2006 als Rapid-I gegründet worden war, entwickelte seine Software im Rahmen der Projekte
E-LICO und
VISTA-TV und vertreibt diese nun in 50 Länder weltweit. Das unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) finanzierte Projekt
DOPA führte Finanz- und Wirtschaftsdaten für KMU zusammen, die diesen vorher nicht zugänglich waren.
"Die Zusammenarbeit mit großen Unternehmen, Universitäten und
Forschungsinstituten ist der Schlüssel für KMU, neueste Daten aus
Forschung und Innovation effektiv zu nutzen und neue
Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen, etwa wenn größere Unternehmen
spezielle Aufgaben an KMU vergeben", so Imrei.
Inkubator für Open Data bringt dinge in gang
Big-Data-Projekte erhalten 2014 und 2015 89 Mio. EUR aus dem
Fördertopf von Horizon 2020, u.a. für Forschung und Innovation zu
Business Intelligence (systematische Analyse elektronischer Daten),
Entscheidungsunterstützungsprozessen und -systemen für KMU und
Webunternehmer.
H2020
richtet zudem im nächsten Jahr einen sog. "Open Data Inkubator" ein, um
KMU bei der Entwicklung von Prototypen für Datenanwendungen zu
unterstützen. Der Inkubator ist mit einheimischen Unternehmen in ganz
Europa vernetzt, leistet Hilfestellung bei der Einrichtung von
Lieferketten für Produkte und Dienstleistungen, die offene
Datenressourcen nutzen, und regt Unternehmen an, eigene Datenbestände
für Versuche zur Verfügung zu stellen.
KMU müssen jedoch auch eigenverantwortlich ihre Unternehmenskultur
erneuern, wenn sie das Potenzial von Big Data nutzen wollen. Sie müssen
Datenverarbeitungsmethoden außerhalb ihrer traditionellen Strukturen
anwenden und bereit sein, Big Data aktiv in Entscheidungsprozesse
einzubinden. Sie müssen bereit sein, in das Datenmeer eintauchen und
sich die wachsende Menge an Informationen zunutze zu machen, die sich
ihnen darbietet.