Obwohl wir uns eine ungefähre Vorstellung von den Auswirkungen des
Klimawandels und der Umweltverschmutzung machen können, ist die
Erfassung detaillierter Messdaten eine echte Herausforderung. Sensoren
in jedem Feld oder Wald anzubringen, wäre teuer und zeitaufwändig, und
obwohl diese Sensoren den Umweltzustand messen können, sagen sie uns
nichts darüber, was mit den Pflanzen selbst passiert. Aber jetzt hofft
das von KMU angeführte Projekt
PLEASED (PLants Employed As SEnsing Devices) das ändern zu können, indem Pflanzen selbst als Umweltmonitore eingesetzt werden.
Dr Vitaletti , Projektkoordinator und Chief Technology Officer bei
WLAB
, einem italienischen KMU, das Wert auf eine Kultur der Innovation und
technischer Exzellenz im Bereich der drahtlosen Technologien und des
mobilen/pervasiven Computing legt, sagt dazu: "Pflanzen werden die
Wächter der Umwelt sein. Daher versuchen wir, die elektrischen Signale
von Pflanzen als Reaktion auf äußere Reize wie Schadstoffe zu
klassifizieren."
Apropos Pflanzen
Indem dieselbe Technologie zum Einsatz kommt, mit der Gehirn- und
Muskelbewegungen bei Menschen gemessen werden, sind Dr. Vitaletti und
sein Team der Ansicht, dass man auf diese Weise besser verstehen wird,
was in der Umwelt und folglich im Pflanzenleben geschieht. Er bezeichnet
diese Mischung aus lebendem Gewebe und digitalen Sensoren
"Cyborgpflanzen". Sobald sich diese vom PLEASED-Team entwickeltem
Mikrosensoren in der Pflanze befinden, können sie die von der Pflanze
erzeugten Signale erfassen, analysieren und mit denen von anderen
Pflanzen in der Nähe kombinieren. Dadurch lässt sich eine klare Analyse
der Umwelt erstellen. In anderen Worten, die Cyborgpflanze kann Ihnen
sagen, wie sie sich fühlt und warum.
Dr. Vitaletti und sein Team haben ihre Prototypen in der Hoffnung,
dass alle, vom Hobbygärtner bis zum Landwirt, eigene Pflanzensensoren
bauen werden können, aus billigen, leicht verfügbaren Komponenten
geschaffen. Dann könnte beispielsweise jeder feststellen, ob eine
Pflanze mehr oder weniger Sonne und Wasser braucht oder wie sich ein
bestimmter Dünger auf deren Gesundheit auswirkt. Und da die Lösung auf
Wi-Fi basiert, wäre die Überwachung des Gartens technisch vom Wohnzimmer
aus möglich.
Offene Designs und Offene Daten
"Die gesamte Architektur von PLEASED ist offen, damit eine
Gemeinschaft von Menschen geschaffen wird, die ein Interesse an der
Entwicklung einer solchen Technologie haben", sagt Dr. Vitaletti. "Wir
hoffen wirklich, dass die offene Gemeinschaft von PLEASED wachsen und
uns helfen wird, bessere und allgemeinere Ergebnisse zu erzielen. Wir
entwickeln jetzt das PLEASED-Kit, ein offenes System, mit dem die
Benutzer ihre eigenen Experimente durchführen und das Design verbessern
können."
Das PLEASED-Projekt stellt außerdem die von ihm erfassten Daten
kostenfrei zur Verfügung" "Die Verfügbarkeit eines großen,
hochwertigen Datensatzes ist notwendig, damit sich unser Projekt
entwickeln kann. Um Pflanzen als Messwertgeber zu nutzen, müssen wir
Klassifikationsalgorithmen entwickeln, die die von den Pflanzen
erzeugten Signale verstehen können", sagt Dr. Vitaletti. "Insbesondere
hoffen wir, dass die Forscher [in der Lage sein werden, ihre eigenen]
Klassifikationsalgorithmen am Datenbestand zu testen."
PLEASED unterstützt den Wandel zum Besseren.
Die Überwachung auf der Basis von Pflanzen eröffnet eine nie
dagewesene Palette von Möglichkeiten, um die Auswirkungen der
Umweltverschmutzung und des Klimawandels zu verstehen. Doch Dr.
Vitaletti betont, dass die Erfassung von Daten nur ein erster Schritt
zum Schutz unserer Umwelt für zukünftige Generationen sei.
"Wenn das
Verstehen der erste notwendige Schritt zur Veränderung ist, dann können
die Pflanzen dazu beitragen, indem sie uns ein wertvolles Werkzeug zur
Verfügung stellen, um unsere Umwelt besser zu verstehen und zu
überwachen", sagt er, "aber dann liegt die Veränderung in unseren
Händen.
PLEASED ist ein 1,45 Millionen-EUR-Projekt, das mit 1,07 Millionen
EUR aus dem Siebten Rahmenprogramm der Europäischen Union (RP7) unter
der Initiative für neue und künftige Technologien (Future and Emerging
Technologie, FET) finanziert wird. Das Projekt begann im Januar 2012 und
endet im Mai 2015.
Useful Links
Video
Worüber reden Pflanzen?Webseite der Europäischen Kommission zur Digitalen Agenda