Etwa ein Viertel aller europäischen Erwachsenen unter 25 Jahren befindet sich weder in einer Ausbildung, noch in einem Beschäftigungsverhältnis oder einer Weiterbildungsmaßnahme. Diese so genannten NEETs [aus dem Engl. 'not in education, employment or training'] tun sich schwer, in diesem harten Wirtschaftsklima den Fuß auf die erste Schwelle der Beschäftigungsleiter zu setzen. Junge Erwachsene sagen, dass sie mehr Vertrauen benötigen, Bewerbungsgespräche zu bewältigen, doch da sich nur sehr wenige Gelegenheiten bieten, fühlen sie sich häufig nervös und unvorbereitet, wenn sie in ein Gespräch gehen. Abhilfe soll nun ein EU-finanziertes Forschungsprojekt durch den Einsatz von Virtual Reality schaffen.
Jugendarbeitslosigkeit verursacht zahlreiche Probleme, angefangen bei
Armut bis hin zu sozialer Ausgrenzung. Je länger junge Menschen
arbeitslos sind, umso schwieriger wird für sie der Eintritt in den
Arbeitsmarkt.
Und sich für diesen ersten Job zu bewerben, ist meist beängstigend.
Junge Menschen, die zum ersten Mal eine Arbeitsstelle suchen, haben
nicht nur weniger Arbeitserfahrung als die Generation vor ihnen, sie
sind auch in einem Bewerbungsgespräch benachteiligt. Das Projekt TARDIS
(Training young Adults’ Regulation of emotions and Development of social
Interaction Skills) soll das Gleichgewicht wiederherstellen und bietet
jungen Menschen "virtuelle Bewerbungsgespräche", um soziale Kompetenzen
zu fördern und bei der Vorbereitung auf die reale Situation zu helfen.
TARDIS - Ein Mittel zum Erfolg
Die Designer des Systems - ein Konsortium aus Akademikern aus den
Niederlanden, Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich -
entwickelten ein System, das "virtuelle Agenten" verwendet.
"Die Plattform bietet eine realistische Gesprächsumgebung, die dem
echten Leben so ähnlich wie möglich ist", sagt die Projektmanagerin von
TARDIS, Aurélie Jonquoy. "TARDIS ist ein 'ernsthaftes Spiel', aus dem
viele möglicherweise einschränkende Merkmale, die in der realen Welt
bestehen, entfernt wurden. Da junge Menschen mit Computerspielen umgehen
können und sie mögen, ist der spielerische Aspekt von TARDIS sehr
wichtig. Auf diese Weise werden sie motiviert, immer wieder und so oft
zu üben, wie es nötig ist."
Das System besteht aus mehreren Teilen: der Benutzer interagiert mit
einem virtuellen Interviewer über eine Webcam und ein Audio-Headset.
Der virtuelle Interviewer stellt Fragen, gibt ein realistisches verbales
und nonverbales Feedback (aufmunternde Kommentare) oder zeigt
Langeweile wie auch Verärgerung.
Jungen Menschen bei der Stressbewältigung helfen
Das System verfügt auch über ein ausgeklügeltes Emotionsmodell. Auf
Basis von Körpersprache und Stimmlage kann es analysieren, wie der
Benutzer sich fühlt. Dank diesem Modell kann der virtuelle
Gesprächspartner dem Benutzer angemessene Antworten geben. Zusätzlich
kann der Nutzer mit einem Blick selbst sehen, in welcher Situation er
selbstbewusst, entspannt oder nervös gewirkt hat.
Das System wird nun beworben und Jugendorganisationen in ganz Europa
vorgestellt. Zu den ersten, die es einsetzen, gehört der CVJM Südwest
London. Sein Programm Get On Track richtet sich an junge Menschen in
einkommensschwächeren Stadtteilen Londons. Anna Harris,
Projektkoordinatorin von Get On Track, erklärt, warum sie das
Pilotvorhaben in Angriff nehmen wollten:
"Der Grund für unser Engagement im TARDIS-Programm war, jungen
Menschen wichtige praktische Hinweise und Erfahrungen für
Bewerbungsgespräche zu vermitteln. Regelmäßige Übungen mit dem Programm
werden jungen Menschen mit Sicherheit helfen, sich in eine
Interviewsituation zu versetzen und relevantes Feedback zu erhalten, was
wiederum ihre Gesprächsführung in Bewerbungssituationen unterstützt und
verbessert. Dadurch wird der Druck reduziert, der in einem
Bewerbungsgespräch empfunden wird, und der Schritt zum Erfolg wird
leichter."
"Mit TARDIS können junge Menschen ihre Stärken und Schwächen
erkunden und ihre Angst vor Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen
abbauen", sagte Dr. Jonquoy und fügt hinzu, dass überforderte
Jugendorganisationen mit dem virtuellen Interviewer vielen
benachteiligten jungen Menschen helfen könnten.
Link zu einem Projekt auf CORDIS
-
RP7 auf CORDIS
Link zur Projektwebsite:
-
Website von TARDIS
Andere Links:
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Website der Digitalen Agenda der Europäischen Kommission